TIZIANS FRAUENBILD Schönheit – Liebe – Poesie Im Herbst stehen im Kunsthistorischen Museum jedes Jahr die Alten Meister im Fokus: Die Ausstellung Tizians Frauenbild konzentriert sich anhand von rund 60 Gemälden aus internationalen Sammlungen auf die Darstellung der Frau im Œuvre Tizians (um 1488‒1576) und seiner Zeitgenossen Jacopo Tintoretto, Paolo Veronese, Paris Bordone und Lorenzo Lotto.
Die Prominenz der Frau in der Malerei Venedigs im 16. Jahrhundert hat vielerlei Ursachen, etwa die politisch-soziale Struktur der Serenissima, die der Frau bezüglich der Mitgift und des Erbes eigene Rechte zugestand, oder das kulturell aufgeschlossene und internationale Klima der Stadt: Einflussreiche Verlage zogen namhafte Poeten und Humanisten an – darunter Pietro Bembo, Sperone Speroni und Ludovico Dolce ‒, die in ihren Schriften der Frau und der Liebe besondere Aufmerksamkeit schenkten. Den entscheidenden Anstoß in der visuellen Umsetzung gab Tizian, der bedeutendste Maler, den die Stadtrepublik je hervorbrachte. Seine neuartigen Schöpfungen wurden wegweisend für die europäische Malerei der nachfolgenden Jahrhunderte.
Der Spiegel hat es der Schönheit angetan. Der Spiegel bzw. das von ihm erzeugte Bild war seit langem ein Konkurrent der Maler und konnte nur gezähmt werden, indem er/es selbst Thema der Malerei wurde.
Die Ausstellung möchte den Facettenreichtum des Themas zeigen und die unterschiedlichen Gesten, Blicke und Attribute genauer ins Auge fassen. Vom konkreten Porträt zu idealisierten, von der Poesie inspirierten Abwandlungen werden die Themen Liebe und Begehren in historischen, mythologischen und allegorischen Darstellungen in Szene gesetzt. Bei den realen und idealen Porträts werden auch Mode, Haartracht und kostbare Schöpfungen der Goldschmiedekunst der Zeit analysiert. Die umfangreiche zeitgenössische Traktatliteratur und Liebeslyrik bieten dabei eine solide Grundlage, solche einzigartigen Darstellungen von Frauen neu zu lesen.
Die Ausstellung wird von Sylvia Ferino-Pagden kuratiert und im Kunsthistorischen Museum Wien sowie danach im Palazzo Reale in Mailand zu sehen sein. http://www.tiziansfrauenbild.khm.at
Internationale Museen und Privatsammlungen als Leihgeber Die bedeutenden Leihgaben stammen u. a. aus dem Metropolitan Museum of Art in New York, dem Louvre in Paris, dem Prado und der Sammlung Thyssen-Bornemisza in Madrid, den Uffizien in Florenz, der National Gallery in London, dem Ashmolean Museum in Oxford, der Eremitage in Sankt Petersburg, den Gallerie dell’Accademia in Venedig, der Galleria Borghese in Rom, dem Museo Nazionale di Capodimonte und dem Museo Archeologico Nazionale in Neapel, den Staatlichen Museen zu Berlin, der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, Alte Pinakothek in München, den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden, dem Kunstmuseum Basel und von privaten Leihgebern.
CONTEMPORARY VIENNA 2021 DIE STADT ALS KÜNSTLERISCHER RAUM „Wir haben uns viele Gedanken gemacht, was in Zukunft von Kunstmessen erwartet wird. Es geht uns um eine neue Kultur des Entdeckens. Um ein neues Verständnis der künstlerischen Prozesse.“ — Boris Ondreička, Künstlerischer Leiter viennacontemporary „Wir begreifen die Stadt als großes Atelier, als Studio für Experimentelles. Und als idealen Raum, um Sammler, Kunstinteressierte und Galeristen neu zusammenzuführen – vor allem aber mit den KünstlerInnen und der Kunst. Wir haben zu lange das Atelier als Ursprungsort jeder Kunst aus dem Blick verloren, als Raum für den kreativen Moment.“ — Marta Dziewańska, Kuratorin und Vorstandsmitglied viennacontemporary
Damit soll der Übergang zu einer flexibleren, dezentralisierten Kunstmesse eingeleitet werden, um den Interessen des florierenden mittel- und osteuropäischen Kunstmarktes einen neuen Impuls zu geben. Vom 2. bis zum 5. September 2021 präsentiert sich viennacontemporary in einem neuen Konzept: In der Alten Post zeigt Österreichs bedeutendste Kunstmesse eine große Ausstellung in Kooperation mit ausgewählten Galerien – nicht zuletzt, um diesen einen neuen Ort zur Präsentation und Repräsentation in anspruchsvollen Zeiten zu ermöglichen und somit auch Unterstützung zu bieten.
„Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, ,more than a fair‘ zu sein. Gleichzeitig ist unser Anspruch, die Fülle an Möglichkeiten, die eine Kunstmesse bietet, in ihrer Gänze auszuschöpfen.“ — Boris Ondreička, künstlerischer Leiter viennacontemporary
viennacontemporary will unter der Leitung des neu bestellten künstlerischen Leiters Boris Ondreička einen neuen Weg beschreiten und zieht in diesem Jahr bewusst in die Stadt hinein.
Vorstandsvorsitzender Dmitry Aksenov wird einen Ausblick auf die Zukunft der Messe geben.
Boris Ondreička, der neue künstlerische Leiter der Messe, stellt Neuerungen und Schwerpunkte von viennacontemporary vor.
Des weiteren gibt Kuratorin Franziska Sophie Wildförster Einblicke in die Sonderschau ZONE1, die junge KünstlerInnen mit Österreichbezug in Einzelpräsentationen zeigt.
Robby Greif und Natascha Burger von unserem diesjährigen Kooperationspartner Curated by teilen Ausblicke auf das Galerienprogramm.
Boris Marte, Vorstandsmitglied von viennacontemporary und Leiter des Erste Hub, teilt Überlegungen zu Partnerschaften und Unterstützungsmöglichkeiten der Kunstszene im CEE-Raum.
sha. stellt das Zukunftskonzept des diesjährigen Messestandorts Neue Alte Post vor.
Geschäftsführer Markus Huber erörtert aktuelle Partnerschaften und die zukünftige Positionierung der Kunstmesse.
Mit einem diesjährigen neuen Veranstaltungsort und einem neuen Konzept leitet viennacontemporary den Übergang zu einer flexibleren, dezentralisierten Kunstmesse ein. In Kooperation mit dem Galerienfestival Curated by und ausgewählten Wiener Galerien zieht viennacontemporary dieses Jahr in die Stadt hinein und eröffnet den Wiener Kunstherbst mit einem fulminanten Angebot an Führungen, Events und Talks.
Die Künstlerin Sara Lanner ist die diesjährige Gewinnerin des H13 Niederoesterreich Preis für Performance. Mit ihrem Projekt MINE konnte sie die vierköpfige Jury rund um Katharina Brandl überzeugen. Die Performance und die feierliche H13-Preisverleihung finden am Mi, 01.09.2021 im Kunstraum Niederoesterreich statt.
Sara Lanners preisgekrönte Arbeit MINE ist ein Performanceprojekt zwischen Choreografie und bildender Kunst, das vom Bergbau und dessen globalen gesellschaftspolitischen Zusammenhängen handelt. “Bergbau” wird dabei im konkreten und im übertragenen Sinn verstanden. Zentral in der Arbeit ist der Begriff des “mining”, der einerseits als Prozess zur Gewinnung von Rohstoffen, andererseits als Momentum zur Entstehung von Gedanken und Erinnerungen beleuchtet wird. Die Performance eröffnet den Besucher:innen einen komplexen Raum, in dem sich zwei scheinbar widersprüchliche Untersuchungen treffen: mining als destruktiver Abbau von Ressourcen und mining als Form der zwischenmenschlichen Bezugnahme.
Der H13 Niederoesterreich Preis für Performance wird 2021 zum bereits 15. Mal vom Kunstraum Niederoesterreich vergeben. Ziel ist es, die Vielfalt der performativen Arbeiten von jungen Künstler:innen in den Fokus zu rücken und dem interessierten Publikum zugänglich zu machen. Die Dotierung des Kunstpreises wurde letztes Jahr erstmalig auf € 5.000 erhöht. Der H13 ist der einzige in Österreich verliehene Preis für Performance-Kunst als Medium der bildenden Kunst.
Regie Gideon Davey – Bühne und Kostüme – Peter Van Praet, Robert Carsen
Licht Rebecca Howell
Choreografierocafilm Video / Ian Burton Dramaturgie
Besetzung
Regula Mühlemann Bellezza -Cecilia Bartoli Piacere – Lawrence Zazzo Disinganno- Charles Workman Tempo
Ensemble: Les Musiciens du Prince-Monaco
Mélissa Petit legt ihre Rolle als Bellezza in der Wiederaufnahme von Georg Friedrich Händels Oratorium Il trionfo del Tempo e del Disinganno im gemeinsamen Einvernehmen zurück, da sie ihr erstes Kind erwartet.
Die Salzburger Festspiele freuen sich, dass Regula Mühlemann gewonnen werden konnte, die fünf Vorstellungen der Wiederaufnahme der umjubelten Pfingstproduktion zu übernehmen.
Zur Produktion
„Die Zeit war für die Menschen nie angenehm.“ — „Mit schlauer Selbsttäuschung vergnügt man sich, wenn man nicht an sie denkt.“
1707 lebte der 22-jährige Händel in Rom, wo mit Il trionfo del Tempo e del Disinganno sein erstes Oratorium entstand und aufgeführt wurde. Das zweiteilige Werk enthält Musik, die zum Schönsten und Ausdrucksvollsten in Händels Œuvre zählt, mit außerordentlich komplexen Passagen sowohl für die Orgel (an welcher der Komponist bei der Uraufführung selbst saß) als auch für die Violine (deren Soli eigens für den virtuosen Arcangelo Corelli, den Leiter des Orchesters, geschrieben wurden). Das Oratorium begleitete Händel weiterhin als eine Art Schlüsselwerk, aus dem er mehrmals Material für andere Kompositionen entlehnte und das er sogar zwei kompletten Neubearbeitungen unterzog: 1737 unter dem Titel Il trionfo del Tempo e della Verità und 1757 als The Triumph of Time and Truth. So umspannt das Werk, das nicht zuletzt eine Meditation über die Zeit darstellt, 50 von Händels 74 Lebensjahren.
Das Libretto von Kardinal Benedetto Pamphilj ist eine allegorische „Psychomachie“, ein dialektisches Streitgespräch über Schönheit, Wahrheit, moralischen Rat, seelische Bildung und den letztendlichen Triumph der Zeit. Das Oratorium entstand während einer Zeit, als sich der Vatikan weltlichen Bühnenwerken entschieden entgegenstellte; mit seiner Abfolge von Da-capo-Arien, Duetten und Quartetten enthält es aber dramatische Elemente, die es der Oper durchaus annähern. Die Schönheit (Bellezza), angetan von ihrem Abbild im Spiegel des Vergnügens (Piacere), gelobt dem Vergnügen ewige Treue, doch die Zeit (Tempo) und die Erkenntnis (Disinganno) versuchen, sie von ihrem Schwur abzubringen und erinnern sie daran, dass die Schönheit wie eine Blume ist, die nur einen Tag blüht und danach stirbt. Die Schönheit beginnt, die Lehren der beiden zu beherzigen, und sagt sich schließlich vom Namen und Gedächtnis des Vergnügens los: Im Streben nach der Wahrheit befreit sie sich von der oberflächlichen Eitelkeit eines dem Vergnügen verschriebenen Lebens und ist bereit für ein künftiges Dasein in asketischer Kontemplation.
Il trionfo del Tempo e del Disinganno lässt sich auch als eine Interpretation des mittelalterlichen Jedermann-Stoffes betrachten, der dem Salzburger Publikum dank Hugo von Hofmannsthal so wohlvertraut ist. Diesmal haben wir es allerdings mit einer jungen Jedefrau zu tun — in der heutigen Zeit nur allzu passend —, die als Protagonistin in diesem frühen musikalischen Bildungsroman auftritt. Der oftmals bewusst rätselhafte Text, den Kardinal Pamphilj für das (nicht für eine szenische Umsetzung gedachte) Werk ersann, bietet einen tiefen Einblick in die menschliche Psyche. Im thematischen Zentrum steht die Notwendigkeit, unter der Oberfläche der äußeren Erscheinungen zu schürfen, die Wahrheit über sich selbst zu entdecken und zu akzeptieren sowie zu versuchen, eine ausgeglichene Selbstwahrnehmung zu erreichen — sofern man denn ein reifes und lohnendes Leben führen will.
Für uns im 21. Jahrhundert sind die spezifischen theologischen Dimensionen des Werks weniger interessant als das stets brennende Thema, das sich im Titel ankündigt. Unsere Produktion wird beleuchten, was es — in einer konsumgesteuerten, jugendund schönheitsbesessenen Welt, die uns unablässig ermuntert, unseren Drang zu Eitelkeit, Egoismus und Vergnügen auszuleben — bedeutet, die Zeit zu suchen, um sich der Erkenntnis zu öffnen, die den Weg zu Erfüllung und Wahrheit weisen kann. Die Reise der Bellezza von narzisstischer Selbstgefälligkeit zu selbstlosem Verstehen bedeutet eine Achterbahnfahrt durch ihre Gefühle, darunter Zorn, Zurückweisung, Verwirrung, Unverständnis, Selbstzweifel und Selbstverletzung: eine überaus modern anmutende Charakteranalyse, die beinahe den Schriften eines anderen berühmten Österreichers — Sigmund Freud — entstammen könnte. Gerade die Verbindung von kühler moralischer Belehrung mit einer fesselnden psychologischen Entwicklung macht Il trionfo del Tempo e del Disinganno zu einem von Händels eindrucksvollsten Werken und zu einer spannenden Herausforderung für eine Inszenierung.
Salzburger Festspiele 2021/Il Trionfo del Tempo e del Desinganno/Wiederaufnahme am 4. August 2021/Musikalische Leitung:Gianluca Capuano/Regie:Robert Carsen/Bühne und Kostüme: Gideon Davey// Regula Mühlemann:Bellezza, Cecilia Bartoli:Piacere, Lawrence Zazzo:Desinganno, Charles Workman:Tempo
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
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