Exhibitor: Michail Michailov Commissioner: Iara Boubnova; Curator: Irina Batkova; Venue: Spazio Ravà, San Polo 1100
CAMEROON (Republic of) *** The Time of the Chimeras
Exhibitors: Francis Nathan Abiamba (Afran), Angéle Etoundi Essamba, Justine Gaga, Salifou Lindou, Shay Frisch, Umberto Mariani, Matteo Mezzadri, Jorge R. Pombo, NFT (Kevin Abosch, João Angelini, Marco Bertìn (Berxit), Cryptoart Driver, Lana Denina, Alberto Echegaray Guevara, Genesis People, Joachim Hildebrand, Meng Huang, Eduardo Kac, Giulia Kosice, Julio Le Parc, Marina Nuñez, Miguel Soler-Roig, Miguel Ángel Vidal, Burkhard von Harder, Gabe Weis, Clark Winter, Shavonne Wong, Wang Xing, Alessandro Zannier, ZZH)
Curators: Paul Emmanuel Loga Mahop, Sandro Orlandi Stagl
Commissioner: Armand Abanda Maye Venue: Liceo Artistico Guggenheim,
Dorsoduro 2613 and Palazzo Ca’ Bernardo Molon, San Polo 2186
CROATIA Untitled (Croatian Pavilion) 2022
Exhibitor: Tomo Savić-Gecan.
Curator: Elena Filipovic Commissioner: Ministry of Culture and Media of the Republic of Croatia Venue: via Garibaldi 1513, Castello
CUBA Terra Ignota, (proposals for a New World)
Exhibitors: Rafael Villares, Kcho,Giuseppe Stampone
Curator: Nelson Ramirez de Arellano Conde Commissioner: Norma Rodriguez Derivet Venue: Isola di San Servolo
Exhibitors: Cypher Art Collective of Grenada: Oliver Benoit, Billy Gerard Frank,
Ian Friday, Asher Mains, Susan Mains, Angus Martin, Samuel Ogilvie, Giancarlo Flati,
Identity Collective, Anna Maria Li Gotti, Nino Perrone, Rossella Pezzino de Geronimo,
Marialuisa Tadei
Commissioner: Susan Mains; Curator: Daniele Radini Tedeschi Venue: Il Giardino Bianco Art SpaceVia Giuseppe Garibaldi, 1814
GUATEMALA Inclusion
Curator/Exhibitor: Christian Escobar “Chrispapita” Commissioner: Felipe Amado Aguilar Marroquin, Minister of Culture Venue: SPUMA – Space For The Arts Giudecca 800/R
IVORY COAST The dreams of a story
Exhibitors: Frédéric Bruly Bouabré, Abdoulaye Diarrassouba dit Aboudia,
Armand Boua, Saint-Etienne Yéanzi dit Yeanzi, Laetitia Ky, Aron Demetz
Curators: Massimo Scaringella, Alessandro Romanini Commissioner: Henri Koffissé N’koumo
Venue: Magazzino del Sale 3, Dorsoduro 264
KAZAKHSTAN (Republic of) * Lai-Phi-Chu-Plee-Lapa Centre for the New Genius
Curators/Exhibitors: ORTA collective (Alexandra Morozova, Rusten Begenov,
Darya Jumelya, Alexander Bakanov, Sabina Kuangaliyeva) Commissioner: Meruyert Kaliyeva; Venue: Spazio Arco, Dorsoduro 1485
MONTENEGRO The Art Of Holding Hands as we break through the sedimentary cloud
Exhibitors: Dante Buu, Lidija Delić & Ivan Šuković, Darko Vučković, Jelena Tomašević,
Art Collection of Non-Aligned Countries (Zuzana Chalupova, Rene Portocarrero,
Curator: Natalija Vujošević
unknown author from Iraq and Bernard Matemera Commissioner: Jelena Božović; Venue: Palazzo Malipiero, San Marco 3078-3079/A, Ramo Malipiero
NAMIBIA *** A Bridge to the Desert
Exhibitor: “RENN”
Curator: Marco Furio Ferrario Commissioner: Marcellinus Swartbooi, Senior Art Education Officer
of the Directorate of Arts: Ministry of Education, Arts and Culture; Venue: Isola della Certosa
Nepal
NEPAL*** Tales of Muted Spirits-Dispersed Threads-Twisted Shangri-La
Exhibitor: Ang Tsherin Sherpa (also known as) Tsherin Sherpa
Curators: Hit Man Gurung, Sheelasha Raj Bhandari Commissioner: Chancellor Kancha Kumar Karmacharya (Nepal Academy of Fine Arts),
Sangeeta Thapa (Founder Director Siddhartha Arts Foundation); Venue: Castello 994
NETHERLANDS (The) When the body says Yes
Exhibitor: melanie bonajo
Curators: Orlando Maaike Gouwenberg, Geir Haraldseth, Soraya Pol Commissioner: Mondriaan Fund; Venue: Chiesetta della Misericordia of Art Events, Cannaregio
PORTUGAL Vampires in Space
Exhibitor: Pedro Neves Marques Commissioner: Direção-Geral Das Artes; Curators: João Mourão/ Luís Silva; Venue: Palazzo Franchetti San Marco 2847
ROMANIA You Are Another Me – A Cathedral of the Body
Exhibitor: Adina Pintilie Commissioner: Attila Kim; Curators: Cosmin Costinas and Viktor Neumann Venue: Romanian Pavilion, Giardini
and New Gallery of the Romanian Institute for Culture and Humanistic Research
Palazzo Correr, Campo Santa Fosca, Cannareggio 2214
Mit der 1962 in Bamberg geborenen und in Berlin lebenden Künstlerin wählte der Kurator Yilmaz Dziewior eine international viel beachtete Position aus, die für ihre konzeptuelle
Vorgehensweise ebenso bekannt ist wie für ihren feinsinnigen Humor. Mit visuell minimalen Gesten, räumlichen Eingriffen und prozessual angelegten Werken analysiert Maria Eichhorn nachhaltig institutionelle Machtstrukturen sowie politische und ökonomische Zusammenhänge.
Große Aufmerksamkeit erlangte Maria Eichhorn bereits 2002 für ihre Arbeit Maria Eichhorn Aktiengesellschaft, die für die Documenta11 in Kassel entstand. Sie gründete eine Aktiengesellschaft, deren besonderer Status vorsah, dass ihr Kapital nicht vermehrt werden darf. Durch die Präsentation von Gründungsdokumenten sowie der Einlage von 50.000 Euro, die sie in einem akkuraten Bündel von hundert nagelneuen 500-Euro-Scheinen in einer Wandvitrine platzierte, entwarf Maria Eichhorn einen ästhetisch eindrücklichen Kommentar zum Verhältnis von Kunst und Ökonomie.
Internationale Beachtung erfuhr auch das 2017 anlässlich der documenta 14 von ihr gegründete Rose Valland Institut. Das seitdem in Kooperation mit verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen aktiv fortlaufende Projekt erforscht und dokumentiert die Enteignung der jüdischen Bevölkerung Europas. Ähnlich wie in ihren früheren Projekten – etwa Restitutionspolitik / Politics of Restitution (2003) und In den Zelten … (2015) – thematisiert Maria Eichhorn mit dem Rose Valland Institut ungeklärte Eigentums- und Besitzverhältnisse von 1933 bis heute und die bis in die Gegenwart nachwirkenden Folgen des Nationalsozialismus.
Maria Eichhorn ist genau die Künstlerin, die ich schon immer im Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig sehen wollte. Denn meiner Meinung nach gibt es nur wenige künstlerische Positionen, die sich ähnlich vielfältig und intensiv mit der deutschen Geschichte und deren Auswirkungen auf die Gegenwart beschäftigen wie Maria Eichhorn. – Yilmaz Dziewior
Die künstlerischen Projekte von Maria Eichhorn sind zumeist prozessual angelegt und zielen auf eine Durchleuchtung und Transformation bestehender gesellschaftlicher Ordnungen. Oftmals stellt sie dabei die Eigentumsfrage. Anlässlich der Skulptur. Projekte in Münster 1997 setzte sich Maria Eichhorn mit Grundbesitzverhältnissen auseinander und erwarb ein Grundstück im Stadtzentrum. Beim Wiederverkauf der Liegenschaft übergab sie den Erlös einem Verein, der gegen Gentrifizierung kämpft. Anlässlich der Documenta11 in Kassel gründete sie die Maria Eichhorn Aktiengesellschaft (2002), deren Grundkapital dem Geldkreislauf entzogen und deren Aktien an die Gesellschaft selbst übertragen wurden.
Mit der Ausstellung Restitutionspolitik / Politics of Restitution (2003) im Lenbachhaus in München begann sie ihre Recherche zu Kunstwerken, die in der NS-Zeit aus jüdischem Besitz entwendet wurden – ein Thema, das sie in weiteren Projekten fortführte. Unter dem Titel In den Zelten 4 / 5 / 5a / 6 / 7 / 8 / 9 / 9a / 10, Kronprinzenufer 29 / 30, Beethovenstraße 1 / 2 / 3 (1832 bis 1959) > John-Foster-Dulles-Allee 10 (seit 1959), Berlin (2015) ermittelte sie anlässlich der Ausstellung Wohnungsfrage im Haus der Kulturen der Welt in Berlin die Eigentumsverhältnisse des Grundstücks, auf dem das Gebäude errichtet worden war. Ihre Arbeit, bestehend unter anderem aus Bodenzeichnungen, Grundbuchauszügen und weiterführenden Texten, legt offen, dass die Kongresshalle (später Haus der Kulturen der Welt) teilweise auf enteignetem Land gebaut wurde, das hätte restituiert werden müssen. Anlässlich der documenta 14 erwarb sie mit Building as Unowned Property (2017–) eine Immobilie in Athen, um sie in Nichteigentum zu überführen, und gründete in Kassel das Rose Valland Institut (2017–) zur Erforschung der Enteignung der jüdischen Bevölkerung Europas und deren Nachwirkungen bis in die Gegenwart.
Mit dem Verhältnis zwischen Eigentum und Besitz beschäftigt sich Maria Eichhorn ebenso intensiv wie mit jenem zwischen Arbeit, Wert und Zeit. Ihre Ausstellung 5 weeks, 25 days, 175 hours (2016) in der Chisenhale Gallery in London bestand darin, allen Mitarbeiter*innen eine Auszeit von ihrer Arbeit zu geben. Über die gesamte Laufzeit der Ausstellung blieb die Institution geschlossen. Im gleichen Jahr ließ sich Maria Eichhorn von der Stadt Köln als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum Ludwig anstellen und thematisierte unter dem Titel Arbeitsvertrag zwischen der Stadt Köln, vertreten durch die Oberbürgermeisterin, und Frau Maria Eichhorn (2016) die Frage nach dem gesellschaftlichen Stellenwert künstlerischer Arbeit. Maria Eichhorn wurde 1962 in Bamberg geboren und lebt in Berlin. Sie studierte zwischen 1984 und 1990 an der Hochschule der Künste Berlin bei Karl Horst Hödicke. Seit 1999 lehrt sie als Professorin, zunächst als Gastprofessorin am California Institute of the Arts in Valencia, seit 2003 an der Zürcher Hochschule der Künste. Neben ihren documenta-Teilnahmen 2002 in Kassel und 2017 in Athen und Kassel nahm Maria Eichhorn mehrmals an der Biennale di Venezia (2015, 2001, 1993), zahlreichen weiteren internationalen Biennalen wie etwa in Guangzhou (2008), Berlin (2008, 2004), Sevilla (2006), Istanbul (2005, 1995), Łódź (2004), Yokohama (2001) sowie an Skulptur. Projekte in Münster 1997 teil. Seit 1986 stellt sie in namhaften Institutionen aus. 2018 bis 2019 war eine umfangreiche Werkschau im Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich unter demTitel Zwölf Arbeiten / Twelve Works (1988–2018) zu sehen.
Maria Eichhorn wurde unter anderem mit dem George-Maciunas-Preis (1992), dem Arnold-Bode-Preis der Stadt Kassel (2002) und dem Premio Paolo Bozzi per l’Ontologia der Universität Turin (2018) ausgezeichnet. Von 2018 bis 2020 war sie Georg-Simmel-Stipendiatin und Fellow am Käte Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“ der Universität Bonn, wo – in Kooperation mit dem Kunsthistorischen Institut – auch ihr Rose Valland Institut untergebracht war. Seit 2020 ist Maria Eichhorn Forschungsstipendiatin des Berliner Förderprogramms Künstlerische Forschung. 2021 erhält sie den Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste in Berlin.
Kurator: Yilmaz Dziewior
Yilmaz Dziewior Foto: Nathan Ishar
Yilmaz Dziewior, geboren 1964 in Bonn, lebt in Köln.
Er studierte in Bonn und London Kunstgeschichte und promovierte 2005 an der
Humboldt-Universität zu Berlin über den Architekten Ludwig Mies van der Rohe. Seit Februar 2015 ist Yilmaz Dziewior Direktor des Museum Ludwig in Köln, für das er bereits von 1996 bis 1999 tätig war. Von 2009 bis 2015 leitete er das Kunsthaus Bregenz (KUB). Für die 56. Biennale Arte in Venedig 2015 kuratierte er als Kommissär den Beitrag von Heimo Zobernig im Österreichischen Pavillon. Vor seiner Tätigkeit in Bregenz war Dziewior acht Jahre Direktor des Kunstvereins in Hamburg und lehrte parallel als Professor für Kunsttheorie an der dortigen Hochschule für bildende Künste. Seine Texte erschienen regelmäßig in artforum (New York), Camera Austria (Graz) und Texte zur Kunst (Berlin). Er hat über 60 Bücher und Kataloge zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts herausgegeben und für Institutionen wie das Stedelijk Museum in Amsterdam, die Hamburger Kunsthalle, die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf und das Museum of Contemporary Art in Los Angeles Katalogbeiträge verfasst. Yilmaz Dziewiors kuratorische Arbeit zeichnet sich durch ein dezidiertes Interesse an gesellschaftlichen Fragestellungen aus, wobei besonders seine Beschäftigung mit identitätspolitischen und kulturellen Zuschreibungen hervorzuheben ist. Er verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, der vor allem bei Ausstellungen und Projekten an den Schnittstellen mit Architektur (u. a. mit Arno Brandlhuber, raumlabor Berlin, Kuehn Malvezzi, Eckhard Schulze-Fielitz) sowie Theater und Tanz (u. a. mit She She Pop, Yvonne Rainer) sichtbar wird. Eine Grundprämisse seiner Vorgehensweise ist die Analyse des jeweiligen Kontextes, die sowohl in den von ihm initiierten experimentellen Ausstellungsreihen HIER UND JETZT im Museum Ludwig in Köln, der KUB Arena in Bregenz als auch Insert für den Kunstverein in Hamburg zum Ausdruck kommt
In den letzten 20 Jahren hat Yilmaz Dziewior unter anderem mit Yael Bartana,
Cosima von Bonin, Maria Eichhorn, VALIE EXPORT, Harun Farocki, Andrea Fraser,
Wade Guyton, Barbara Kruger, Gabriel Orozco, Ed Ruscha, Pascale Marthine Tayou,
Rosemarie Trockel, Danh Võ und Haegue Yang an großen Einzelausstellungen zusammengearbeitet.
Zu seinen Gruppenausstellungen zählen Formalismus. Moderne Kunst, heute,
This Place is My Place – Begehrte Orte, Wessen Geschichte, So machen wir es.
Techniken und Ästhetik der Aneignung, Liebe ist kälter als das Kapital und Wir nennen es Ludwig.
Das Museum wird 40!. Seit August 2019 ist Yilmaz Dziewior Mitglied der Jury der Kulturakademie Tarabya.
Haus der Waffenlosigkeit / Bundesrepublik Deutschland
Haus der Waffenlosigkeit / Bundesrepublik Deutschland (House of Weaponlessness / Federal Republic of Germany) – this was written on the outside wall of the German Pavilion in 1988.
The artist Felix Droese introduced the visitors of the 43rd Biennale Arte to his exhibition with these powerful words that today feel more actual than ever. In the absence of weapons,
he saw the force of nature, interconnecting it with art and civilization.
“Weaponlessness is purposeless power“, Droese declared in the catalogue of the German Pavilion 1988. “Weaponlessness is the inherent power of nature”. Known for his papercut art, he recycled leftover papers to create collages that remind of a world between humans, animals, and objects, projected to the pavilion’s walls. This was just when the 200 year anniversary of the French Revolution was about to take place, and one year before the fall of the Berlin wall, at the end of the Cold War.
Just a few days ago and 35 years later, German chancellor Olaf Scholz declared to ramp up the country’s defense spending by a special fund of 100 billion Euro in the light of the war in Ukraine and yesterday, the German government approved a shipment of 2,700 Soviet-era, shoulder-fired Strela missiles to Ukraine. This is what has become of the idea of a “House of Weaponlessness” in 2022.
Kaum ein Ausstellungszusammenhang ist ähnlich aufgeladen und mit Bedeutungen belegt wie die Länderbeiträge einer Biennale. Nationale Repräsentation und kulturelle Zuschreibungen – die Gefahren jedes Länderpavillons – sind nicht selten mit Konflikten verbunden. Dies gilt in ganz besonderem Maße für den Deutschen Pavillon in Venedig.
Die ersten deutschen Beiträge der 1895 als Verkaufsausstellung gegründeten Biennale di Venezia fanden noch in den internationalen und deutschen Sälen im Hauptausstellungsgebäude der Giardini statt. Seit 1909 diente der Bayerische Pavillon, der 1912 in den Deutschen Pavillon umbenannt wurde, als Ort der Repräsentation. Dieser wurde 1938 zur faschistischen Herrschaftsarchitektur umgebaut. Auch wenn der nationalsozialistische Reichsadler über dem Eingangsportal nach dem Krieg entfernt wurde und 1984 an den Seitenflügeln die Schriftzüge „Bundesrepublik Deutschland“ und „Repubblica Federale di Germania“ in Abgrenzung zu der seit 1982 teilnehmenden Deutschen Demokratischen Republik (DDR) angebracht wurden, repräsentiert die Architektur des Deutschen Pavillons bis heute ungebrochen eine faschistische Formensprache.
Deshalb verwundert es nicht, dass die in der Vergangenheit eingeladenen künstlerischen Positionen immer wieder gegen diese Architektur und den Geist, den sie ausstrahlt, vorgingen. Hans Haacke stemmte beispielsweise den Travertinboden des Pavillons auf, so dass die brachial gesplitterten Steinplatten an Das Eismeer von Caspar David Friedrich erinnerten. Anne Imhof verbaute die Architektur mit transparenten Wänden und einem Glaspodest, das den Eintretenden schier den Boden unter den Füßen entzog. Und Natascha Sadr Haghighian positionierte unter dem Pseudonym Natascha Süder Happelmann im Hauptraum eine riesige Wand, die gleichermaßen an die Mauer eines Stausees wie auch an die sogenannte „Festung Europa“ gemahnte.
Das in vielen Beiträgen wahrzunehmende allgemeine Unbehagen ist nicht zuletzt eine Reaktion auf die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert und die von Deutschen verübten Gräueltaten an der jüdischen Bevölkerung und all jenen, die nicht der Ideologie des Naziregimes entsprachen. Wie positioniert sich ein Land mit dieser Vergangenheit im Kontext aktueller globaler Krisen? Welche Möglichkeiten hat die Kunst vor diesem Hintergrund? Und wie gelingt es ihr, sich diesen Fragen zu stellen und gleichzeitig eine eigene Haltung und Bildsprache zu entwickeln?
In diesem Sinne fokussiert der Deutsche Pavillon auf der Biennale Arte 2022 Aspekte politischer und kultureller Repräsentation sowie der gesellschaftlichen Bedeutung künstlerischer Produktion, die in unserer heutigen herausfordernden Zeit von besonderer Aktualität sind.
“It matters what worlds world worlds: how to tell stories otherwise”
Manifesta 14 will feature 40 artistic and urban interventions announced today, of which 32 works have been newly conceived especially for the biennial. The whole programme will bring together 77 participants from some 32 countries, including 17 collectives, 37 participants from Kosovo and an additional 16 from the Western Balkans. Thus, 48% of the participants and collectives are Kosovar, including projects commissioned via the Manifesta 14 Kosovo Projects Open Call, a crucial part of giving representation to the rich cultural world of Kosovo.
Aiming to transform the biennials model into a participatory and collaborative catalyst for social change, the 14th edition Manifesta has shifted its focus from temporality to consistency, from an ephemeral exhibition event to creating a more sustainable, inclusive practice. This new structural approach will be evaluated throughout the biennial and potentially implemented as a model for future Manifesta editions (Barcelona 2024, Ruhr 2026, and more to be announced).
Palace of Youth and Sports – Copyright Manifesta 14 Prishtina Atdhe Mulla
Der konzeptionelle Rahmen der Manifesta
Prishtina, die Hauptstadt des Kosovo und eine der jüngsten Hauptstädte Europas überhaupt, ist zum Epizentrum eines alternativen Biennale-Modells geworden. Bei der 14. Ausgabe der Manifesta wird die Bedeutung einer internationalen Biennale in einer Welt nach der Pandemie neu überdacht. In Zusammenarbeit mit kosovarischen Urbanist*innen, Kulturschaffenden, Künstler*innen und Denker*innen fungiert die Manifesta 14 als temporärer Inkubator in der Stadt, als Plattform für die Wissensproduktion und für innovative, partizipative Praktiken. Das Programm dient den Bedürfnissen und Interessen der kosovarischen Communities, indem es nachhaltige Projekte entwickelt und nationalen Talenten die dringend benötigte internationale Anerkennung verschafft. Manifesta geht davon aus, dass die künstlerischen und städtebaulichen Interventionen ein Katalysator für die weitere urbane Umgestaltung der Stadt Prishtina sein können – mit dem Ziel, den öffentlichen Raum langfristig zurückzuerobern.
The National Library Copyright Manifesta 14 Prishtina
Nach zwei Jahren der Pandemie hat die nomadische Biennale ihr Ausrichtung ausgebaut, nachhaltigere Biennale-Modelle zu entwickeln, indem sie langfristige Strukturen schafft und die Verantwortung für die Projekte übernimmt, die sie mit und für die lokale Gemeinschaft initiiert. Im Rahmen der Manifesta 14 ist ein zentraler Baustein dieses Bestrebens die Umwandlung der ehemaligen Hivzi Sylejmani Bibliothek in das Centre for Narrative Practice: Ein permanenter multifunktionaler Raum für die lokale und regionale Nachbarschaft und Künstlergemeinschaft soll hier entstehen. Die Neuausrichtung der Biennale hat zudem zur Gründung der ersten Kunstvermittlungsschule des Kosovo geführt, die jungen Menschen eine Ausbildung bietet und eine Infrastruktur für die Fortsetzung solcher Praktiken schafft. Mit der 14. Ausgabe hat die Manifesta damit endgültig ihren Schwerpunkt von temporären auf beständige Modelle und Denkweisen verlagert, von einem flüchtigen Ausstellungsereignis zur Schaffung einer nachhaltigeren, integrativen Praxis. Dieser neue strukturelle Ansatz wird während der gesamten Biennale evaluiert und möglicherweise dann auch als Modell für künftige Manifesta-Ausgaben angewandt.
Das 100-tägige künstlerische Programm der Manifesta 14 mit dem Titel it matters what worlds world worlds: how to tell stories otherwise baut auf der von CRA-Carlo Ratti Associati entwickelten Urban Vision und den Ergebnissen der Bürgerbefragung, einer öffentlichen Umfrage, und der im Vorfeld der Biennale durchgeführten Gemeinschaftsforschung auf. Zu den dringenden Bedürfnissen, die von den Bürger*innen Prishtinas geäußert wurden, gehören: die Rückgewinnung des öffentlichen Raums, die Stärkung der partizipativen Demokratie, die Ausweitung der kulturellen Infrastruktur über die Grenzen der Innenstadt hinaus, die Schaffung und Erhaltung von Räumen für das Wohlbefinden, die Verbesserung der Vielfalt und der Integration in den kulturellen Bereichen und die Ökologisierung Prishtinas. Die Manifesta hat diese Erkenntnisse in künstlerische, städtebauliche, pädagogische und ökologische Projekte umgesetzt, die zusammen die vier Säulen des Programms bilden. Im Folgenden erfahren Sie mehr über diese Projekte.
Die Teilnehmer*innen
Die Teilnehmer*Innen werden ihre Arbeiten an 22 Orten in der Stadt Prishtina präsentieren. Von den 40 künstlerischen und städtebaulichen Interventionen werden 32 Werke speziell für Prishtina neu konzipiert. Das gesamte Programm wird 77 Teilnehmer*innen aus etwa 32 Ländern zusammenbringen, darunter 17 Kollektive, 37 Teilnehmer aus dem Kosovo und weitere 16 aus den westlichen Balkanländern. Somit stammen 48 % der Teilnehmer*innen und Kollektive aus dem Kosovo, einschließlich der Projekte, die im Rahmen der Offenen Ausschreibung des Manifesta 14 Kosovo Projects in Auftrag gegeben wurden, die einen wichtigen Beitrag zur Repräsentation der reichen kulturellen Welt des Kosovo darstellt. Die vorläufige Teilnehmerliste finden Sie in Anhang 1.
Grand Hotel – Manifesta 14 Prishtina Atdhe Mulla
Die vier Säulen
Die vier zentralen Säulen des Programms der Manifesta 14 Prishtina sind: das ehemalige Industriegelände der Ziegelfabrik, das Grand Hotel, ein ikonisches Hotel aus der jugoslawischen Zeit, die ehemalige Bibliothek Hivzi Sylejmani sowie eine Reihe von künstlerischen und städtebaulichen Interventionen in der ganzen Stadt, mit denen der öffentliche Raum langfristig zurückgewonnen werden soll. Diese sind in einen eng komponierten Parcours eingebettet, der alle öffentlichen Räume und Veranstaltungen in einem zusammenhängenden Programm zusammenfasst und es den Besucher*innen ermöglicht, mit den Geschichten der Orte, an denen diese Interventionen gezeigt werden, zu interagieren.
Neue Besucher*innen Prishtinas werden nicht nur das Programm der Manifesta 14, sondern auch die Lebendigkeit der Stadt und ihre faszinierende, vielfältige Architektur entdecken, während die Einwohner*innen ihre Stadt in einem neuen Licht sehen können. Der Parcours umfasst die öffentlichen Räume, die in der städtischen Vision von CRA-Carlo Ratti Associati als wichtige öffentliche Räume identifiziert wurden und die von den Bürgern zurückerobert und erneuert werden sollen. Manifesta 14 hat auch einen regionalen Parcours geschaffen, der das Programm in Prishtina mit den regionalen Kulturpartnern im Rahmen des Manifesta 14 Westbalkanprojekts verbindet und ein dauerhaftes Netzwerk der Zusammenarbeit schafft.
Grand Hotel Zahir Pajaziti Square Kino Armata National Library of Kosovo University of Prishtina, Faculty of Philosophy National Gallery of Kosovo Gërmia Department Store Kino Rinia Centre for Narrative Practice Adem Jashari Square Museum of Kosovo Great Hammam Foundation 17 Gallery Space Ethnological Museum Brick Factory Green Corridor Rilindja Palace of Youth and Sports Observatory of Prishtina Private Apartment Partisans Martyrs Cemetery Monument Hertica School House
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