Jeden Tag Cowboy – Victor Rogy
Der Kunstrebell vom Wörthersee
Wolfgang Koch

Mit der Biographie des Extremkünstlers Viktor Rogy (1924 –2004) füllt Wolfgang Koch eine klaffende Lücke in derösterreichischen Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Neben den Gruppenaktivitäten der Secessionisten,Expressionisten, Phantasten und Aktionisten und der Galeriebewegung der Neuen Wilden agierte nach 1945 eineReihe von Einzelkämpfern und Außenseitern im Kunstgeschehen, unter denen Rogy als der Einfallsreichste undSonderlingshafteste gelten darf.
Der Kriegssimulant und gelernte Maurer Viktor Rogy begann unter dem Einfluss des deutschen Dichtermalers Bô YinRâ (Joseph Anton Schneiderfranken) in den 1950er-Jahren als Lyriker, zog mit Hans Bischoffshausen nach Paris undspäter durch drei Kärntner Schlösser, bis er im Gartenhaus von Maria Lassnigs Villa in Klagenfurt sein definitives»Schloss Sorgenlos« fand. In den 1960er-Jahren wandte sich Viktor Rogy mit erschütternder Konsequenz derminimalistischen Bildhauerei zu, schritt von dort weiter zur Fundkunst, erweiterte das Readymade um Gedrucktes undGebautes.
Rogy imaginierte – wie Július Koller in Bratislava – Ausstellungen und Kunstorte, er kalligraphierte am WirtshausblockEinwortgedichte, die er in Leuchtschriften ausführen ließ. Er designte drei Klagenfurter Innenstadt-Lokale, setztespektakuläre Aktionen für den Ensembleschutz, polemisierte gnadenlos gegen Politiker und den kommerziellenKunstbetrieb und verspiegelte die Stadtkirche in Villach.Der Architekturkritiker Friedrich Achleitner und die legendäre Galerie Hildebrand warfen sich mit Verve für dieseswilde Schaffen ins Zeug. Rogy stellte in Slowenien, Italien, Deutschland und den USA aus. Er schuf in einemeinzigartigen Paarlauf mit seiner zweiten Ehefrau Isabella Ban Künstlerbücher und Tanzvideos, Anzüge undFantasiegerichte, und er performte als »lebende Skulptur« bis zur letzten Minute am Sterbebett.Die 556 Seiten starke Biographie mit 96 Abbildungen fördert zahlreiche unveröffentlichte Materialien aus dem Lebenund Werk des Künstlers ans Licht. Das Buch bringt fünfzig Stimmen von Angehörigen und Zeitzeugen, Schülern undOpfern des alkoholfreudigen Kunstrebellen zu Gehör. Das vielstimmige und erzählfreudige Werk fokussiert dieAufmerksamkeit auf einen blühenden Rand unserer Kultur, schildert den einzigartigen Freiraum der Provinz und essichert dem intensiven Geist des Minimalismus endlich den gebührenden Platz in der österreichischenKunstgeschichte.
Wolfgang Koch lebt als Publizist und Historiker in Wien, ist Herausgeber des Nitsch-Breviers Blut in den Mund (2008) undbloggt für die Berliner Tageszeitung taz. Ausgewählte Publikationen: Geschichte der Gewalt. Das Unglück des 20.Jahrhunderts (2005), Das Glück des Janos. Ungarnroman (2006), Finding Hermann Nitsch. Neue Thesen zum OrgienMysterien Theater (2019).
Blog http://blogs.taz.de/wienblog
Wiki de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Koch
Hollitzer Verlag
Jeden Tag CowboyVictor Rogy
ISBN 978-3-99012-818-3
556 Seiten | € 40,-


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