TBA21
Thyssen-Bornemisza Art Contemporary
EPHEMEROPTERÆ 2016
Freitag, 1. Juli 2016 | 19–20 Uhr
Babi Badalov – Bonjour, je suis réfugié politique
Vít Havránek – From Critical Institution
Atelier Augarten, Scherzergasse 1A
1020 Vienna, Austria

Babi Badalov – Bonjour, je suis réfugié politique
In seiner Lecture-Performance-Installation spürt Babi Badalov dem
nomadischen Leben eines Künstlers (oder Reisenden, Migranten,
Flüchtlings) nach. Bonjour, je suis réfugié politique (Guten Tag, ich bin
ein politischer Flüchtling) reflektiert nicht nur über die Schwierigkeiten
der kulturellen Integration, sondern macht aus dem Protagonisten vor
allem einen Gefangenen der Sprache. Badalov spielt mit linguistischen Ideen,
um größere geopolitische Fragen hervorzuheben, experimentiert mit Worten
und schreibt obskure Poesie, indem er Sprachen und Bilder unterschiedlicher
Kulturen vermischt. Seine Arbeit basiert auf persönlichen Erfahrungen
mit sprachlichen Unannehmlichkeiten auf Reisen und widmet sich
linguistischen Forschungen, die den Beschränkungen der Sprache
nachspüren und den Grenzen, die sie den BenutzerInnen auferlegt.
In fremden Ländern begegnen wir oft Wörtern, die es in unserer eigenen
Sprache gibt, dort aber eine andere Bedeutung haben oder anders
ausgesprochen werden. Seine visuelle Poesie hat die Form eines Tagebuchs
und entsteht jeden Tag durch eine Kombination seiner eigenen
linguistischen Forschungen mit manipuliertem Bildmaterial,
hauptsächlich mit politischem Inhalt.

Vít Havránek – From Critical Institution to Institutional
Therapy Seit der Gründung im Jahr 2002 entwickelt tranzit
sein Programm als kritische Institution (critical institution) im Sinn
des von Piotr Piotrowski geprägten Begriffs. Ziel der langfristigen kleinen
Initiative ist es, kritische Gedanken nicht nur zu vermitteln, sondern zu
produzieren, wie u.a. Fragen nach Handlungsmacht, Funding Konflikten,
Arbeits- und Organisationshierarchie. Havránek spricht über konkrete
Realisierungen, über ungelöste Konflikte und Beispiele,
die einen institutionellen Wandel inspirierten. Der Begriff Therapie im
Titel bezieht sich nicht auf die selbst-beruhigende Subjektivierung
politischer und sozialer Gegensätze, sondern auf die Bewegung
institutionellen Wandels auf dem Gebiet der Psychiatrie (Clinique de la Borde u.a.). Institutionelle Therapie verbindet institutionelle mit alternativer
„relationaler Architektur“, „idiorythmy“, Arbeit als Fehlstelle zwischen
Vorschrift und dem Effektiven, das Einbeziehen des Körpers der BesucherIn.
Diese Erfahrungen können in langfristigen Dialogen mit den Apparaturen
der Künstlerin Eva Kotátková und Schizo-Poesie Kraftwerken von Badi
Badalov untersucht werden. Beide KünstlerInnen gehen dabei der Fragen
nach, die der Psychiater R.D. Laing vor mehr als einem halben Jahrhundert
aufgeworfen hat: “In the context of our present pervasive madness that we
call normality, sanity, freedom, all our frames of reference are ambiguous
and equivocal. A man who prefers to be dead rather than Red is normal.
A man who says he has lost his soul is mad. A man who says that men are
machines may be a great scientist. A man who says he is a machine is
‘depersonalized’ in psychiatric jargon. A man who says that Negroes are
an inferior race may be widely respected. A man who says his whiteness is a
form of cancer is certifiable. A little girl of seventeen in a mental hospital
told me she was terrified because the Atom Bomb was inside her. That is a
delusion. The statesmen of the world who boast and threaten that they have
Doomsday weapons are far more dangerous, and far more estranged from
‘reality’ than many of the people on whom the label ‘psychotic’ is affixed.”
(Vorwort zu The Divided Self / Das geteilte Selbst, 1960)
Babi Badalov (AZ) wurde in Lerik, Aserbeidschan geboren und lebt in Paris.
Als bildender Künstler drückt der Poet Badalov seine Ideen durch
visuelle Poesie, Objekte, Installationen und Live Performances aus.
Vít Havránek (CZ) ist ein Kurator. Er lebt in Prag, Tschechische Republik.
Seit 2002 ist er Leiter von
tranzit, einer Initiative für zeitgenössische Kunst.
Er kuratierte und kokuratierte zahlreiche Ausstellungen, darunter Ján
Mančuška First Retrospective, City Gallery Prag, Muzeum Sztuki Lodz,
MG v Brně, Report on the Construction of a Spaceship, New Museum HUB,
New York; Adaptation, Steirischer Herbst; Encyclopedia of Failure,
Jakarta Biennale 2013; Manifesta 8, Spain; Monument to Transformation,
Centro Monthermoso; City Gallery Prague; tranzit Workshops, Bratislava;
tranzit – Auditorium, Stage, Backstage, Frankfurter Kunstverein; I,
Secession Wien; Jiri Kovanda, Brünn; Otto Piene, City Gallery Prag; action,
word, movement, space, City Gallery Prag. Er ist Herausgeber der
Publikationen Eva Koťátková, Pictorial Atlas of a Girl…, H.U. Obrist Czech Files;
Atlas to Transformation; Autobiographies; The Need to Document, Lanterna Magika;
und verfasst Beiträge für zeitgenössische Kataloge und Zeitschriften.
TBA21–Augarten in Wien. Foto: Irina Gavrich / TBA21
Natasha Ginwala | Sarathy Korwar
Nira Yuval-Davis | Oliver Ressler
Bassam El Baroni | Sandra Terdjman | Pierre Bal-Blanc
Amal Khalef | Monira Al Qadiri | (GCC)
Jakob Jakobsen | Heinrich Dunst
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