
mumok Wien
museum moderner kunst stiftung ludwig wien
BRUNO GIRONCOLI
In der Arbeit schüchtern bleiben
Pressekonferenz: Freitag, 2. Februar 2018 | 10 Uhr
Eröffnung: Freitag, 2. Februar 2018 | 19 Uhr
Kuratiert von Manuela Ammer
Ausstellung : 3. Februar – 27. Mai 2018
Museumsplatz 1 1070 Wien
https://www.mumok.at/de/events/bruno-gironcoli

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Bruno Gironcoli
In der Arbeit schuchtern bleiben
Bruno Gironcoli (* 1936 in Villach; † 2010 in Wien) gehört zu den eigenwilligsten Kunstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Einem breiteren Publikum ist er vor allem durch seine ab Mitte der 1980er-Jahre ausgestellten Großplastiken bekannt, in denen archetypische Figuren und Triviales zu futuristisch anmutenden Konglomeraten verschmelzen. Diesen monumentalen Setzungen geht eine bildhauerische Entwicklung voraus, die ab den frühen 1960er-Jahren internationale künstlerische Tendenzen rezipiert und zugleich eine radikal eigenständige Perspektive verfolgt. Weniger bekannt ist, dass Gironcolis bildhauerische Praxis von einer kontinuierlichen grafischen Produktion begleitet war. Von Beginn an sind diese oftmals großformatigen Blätter – die im Laufe der Jahre zunehmend malerischer werden – mehr als bloße Skizzen für die Bildhauerei. Auf Papier treibt der österreichische Künstler seine räumlichen Ideen vielmehr in Dimensionen, die über die Arbeit am konkreten Material weit hinausgehen. Dort animiert er sein eigenes bildhauerisches Werk: Losgelöst von realen Größenverhältnissen, physikalischen Zwängen und körperlichen Grenzen gehen schablonenhafte Figuren, Tiere, Symbole und Apparaturen hypothetische Verbindungen ein, fügen sich zu fantastisch-surrealen Gebilden und Szenen. Gironcolis Papierarbeiten sind buchstäblich „Flächen von Überlegungen“ (Gironcoli), in denen bildhauerische Möglichkeiten durchgespielt werden, die der Realraum versagt. Die groß angelegte Retrospektive Bruno Gironcoli: In der Arbeit schüchtern bleiben (3. Februar bis 27. Mai 2018) stellt erstmals den Maler und Zeichner Gironcoli in den Mittelpunkt. Auf zwei Ausstellungsebenen treten Papierarbeiten von den 1960er- bis in die 1990er-Jahre in einen Dialog mit herausragenden Beispielen der Drahtplastiken, Polyesterobjekte, Installationen und Monumentalskulpturen. Im Zwiegespräche
Der Maler und Zeichner Gironcoli
In der Konfrontation von grafischem und plastischem Werk zeigt sich, dass Gironcoli seine Konzeption von Bildhauerei – von Dinglichkeit und Materialität – entscheidend auf Papier verhandelt: Er reflektiert dort beispielsweise die Eigenschaften von unterschiedlichen Aggregatzuständen und Werkstoffen oder auch das Verhältnis von gleichen und ungleichen Körpern zueinander sowie zum umgebenden Raum. Modi des Verbindens, Verknüpfens und Verkettens spielen eine zentrale Rolle. Auffällig ist die Faszination des Künstlers für das Schematische: für eine Ausdruckshaftigkeit, die nicht aus der Tiefe, sondern in der Fläche wirkt. Dies zeigt sich in einem fixen Repertoire von Motiven, die Gironcoli in Reihen variiert und zudem nach langen Unterbrechungen wieder aufgreift, um sie neu zu „formatieren“. Und im formelhaften Aufeinandertreffen unterschiedlicher Perspektiven und Ausdrucksweisen – von konstruktiven und expressiven Elementen, räumlichen Projektionen und atmosphärischen Effekten, akkuraten Linien und undisziplinierten Gesten.
Gironcolis Papierarbeiten werden im Laufe seiner künstlerischen Karriere immer freier und scheinen sich damit vom bildhauerischen Werk zu entfernen. Insbesondere ab den 1980er-Jahren setzen sich kräftige Farben wie Pink, Violett oder Türkis zunehmend über grafische Begrenzungen hinweg und entwickeln ein malerisches Eigenleben. Der exzessive Einsatz der Malmittel – etwa der fast flüssig erscheinenden Metallfarben – verleiht den Großformaten selbst eine plastische Anmutung. Doch bleiben Skulptur und Grafik einander auch im Spätwerk eng verbunden: In beiden Disziplinen beschäftigen Gironcoli Fragen des Anhäufens und Schichtens; in beiden bedient er sich einer bewusst manieristischen Formen- und Materialsprache.
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Gironcolis Formen- und Themenrepertoire
Die Themen, die den Künstler zeit seines Lebens beschäftigten, nehmen auf visionäre Weise die Problemstellungen des 21. Jahrhunderts vorweg: das Verhältnis von Natur und Technik; individuelle und gesellschaftliche Zwänge (in den Bereichen Sexualität, politischen Ideologien und Religion); die fetischhafte Aufladung von Dingen und Waren; die Verführung durch Oberflächen usw. Die Ausstellung zeigt auf, dass Gironcolis Werk nicht nur im Kontext der österreichischen und internationalen Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine wegweisende Position besetzt, sondern auch in Bezug auf aktuelle gesellschaftliche und künstlerische Entwicklungen bemerkenswerte Anschlussmöglichkeiten bietet. Die mit rund 150 Werken auf Papier bestückte Retrospektive stellt den Bildhauer Gironcoli als einen Bildschöpfer vor, der abseits des Feldes der Malerei zu bahnbrechenden visuellen Lösungen fand. Als Künstler, der mittels Schablonen, klischeehafter Formeln und Wiederholungen der bildlichen Darstellung ungeahnte Möglichkeiten erschloss.
Vor diesem Hintergrund ist Gironcolis Interesse an Kitsch und Dekor als „erstarrter“ kollektiver Formensprache zu verstehen, seine Verwendung überholter religiöser und politischer Symbole und nicht zuletzt seine Faszination für technische Apparaturen und Elektrizität: Seine Figuren und Dinge muten wie stillgestellt oder hängen geblieben an, wie zu formelhaften Ketten verknüpft. Erst in der Wiederholung kommt Bewegung in das fixe Figuren- und Dingrepertoire, das sich aus seiner Verkettung zwar nicht befreien, jedoch – von Bild zu Bild zu Bild – jeweils neue Allianzen eingehen kann. Immer wieder und in unterschiedlichen Kombinationen tauchen kauernde Männer, Hunde und Affen, Totenschädel, Ähren und Glühbirnen, die Madonna, Hakenkreuze und Herzen, Toilettenschüsseln, Kehrschaufeln und Kämme auf: dem Alltag und seinen zeichenhaften Untiefen entnommene Versatzstücke, die sich als Requisiten über Gironcolis Bühnen der Überlegungen verteilen.
Zur Ausstellung erscheint die bislang umfassendste Publikation zu Gironcolis Arbeiten auf Papier. Neben einem Essay der Kuratorin enthält sie Textbeiträge von Peter Gorsen, Edith Futscher, Bettina Busse, Charlotte Matter und Karin Steiner ebenso wie fotografische Einblicke in Gironcolis künstlerische Praxis von Margherita Spiluttini, Elfie Semotan und Loys Egg.
Kuratiert von Manuela Ammer

Foto: Hubmann Gironcoli
Die Werke mit den Katalognummern 10, 13, 14, 32, 33 und 36
werden dem MUMOK für diese Ausstellung als Leihgaben zur Verfügung gestellt.

Galerie Elisabeth & Klaus Thoman
Bruno Gironcoli
Eröffnung / Opening:
Eröffnung Samstag 03. Februar 2018 | 12 Uhr
Ausstellung / Exhibition: 26.05.2018
Seilerstätte 7, 1010 Wien
http://www.galeriethoman.com
http://www.galeriethoman.com/ausstellungen/exhibition/bruno-gironcoli.html
Galerie Elisabeth & Klaus Thoman
BRUNO GIRONCOLI
Eröffnung / Opening:
Samstag 3. Februar 2018 | 12 Uhr
Gespräch
Samstag 24. Februar 2018 | 11 Uhr
Kuratorin Manuela Ammer spricht zu Bruno Gironcoli werke
Ausstellung / Exhibition: 4.2. – 26.05.2018
Seilerstätte 7 1010 Wien Austria
http://www.galeriethoman.com
http://www.galeriethoman.com/ausstellungen/exhibition/bruno-gironcoli.html

Bruno Gironcoli mit Soax Lup, Paris 2000
Foto: © Galerie Elisabeth & Klaus Thoman/A. Platen
Ich habe eher einen Klang gesucht, keine Abstraktion. Ich wollte ja nichts machen, was andere schon fertig gestellt haben; ich wollte meiner Welt begegnen und Fragen, die für mich noch ungeklärt sind, berühren. Ich habe wohl auch das verlorene Menschenbild gestalten wollen, ohne es dafür zu setzen. Bruno Gironcoli
I was looking for a sound rather, not for abstraction. After all, I didn’t want to do anything that others had done before. I wanted to encounter my world and touch on questions that for me remain unanswered. I also wanted to recreate, I guess, the lost image of humanity, without replacing it. Bruno Gironcoli
Galerie Elisabeth & Klaus Thoman
BRUNO GIRONCOLI
Manuela Ammer, Kuratorin der Ausstellung im mumok, spricht zu Bruno Gironcoli
Samstag 24. Februar 2018 | 11 Uhr
http://www.galeriethoman.com/ausstellungen/exhibition/bruno-gironcoli.html
Galerie bei der Albertina – Zetter
BRUNO GIRONCOLI. Malerei & Skulptur
25.1.–3.3.2018
Lobkowitzplatz 1
Ecke Gluckgasse A-1010 WIEN
https://www.galerie-albertina.at/gironcoli-2018/

DER TRIUMPH DER KÜNSTLERISCHEN UNERSÄTTLICHKEIT[1]
Betrachtungen zum singulären Werk des österreichischen Bildhauers Bruno Gironcoli
Auf der heterogenen Spielwiese der zeitgenössischen Skulptur nimmt Bruno Gironcoli mit seiner unverwechselbaren, kryptischen und gleichsam anachronistischen Formensprache eine monolithische Stellung ein. Viele international beachtete monografische Ausstellungen im In- und Ausland, darunter der österreichische Beitrag zur Biennale in Venedig 2003, manifestieren Gironcolis ambivalente Rezeption. 2018 widmet das Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien seinem Oeuvre, das von den frühen filigranen Drahtobjekten über Polyesterarbeiten bis hin zu den gigantomanischen Skulpturen der letzten beiden Lebensjahrzehnte reicht, eine groß angelegte Präsentation. Dabei zollt die geplante Retrospektive im MUMOK der Tatsache, dass Bruno Gironcoli parallel zu seinen dreidimensionalen plastischen Äußerungen ein umfangreiches Werk von Zeichnungen und Arbeiten auf Papier schuf, den ihr adäquaten Tribut. Der Fokus unserer Ausstellung von Gironcolis Ausnahmekunst in der Galerie deckt ebenfalls die komplette Bandbreite seiner künstlerischen Produktion ab.
In den frühen 1960er-Jahren markierten Drahtplastiken Bruno Gironcolis eindrucksvolle Realisierung der für seine künstlerischen Anfangsjahre maßgeblichen Idee eines zeitgenössischen menschlichen Abbildes. Durch die Wahl der verwendeten Materialien und die angestrebte abstrakte, nicht dem Kubismus verhaftete Darstellungsweise versuchte sich Gironcoli vom übermächtigen Vorbild Fritz Wotrubas, des Doyens der österreichischen Nachkriegsskulptur, zu emanzipieren. „Wotruba […] hat maßgeblich die These des abbildbaren Menschen in den Vordergrund gestellt. Das hat mich sicherlich auch beeinflusst. Ich war aber nie bei ihm Schüler und habe ihn auch nicht gekannt.“[2] Wegweisend für Bruno Gironcolis künstlerische Karriere wurde seine Konfrontation mit den Werken Alberto Giacomettis. Nach einer abgeschlossenen Lehre als Gold-, Silber- und Kupferschmied und einem Studium der Malerei bei Eduard Bäumer an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien ging Gironcoli 1960-61 als Stipendiat nach Paris. Hier, im „Zentrum des Kunstbraukessels“[3], erhielt er am Ende seines Aufenthaltes den für ihn so entscheidenden künstlerischen Impuls: „Die Begegnung in Paris mit Giacometti – mir sind seine Zeichnungen aufgefallen […] Alles von ihm Gezeichnete trägt gleichzeitig den Raum in sich, indem er den Menschen abbildet, umfasst er auch den Umraum.“[4]
Bruno Gironcoli begann, sich mit der Literatur und Philosophie des französischen Existenzialismus auseinander zu setzen (Sartre, Beckett) und beschäftigte sich intensiv mit den Schriften der Frankfurter Schule, insbesondere mit Max Horkheimer. Wie für Horkheimer war für Gironcoli die menschliche Existenz eine leidvolle, die durch die Natur des Seins selbst determiniert ist.[5] In diesem Zusammenhang wurden die geschundenen, gequälten Körper der Opfer bei Gironcoli unter anderem durch die Sinnbilder von Tieren (Hunden), oft auch im Kontext der Sexualität, als Ersatzmetaphern für die eigenen Empfindungen angelegt.[6]
1961, nach seiner Rückkehr aus Paris, nahm Bruno Gironcoli sein Studium an der Hochschule für angewandte Kunst wieder auf – in der Metallbearbeitungsklasse von Eugen Meier. Es entstanden unzählige Akt- und Porträtstudien. „Ich habe gezeichnet und gezeichnet und habe eigentlich im Verlauf von zwei oder drei Jahren eine Veränderung in der Zeichnung erreicht. Immer bin ich vom Naturvorbild ausgegangen, das aber letztlich schon absurd war, da es, glaube ich, fast fetischhafte Form angenommen hat. Es war immer meine Ex-Frau, die sich mir zur Verfügung gestellt hat. Sie ist mir Modell gestanden, und ich habe gezeichnet. Aber eigentlich habe ich am Schluss nur mehr graviert. Ich habe Schlieren und Zeichen, die ich im Laufe des Zeichnens entwickelt habe, später für bestimmte Teile des darzustellenden Körpers verwendet – also Zeichen gesetzt, welche formal in sich tragen, dass man eventuell aus ihnen eine Figur machen kann. Darauf habe ich hin gearbeitet. Das heißt, ich habe freimütig oder böswillig eine Abstraktion begangen.“[7] Ausgehend von diesen Bleistiftzeichnungen, in denen es Gironcoli nicht um eine „Psychologisierung, sondern um eine Architektur des Körpers“[8] ging, schuf er die schon angesprochenen Drahtplastiken mit ihrer Auffächerung der Form in Flächen – erst durch das Zusammenspiel der Flächen wird Form evoziert – und ihrem durch die Rahmung betonten bildhaften Charakter.
Nach 1964 kennzeichneten Polyester-Objekte mit ihren glatten Oberflächen und reduzierten Formen einen Wendepunkt in Bruno Gironcolis künstlerischer Entwicklung. Mit dem aus der industriellen Fertigung stammenden Werkstoff Polyester negierte Gironcoli die klassische Materialästhetik, Assoziationen zur englischen Pop-Art drängen sich auf[9]. In der Folge überzog der Künstler die von allen manuellen Bearbeitungsspuren befreiten Polyesterarbeiten mit silberner „Blitzofenfarbe“ und imitierte dergestalt „edles“ Material. Später wurde die koloristische Palette, die mit dem Aluminium und Bronze der Güsse korrespondierte, um Gold und Kupfer erweitert. „Ja, es täuscht das falsche Gold vor. Es täuscht die Aura von Dingen vor, die einmal königlich besetzt im Bildgeschehen existiert haben.“[10] Nach dieser für Bruno Gironcolis künstlerische Entwicklung so wichtigen Phase der fast ausschließlichen Verwendung von Polyester für die zeitgemäße Darstellung des menschlichen Abbildes wurde Ende der 1960er-Jahre eine starke Veränderung in Gironcolis Begriff der Skulptur evident. Der Künstler arbeitete wieder mit sehr unterschiedlichen Materialien, zum ersten Mal wurden Gegenstände des täglichen Lebens wie Putzutensilien, Teller oder Besteck in die Herausbildung von in den Raum greifenden offenen Skulpturen, Installationen, integriert.[11] Bruno Gironcoli lud diese durch ihre Inszenierung stark tiefenpsychologisch auf, symbolträchtige Bedeutungsinhalte halfen ihm bei der Herauskristallisierung seiner ganz persönlichen Ikonografie.[12] Gewalt, Folter und Unterdrückung in Verbindung mit Sexualität wurden zusehends zentrale Themen von Bruno Gironcolis künstlerischer Arbeit.[13] „Gironcolis Objekte und Objektarrangements sind exakt hergestellt und sorgfältig abgestimmt. In den dafür vorgesehenen Räumen muten sie wie Teile von Inszenierungen an, erstarrter, in der Zeit arretierter Situationen, wo der Handelnde (der in den Zeichnungen auftaucht) eben das absurde Ambiente der Bühne verlassen hat. Was im Environment zur unmittelbaren Realität gerät, wird in der Zeichnung zum Bild, zur Choreographie des späteren Raums, wo sich der Betrachter des Arrangements gegenüber gleichsam aktiv zum Handeln oder passiv zum Erleiden aufgefordert sieht.“[14]
Die Übernahme der Leitung der Bildhauerschule an der Wiener Akademie der bildenden Künste von Fritz Wotruba 1977 markierte eine einschneidende Zäsur in Bruno Gironcolis künstlerischer Laufbahn. Auch durch die Möglichkeit nun großer Atelierräume bedingt, kompensierte Gironcoli die Idee des offenen Skulpturenbegriffs durch assemblageartige, extrem verdichtete Objekte. In den folgenden Jahrzehnten entstanden auf der Basis der bereits entwickelten künstlerischen Sprache seine monumentalen, altarähnlichen Großplastiken, durch die Gironcoli einem breiteren Publikum bekannt wurde.
Bruno Gironcoli entwickelte verschiedenste Module, die er für seine Plastiken in immer neuen Zusammenstellungen variierte. „Ich will zeigen, dass eine Figur aus Formen besteht, die, zusammen gesehen, der Figur eine Aura geben, die nur für diese Figur ‚prägnant‘ ist. Es geht um schöne Tonfolgen und deren Harmonien, es geht um dreidimensionale Harmonien und auch um deren Dissonanzen.“[15] „Murphy“, nach einer Romanfigur von Samuel Beckett, als individuelle künstlerische Interpretation der menschlichen Figur, Babys, Engerlinge, Trauben, Weinblätter, Ähren, Löffel, Teller, Spiralen, Voluten, phallische und vaginale Formen konstituierten den Kern von Gironcolis künstlerischem Vokabular. Zu ihm gesellten sich die zentralen Themenkreise: Körperlichkeit-Sexualität, Fruchtbarkeit, Gebären, Vater-Mutter-Kind, Männliches-Weibliches-Androgynität, zwischenmenschliche Beziehungen.
Bruno Gironcolis bildhauerische Manifestationen und Grafiken ergänzen sich wechselseitig. Obwohl seine Zeichnungen und oftmals großformatigen Arbeiten auf Papier ihre Nähe zu konkreten Skulpturen und Installationen nicht verhehlen, erschöpft sich ihre Relevanz nicht in der Lösung technischer oder konstruktiver Probleme, in der reinen Skizzenhaftigkeit. Zudem wurde die in ihnen verwendete künstlerische Sprache kontinuierlich malerischer. 1990 zeigte Wilfried Skreiner in der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum in Graz die erste umfassende Präsentation von Gironcolis Papierarbeiten, die im Anschluss an die Grazer Ausstellung in Klagenfurt, Zagreb und Ljubljana zu sehen war.
Gerhard Roth attestierte Gironcolis Skulpturen „Maßlosigkeit […] so als hätten Bewohner ferner Milchstraßen versucht, das Leben auf der Erde aus Fundstücken zu rekonstruieren“[16], Werner Hofmann glaubte sich in die „Remise eines Vergnügungsparks für Androiden versetzt“[17]. Bruno Gironcoli – ein „Morphologe der Maschinen“[18], ein „Dadaist im Zeitalter der biotechnologischen Reproduktion“[19], ein „Bildhauer aus dem vergangenen tausendjährigen chinesischen und elektrischen Zeitalter“[20] oder schlichtweg ein „Regent des Chaos“[21]?
Andrea Schuster
GALERIE FREIHAUSGASSE . GALERIE DER STADT VILLACH
BRUNO GIRONCOLI
Elements of Sculpture 1964 – 2008
Eröffnung:
Dienstag, 28. November 2017 | 19 Uhr
Begrüßung: Edith Eva Kapeller
Zur Ausstellung spricht: Bettina M. Busse
Kunsthistorikerin, Kuratorin Nachlasses von Bruno Gironcoli
Eröffnung: Bürgermeister Günther Albel
Musik: Leona Rajakowitsch, Querflöte
Ausstellung: 29. Nov 2017 – 10. Februar 2018
Leiningengasse 12 . A-9500 Villach
https://www.villach.at
„All the things you are“
Djane Commander Venus legt Bruno Gironcolis Lieblingsmusik auf

GALERIE FREIHAUSGASSE
BRUNO GIRONCOLI
Elements of Sculpture 1964 – 2008
„Mein Ziel war ein ästhetisches.“
Freitag, 19. Jänner 2018 | 19 Uhr
Im Gespräch:
Christine Gironcoli, Witwe
Heiderose Hildebrandt, Galeristin
Bettina M. Busse, Kunsthistorikerin
Ausstellung: 29. Nov 2017 – 10. Februar 2018
Leiningengasse 12 . A-9500 Villach
https://www.villach.at
GALERIE FREIHAUSGASSE
BRUNO GIRONCOLI
Elements of Sculpture 1964 – 2008
Spaziergang zu Bruno Gironcolis Skulptur
Samstag, 20. Jänner 2018 | 10.30 Uhr
„Wir Villacher Kinder“ am Europaplatz
begleitet und besprochen von Bettina M. Busse
Ausstellung: 29. Nov 2017 – 10. Februar 2018
Leiningengasse 12 . A-9500 Villach
https://www.villach.at
Bruno Gironcoli
1936 in Villach geboren, 2010 in Wien gestorben, gehört zweifelsohne zu den wichtigsten und außergewöhnlichsten Künstlern seiner Generation. Sein herausragendes künstlerisches Werk nimmt im Feld der internationalen zeitgenössischen Skulptur eine einzigartige Stellung ein.
Ausgangspunkt für die Ausstellung „Bruno Gironcoli. Elements of Sculpture. 1964 – 2008“, die sich mit der Entwicklung der skulpturalen Formensprache des Künstlers seit den frühen 1960er Jahren beschäftigt, ist die zwischen 2003 und 2004 entstandene Skulptur „Wir Villacher Kinder“. Der Guss mit den beeindruckenden Maßen von 420 x 640 x 380 cm, eine der letzten großen Skulpturen die im Atelier des Künstlers in der Akademie der Künste in Wien entstanden sind, steht in Villach prominent am Europaplatz.
Neben exemplarischen skulpturalen Arbeiten der Jahre 1964 – 2008 werden in der Ausstellung unter anderem auch Arbeiten auf Papier aus der Sammlung der Stadt Villach gezeigt, die ab Februar 2018 dann auch in der Bruno Gironcoli-Ausstellung im Mumok in Wien zu sehen sein werden.
Zur Ausstellung spricht: Bettina M. Busse Kunsthistorikerin, Kuratorin und
Betreuung des künstlerischen Nachlasses von Bruno Gironcoli

Strabag Kunstforum
Gironcoli-Kristall
http://www.strabag-kunstforum.at/gironcoli-kristall/information/

Skulptur Bruno Gironcolis auf der Plaza vor dem STRABAG Haus in Wien,
Foto: Günther Mischkulnig
Ich dachte, eine Verbindung zwischen wirtschaftlichem Geschehen und künstlerischen Ausdrucksarten sei möglich. Das Ergebnis liegt hier vor. Sehen Sie selbst.”
Bruno Gironcoli
Die Skulpturen und Papierarbeiten des Künstlers Bruno Gironcoli bilden einen der wichtigsten Sammlungsschwerpunkte der STRABAG Artcollection.
Die im Juni 2004 eröffnete Kunst- und Eventlocation GIRONCOLI – KRISTALL zeigt als erste museale Dauerpräsentation in Wien neun monumentale Polyesterskulpturen, Dauerleihgaben des internationalen bekannten Bildhauers (geboren 1936 in Villach, gestorben 2010 in Wien).
Die meterhohen, maschinenhaft-organischen, in Gold- und Silbertönen gehaltenen „Mutterskulpturen“ (“Ungeborenen”) aus den neunziger Jahren sind neuer Erfahrungsraum und Schwerpunkt im futuristisch wirkenden Werk des Künstlers. Die riesige Modelle in Silber- oder Goldbronzefarbe sind im Maßstab 1:1, in Gips, Polyester und Metall gefertigt. Drei zur STRABAG Artcollection gehörige Güsse auf der Plaza vor dem STRABAG Haus verweisen auf das spektakuläre Innere des Kristalls, der einen neuen kulturellen Akzent in der Wiener Donau-City setzt.

Der Gironcoli-Kristall mit 9 Polyesterskulpturen Bruno Gironcolis,
Foto: Rudi Froese Photography
Beeinflusst durch den Existentialismus in Paris und Alberto Giacometti, arbeitete Gironcoli in seiner Frühzeit an den Darstellungsmöglichkeiten der menschlichen Figur und fand bald zu einer eigenständigen, reduzierten Formensprache. In den 60er Jahren entstanden Aktskizzen, Drahtskulpturen und erste abstrakte Polyesterobjekte (Köpfe). Waren die von Gironcoli verwendeten Objekte in den früheren Installationen im Raum (environments) oder Objektkästenkästen ausgebreitet, so entstanden ab den 90er Jahren aus figürlichen und technischen Teilen zusammengesetzte Polyesterskulpturen.Die vom Künstler meist unbetitelten, meterhohen, maschinenhaft-organischen Werke wurden 1997 in der Ausstellung „Die Ungeborenen“ im MAK, dem Wiener Museum für angewandte Kunst, präsentiert. In den unzähligen Papierarbeiten, Mischtechniken und seriellen Grafiken Gironcolis wiederholen sich variantenreich die Motive seiner Skulpturen – als Wechselwirkung im künstlerischen Spektrum.
http://www.strabag-kunstforum.at/gironcoli-kristall/information/
01_ Bruno Gironcoli Ohne Titel, ca. 1964 (Untitled)
Metallpulverfarbe, Tusche und Gouache auf Papier / Metal-powder color, india ink and gouache on paper 121,5 x 76,5 cm Privatsammlung, Wien / Private collection, Vienna
© BRUNO GIRONCOLI WERK VERWALTUNG GMBH / ESTATE BRUNO GIRONCOLI / GESCHÄFTSFÜHRERIN CHRISTINE GIRONCOL
03_Bruno Gironcoli Herz, 1967 (Heart)
Metallpulverfarbe, Tusche, Gouache, Bleistift und Buntstift auf karierten Linienspiegeln
72,5 x 55 cm mumok Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, erworben / acquired in 1970 Photo: mumok © BRUNO GIRONCOLI WERK VERWALTUNG GMBH / ESTATE BRUNO GIRONCOLI / GESCHÄFTSFÜHRERIN CHRISTINE GIRONCOLI

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