Einer Schönheit mit dunklen Sonnenbrillen und in langem, weißem Kleid hat sich ein Mann genähert. Die beiden finden einander interessant, er bietet sich als Fauteuil an. Aus dem Off klingt ein intimes Lied Tom Waits. Die Tänzerin setzt sich in das Mann-Möbel, nimmt einen Schluck aus ihrem Weinglas und frohlockt: „Das ist geil!“ Mit viel hintergründigem Humor leitete die Jahrhundertchoreographin Pina Bausch 2006 dieses bewegende und bildstarke Gruppenstück ein: Die Liebe ist ein Spiel aus Verführung und Abwehr, mit Posen und Fallen, bei dem unterm Vollmond gar Gespenster auftauchen. Im Hintergrund wartet ein großer, abgeschliffener Felsbrocken, vielleicht ein Relikt aus der Eiszeit. Bald beginnt es zu regnen. Einige Schlüsselszenen aus Vollmond sind auch berühmt geworden, weil sie in Wim Wenders’ 3D-Films Pina prominent aufscheinen: Tänzer*innen, die sich dem Rausch der Liebe in Form von wilden Wasserspielen hingeben, rennen in der Nässe ihren Sehnsüchten hinterher, platschen auf den Boden, verausgaben sich bis zur Erschöpfung. So irrwitzig ist das Leben!
Inszenierung & Choreografie: Pina Bausch Bühne: Peter Pabst Kostüme: Marion Cito Musikalische Mitarbeit: Matthias Burkert, Andreas Eisenschneider Mitarbeit: Marion Cito, Daphnis Kokkinos, Robert Sturm Musik: Amon Tobin, René Aubry, Nenad Jelic, Magyar Posse, Leftfield, Jun Miyake, Cat Power, The Alexander Balanescu Quartett, Tom Waits u.a. Probenleitung: Daphnis Kokkinos, Robert Sturm Mit: Dean Biosca, Naomi Brito, Silvia Farias Heredia, Ditta Miranda Jasjfi, Alexander López Guerra, Nicholas Losada, Héléna Pikon, Azusa Seyama, Ekaterina Shushakova, Julie Anne Stanzak, Michael Strecker/Reginald Lefevbre, Christopher Tandy
Tanztheater Wuppertal Pina Bausch (DE) Vollmond. Ein Stück von Pina Bausch Alexander López Guerra
Ein Stück von Pina Bausch 2021/2022: St. Petersburg, Montpellier, Wien 2022/2023: Helsinki, Wuppertal, Ludwigsburg Uraufführung 11.05.2006, Wuppertal
PRESSETERMINE: Mittwoch, 15.– Freitag, 17. Juni 2022
documenta fifteen Pressevorbesichtigung:
Mittwoch, 15. Juni 2022
Pressekonferenz: Beginn: 11 Uhr MEZ
Curator: ruangrupa Kollektiv
18 JUNE – 25 SEPTEMBER 2022
Auestadion, Frankfurter Str. 143, 34121 Kassel
@documenta-fifteen.de
ruangrupa_Photo-Gudskul_Jin-Panji_2019
DOCUMENTA FIFTEEN
ruangrupa kuratiert die fünfzehnte Ausgabe der documenta. Das Künstler*innenkollektiv aus Jakarta hat ihrer documenta fifteen die Werte und Ideen von lumbung (indonesischer Begriff für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune) zugrunde gelegt. Als künstlerisches und ökonomisches Modell fußt lumbung auf Grundsätzen wie Kollektivität, gemeinschaftlichem Ressourcenaufbau und gerechter Verteilung und verwirklicht sich in allen Bereichen der Zusammenarbeit und Ausstellungskonzeption.
ruangrupa: „Wir wollen eine global ausgerichtete, kooperative und interdisziplinäre Kunst- und Kulturplattform schaffen, die über die 100 Tage der documenta fifteen hinaus wirksam bleibt. Unser kuratorischer Ansatz zielt auf ein anders geartetes, gemeinschaftlich ausgerichtetes Modell der Ressourcennutzung – ökonomisch, aber auch im Hinblick auf Ideen, Wissen, Programme und Innovationen.“
ruangrupa hat der documenta fifteen die Werte und Ideen von lumbung zugrunde gelegt. lumbung, direkt übersetzt „Reisscheune“, bezeichnet einen in den ländlichen Gebieten Indonesiens gemeinschaftlich genutzten Bau, in dem die Ernte einer Gemeinde als gemeinsame Ressource für die Zukunft zusammengetragen, gelagert und nach gemeinsam bestimmten Kriterien verteilt wird. Als konkrete Praxis ist lumbung der Ausgangspunkt der documenta fifteen: Grundsätze von Kollektivität, Ressourcenaufbau und gerechter Verteilung stehen im Mittelpunkt der kuratorischen Arbeit und prägen den gesamten Prozess – die Struktur, das Selbstverständnis und das Erscheinungsbild der documenta fifteen
Die Arbeitsweise des Kollektivs beruht auf einem alternativen, gemeinschaftlich ausgerichteten Modell der Nachhaltigkeit in ökologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht, bei dem Ressourcen, Ideen oder Wissen geteilt werden, sowie auf sozialer Teilhabe. Der Gedanke der Nachhaltigkeit wird auch bei der Ausstellungsplanung in all seinen Ausprägungen umfassend berücksichtigt.
RUANGRUPA
ruangrupa ist ein 2000 gegründetes und in Jakarta, Indonesien, ansässiges Kollektiv. Als gemeinnützige Organisation fördert ruangrupa durch die Einbindung von Künstler*innen und anderen Disziplinen wie Sozialwissenschaften, Politik, Technologie oder Medien die künstlerische Idee im urbanen und kulturellen Kontext, um kritische Betrachtungen und Sichtweisen auf urbane Probleme der Gegenwart in Indonesien zu eröffnen.
documenta_FIndungskomission: Der internationale documenta Beirat: Frances Morris, Amar Kanwar, Philippe Pirotte, Elvira Dyangani Ose, Ute Meta Bauer, Jochen Volz, Charles Esche, Gabi Ngcobo, 2019, Foto: Nicolas Wefers
DOCUMENTA KOMMISSION
ruangrupa wurde von der international besetzten documenta Kommission einstimmig zur Künstlerischen Leitung der documenta fifteen ausgewählt und vom Aufsichtsrat ernannt. Die Findungskommission begründet ihre Entscheidung für ruangrupa unter anderem mit dem partizipativen Ansatz des Kollektivs: „In einer Zeit, in der innovative Kraft insbesondere von unabhängigen, gemeinschaftlich agierenden Organisationen ausgeht, erscheint es folgerichtig, diesem kollektiven Ansatz mit der documenta eine Plattform zu bieten.“
LAUFZEIT UND ÖFFNUNGSZEITEN
Die documenta fifteen findet vom 18. Juni bis 25. September 2022 in Kassel statt. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Die regulären Öffnungszeiten sind von 10-20 Uhr. Veranstaltungszeiten können davon abweichen.
Einen Plan mit allen Veranstaltungsorten in Kassel finden Sie in Kürze hier.
ANREISE UND WEGBESCHREIBUNG
documenta und Museum Fridericianum gGmbH Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
V°T//VOLKSTHEATER ICH BIN CARMEN کارمن من ھستم UND DAS IST KEIN LIEBESLIED Uraufführung Musiktheater nach Georges Bizet
Einmalige Vorstellung in Wien
Wien-Premiere: Freitag, 6. Mai 2022 | 19:30 Uhr im Anschluss an die Vorstellung findet ein Publikumsgespräch mit Hasti Molavian
in der Roten Bar statt von Paul-Georg Dittrich, Hasti Molavian, Christopher Scheuer, Tobias Schwencke Regie Paul-Georg Dittrich Ausstattung PIA DEDERICHS Musikalische Leitung, Arrangement, Klavier TOBIAS SCHWENCKE Live Elektronik, Sensortechnik CHRISTOPHER SCHEUER Video KAI WIDO MEYER Produktionsleitung THOMAS SCHMÖLZ Dramaturgie ISABELLE BECKER Mit HASTI MOLAVIAN in deutscher, französischer und persischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Am 6. Mai findet das gefeierte Musiktheaterstück „Ich bin Carmen ھستم من کارمن und das ist kein Liebeslied“ nach Georges Bizet in der Regie von Paul-Georg Dittrich mit Volkstheater-Ensemblemitglied Hasti Molavian einmalig im Volkstheater statt.
Nach wie vor zählt die Oper Carmen zu den beliebtesten und meistaufgeführten Werken des Genres. Paul-Georg Dittrich, Hasti Molavian, Christopher Scheuer und Tobias Schwencke haben in ihrer Neuinterpretation „Ich bin Carmen ھستم من کارمن und das ist kein Liebeslied“ eine reflektierte Neuinszenierung geschaffen und verknüpfen Molavians autobiografische Erlebnisstränge assoziativ mit der berühmten Oper Carmen: Träume, Ängste und ein immenser Freiheits- und Selbstbestimmungsdrang.
Molavian ist gebürtige Iranerin und musste als Kind nicht nur ihren Geigenkoffer vor der Sittenpolizei verstecken, sondern auch der Klang ihrer Stimme musste bei ihren Soloauftritten im Chor durch synchrone Lippenbewegungen der anderen Chormitglieder vertuscht werden. Mit 17 Jahren verließ sie ihre iranische Heimat nach Deutschland, um sich dort ihren Traum zu erfüllen: Opernsängerin zu werden: „Leben ist Selbstbestimmung und niemand soll mir mehr vorschreiben dürfen, wie ich zu leben habe, noch, was Musik ist.“ Seit der Spielzeit 20/21 ist Hasti Molavian festes Ensemblemitglied im Volkstheater und steht zur Zeit u. a. in „humanistää!“ auf der Bühne.
In Kooperation zwischen dem Theater Bielefeld und dem Theater Bremen wurde die Produktion mehrfach sehr erfolgreich aufgeführt. Nun kommt ICH BIN CARMEN ھستم من کارمن UND DAS IST KEIN LIEBESLIED für einen Abend ins Volkstheater.
Eine Siebenjährige, die jeden Mittwoch auf dem Weg zum Geigenunterricht den Teheraner Azadi Platz überquert – in der Hand einen blauen Müllsack, in dem ihr Geigenkasten versteckt ist, um keinen Ärger mit der Sittenpolizei zu bekommen, die Saiten der Geige durch ein Handtuch gedämpft. Mit elf beginnt sie zu singen, in einem Chor, und auch hier muss Klang getarnt werden: der ihrer Stimme – bei ihren Solos bewegt der Rest des Chors synchron die Lippen. Mit siebzehn verlässt Hasti Molavian dann ihre iranische Heimat, um ihren Traum leben zu können: Opernsängerin zu werden.
„Leben ist Selbstbestimmung, und niemand soll mir mehr vorschreiben dürfen, wie ich zu leben habe, noch, was Musik ist.“ Hasti Molavian, in Deutschland ausgebildete Mezzosopranistin, steht im Zentrum eines interkulturellen iranisch-europäischen Musiktheaterprojekts. Es verbindet assoziativ Molavians autobiographische Erlebnisstränge mit Themen, Motiven und Figuren aus Bizets weltberühmter Opern CARMEN: Träume, Ängste einer vernarbten Vergangenheit – und einen immensen Freiheits- und Selbstbestimmungsdrang.
Hasti Molavian, seit 2020 festes Ensemblemitglied am Volkstheater, Regisseur Paul-Georg Dittrich und das Komponistenduo Scheuer/Schwencke befragen in ICH BIN CARMEN UND DAS IST KEIN LIEBESLIED die Narrative zweier Welten nach Gesellschafts- und Geschlechterbildern. Sie entwerfen mittels neuartiger Bild-Klang-Kompositionen eine utopische Gegenwelt: zwischen Bizet und persischem Sprechgesang (Naghali), zwischen Teheraner Originalschauplätzen und einem poetischen Erinnerungsraum.
„Wow!, das also kann Oper, wenn man sie nur lässt.“ (taz) „Ovationen belohnten diese wahrlich unter die Haut gehende Aufführung, die es mit ihrem offenen Ende tatsächlich schafft, aus der privaten, ja intimen Auseinandersetzung der Protagonistin mit der Opernfigur eine Verbindlichkeit herzustellen: Das geht uns alle an.“ (Neue Musikzeitung) Gefördert durch die Kunststiftung NRW. Entstanden in Kooperation zwischen dem Theater Bielefeld und dem Theater Bremen. Koordiniert von 2eleven music film.
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Einstein on the beach Susanne Kennedy 01 c Markus Selg 1920×1280
Die Theatererneuerin Susanne Kennedy und der bildende Künstler Markus Selg inszenieren zum ersten Mal eine Oper. Gemeinsam lassen sie ein futuristisches Werk zwischen Installation, Ritual und Theater entstehen. Mit ihrer unverkennbaren Theatersprache sprengen sie dabei Grenzen zwischen Mensch und Maschine, Realität und Simulation, zwischen Theater, bildender Kunst und virtuellen Welten. Auf der sich beständig drehenden Bühne pflegt eine neuartige Gemeinschaft eine außergewöhnliche Bewegungssprache. Sie scheint nach eigenen, rätselhaften Regeln zu leben. Inspiriert vom unkonventionellen Genie Albert Einstein, schufen Philip Glass und Robert Wilson mit Einstein on the Beach ein Meisterwerk des 20. Jahrhunderts, das mit allen Regeln der Oper bricht und keiner linearen Erzählstruktur folgt. Repetitive Patterns machen die Zeit als sinnliches Phänomen erlebbar. In der neu konzipierten Version entsteht eine immersive Gegenwärtigkeit, in der Zukunft und Vergangenheit ineinanderlaufen. Aus der Trance in die Utopie: Rauschhaftes Musiktheater als Grenzerfahrung.
Künstlerisches Team
Konzept Susanne Kennedy, Markus Selg Musikalische Leitung André de Ridder Mit Musik von Philip Glass Bühne Markus Selg Kostüme Teresa Vergho Sound Richard Janssen Video Rodrik Biersteker Licht Cornelius Hunziker Dramaturgie Meret Kündig Choreografische Mitarbeit Ixchel Mendoza Hernandez Musikalische Einstudierung Thomas Wise Korrepetition, Coaching Irina Krasnovska, Leonid Maximov Regieassistenz Caterina Cianfarini Assistenz Bühnenbild Julia Kraushaar Assistenz Kostüme Karoline Gundermann Inspizienz Jean-Pierre Bitterli Beleuchtungs- und Videoinspizienz Emilien Calpas Übertitel Riku Rokkanen Ton Cornelius Bohn Mit Suzan Boogaerdt, Tommy Cattin, Ixchel Mendoza Hernández , Tarren Johnson, Dominic Santia, Frank Willens Musik Diamanda Dramm (Solovioline), Álfheiður Erla Guðmundsdóttir (Solo-Sopran) Chor Basler Madrigalisten Orchester Ensemble Phoenix Basel
Die Vorstellungen in Wien werden unterstützt von Schweizerische Botschaft in Österreich.
Richard Wagners Der Ring des Nibelungen ist ein Opernmonster. Was tun mit dieser gigantomanischen Komposition und ihren ideologischen Implikationen? Autor Necati Öziri, der mit seinen Stücken den westlichen Theaterkanon korrigieren will, arbeitet für seinen Wagner-Widerspruch die werkimmanenten Unterdrückungsverhältnisse heraus und kontrastiert den Heroismus mit intimen, aber kraftvollen Gegenerzählungen von sich verletzbar machenden Menschen. So finden diejenigen, die bei Wagner keine Stimme haben, eine eigene Sprache und begeben sich auf die Suche nach einem „Wir“, das nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner meint. Als Musikdirektoren besetzen Black Cracker und Jonas Holle ihr Ring-Orchester mit acht zeitgenössischen Popmusiker:innen und arrangieren deren Gegenkompositionen zum außergewöhnlichen Soundtrack einer vielstimmigen Inszenierung. Für den schon zwei Mal mit dem Nestroy-Preis ausgezeichneten Regisseur Christopher Rüping ist seine erste Auseinandersetzung mit dem Opernrepertoire auch die erste Arbeit, die er vor Wiener Publikum zeigt. Dieser neue Ring atomisiert das Gesamtkunstwerk und lässt eine Diversität von Perspektiven miteinander in Verbindung treten.
Regie Christopher Rüping Text Necati Öziri Mit Maja Beckmann, Black Cracker, Nils Kahnwald, Benjamin Lillie, Wiebke Mollenhauer, Matthias Neukirch, Necati Öziri, Steven Sowah, Yodit Tarikwa Bühne Jonathan Mertz Kostüme Lene Schwind Mitarbeit Kostüme Ulf Brauner Musikalische Leitung Black Cracker, Jonas Holle Mit Musik von Born In Flamez, Gil Schneider, Isa GT, Ixa Psybourg, Legion Seven, Leo Luchini, Philipp Hülsenbeck, Simonne Jones Licht Gerhard Patzelt Video Emma Lou Herrmann Dramaturgie Katinka Deecke Audience Development Silvan Gisler Touring, International Relations Sonja Hildebrandt Produktionsassistenz Josephine Scheibe, Leila Vidal-Sephiha Assistenz Kostüme Naïma Alissa Trabelsi Assistenz Bühne Karl Dietrich Hospitanz Produktion Rosa-Lin Meesen Hospitanz Bühne Samira Agoropoulos Hospitanz Kostüme Valeria Ballek Inspizienz Dayen Tuskan Soufflage Katja Weppler Übersetzung Text Anna Galt (Panthea) Übersetzung Proben Alain Angehrn, Lux Züst Übersetzung Übertitel Sinikka Weber Übertitel Einrichtung Naomi Boyce (Panthea)
MITTEN
Eine kollektive Besetzung weißer Opernhegemonie mit Black Cracker. Im Rahmen von MITTEN.
Sprache Deutsch mit englischen Übertiteln Dauer ca. 4 Std., inkl. 1 Pause Preise 15 / 25 / 38 / 45 / 50 Euro
Nach den umjubelten Produktionen By heart (2016), Sopro (2019) und Catarina e a beleza de matar fascistas (2021) gastiert der Regisseur und frisch gekürte Leiter des angesehenen Festival d’Avignon Tiago Rodrigues heuer mit einem Theaterklassiker bei den Wiener Festwochen. Anton Tschechows Der Kirschgarten erzählt in zeitloser Eleganz vom Vergehen der Zeit, vom Untergang einst üppiger Welten. In der exquisiten Inszenierung ist es die einzigartige Isabelle Huppert, die in der Rolle der Gutsbesitzerin Ljubow erleben muss, wie das Familienanwesen verloren geht. Rodrigues wendet diesen Verlust von Privatbesitz ins Grundsätzliche und zeichnet eine endliche, endgültig dem Untergang geweihte Welt der Ausbeutung. Die bevorstehende Veränderung der Verhältnisse ist unausweichlich. Eine große Tragödie und auch eine große Komödie. Beeindruckend dargeboten von einem diversen Schauspielensemble, dessen kompromissloses Zusammenspiel den Klassiker zu einem gegenwärtigen Erlebnis macht.
Regie Tiago Rodrigues Text Anton Tschechow Übersetzung André Markowicz, Françoise Morvan Künstlerische Mitarbeit Magda Bizarro Bühne Fernando Ribeiro Licht Nuno Meira Kostüme José António Tenente Maske Sylvie Cailler, Jocelyne Milazzo Mit Musik von Hélder Gonçalves (Komposition), Tiago Rodrigues (Text) Ton Pedro Costa Regieassistenz Ilyas Mettioui Mit Isabelle Huppert, Isabel Abreu, Tom Adjibi, Nadim Ahmed, Suzanne Aubert, Marcel Bozonnet, Océane Caïraty, Alex Descas, Adama Diop, David Geselson, Grégoire Monsaingeon, Alison Valence Musik Manuela Azevedo, Hélder Gonçalves Bühnenbildbau Ateliers du Festival d’Avignon Kostümproduktion Ateliers du TNP de Villeurbanne
DANK
Die Vorstellungen in Wien werden unterstützt von Institut français d’Autriche.
TAGESKASSE IM FOYER DER HALLE E+G IM MUSEUMSQUARTIER
Exhibitor: Michail Michailov Commissioner: Iara Boubnova; Curator: Irina Batkova; Venue: Spazio Ravà, San Polo 1100
CAMEROON (Republic of) *** The Time of the Chimeras
Exhibitors: Francis Nathan Abiamba (Afran), Angéle Etoundi Essamba, Justine Gaga, Salifou Lindou, Shay Frisch, Umberto Mariani, Matteo Mezzadri, Jorge R. Pombo, NFT (Kevin Abosch, João Angelini, Marco Bertìn (Berxit), Cryptoart Driver, Lana Denina, Alberto Echegaray Guevara, Genesis People, Joachim Hildebrand, Meng Huang, Eduardo Kac, Giulia Kosice, Julio Le Parc, Marina Nuñez, Miguel Soler-Roig, Miguel Ángel Vidal, Burkhard von Harder, Gabe Weis, Clark Winter, Shavonne Wong, Wang Xing, Alessandro Zannier, ZZH)
Curators: Paul Emmanuel Loga Mahop, Sandro Orlandi Stagl
Commissioner: Armand Abanda Maye Venue: Liceo Artistico Guggenheim,
Dorsoduro 2613 and Palazzo Ca’ Bernardo Molon, San Polo 2186
CROATIA Untitled (Croatian Pavilion) 2022
Exhibitor: Tomo Savić-Gecan.
Curator: Elena Filipovic Commissioner: Ministry of Culture and Media of the Republic of Croatia Venue: via Garibaldi 1513, Castello
CUBA Terra Ignota, (proposals for a New World)
Exhibitors: Rafael Villares, Kcho,Giuseppe Stampone
Curator: Nelson Ramirez de Arellano Conde Commissioner: Norma Rodriguez Derivet Venue: Isola di San Servolo
Exhibitors: Cypher Art Collective of Grenada: Oliver Benoit, Billy Gerard Frank,
Ian Friday, Asher Mains, Susan Mains, Angus Martin, Samuel Ogilvie, Giancarlo Flati,
Identity Collective, Anna Maria Li Gotti, Nino Perrone, Rossella Pezzino de Geronimo,
Marialuisa Tadei
Commissioner: Susan Mains; Curator: Daniele Radini Tedeschi Venue: Il Giardino Bianco Art SpaceVia Giuseppe Garibaldi, 1814
GUATEMALA Inclusion
Curator/Exhibitor: Christian Escobar “Chrispapita” Commissioner: Felipe Amado Aguilar Marroquin, Minister of Culture Venue: SPUMA – Space For The Arts Giudecca 800/R
IVORY COAST The dreams of a story
Exhibitors: Frédéric Bruly Bouabré, Abdoulaye Diarrassouba dit Aboudia,
Armand Boua, Saint-Etienne Yéanzi dit Yeanzi, Laetitia Ky, Aron Demetz
Curators: Massimo Scaringella, Alessandro Romanini Commissioner: Henri Koffissé N’koumo
Venue: Magazzino del Sale 3, Dorsoduro 264
KAZAKHSTAN (Republic of) * Lai-Phi-Chu-Plee-Lapa Centre for the New Genius
Curators/Exhibitors: ORTA collective (Alexandra Morozova, Rusten Begenov,
Darya Jumelya, Alexander Bakanov, Sabina Kuangaliyeva) Commissioner: Meruyert Kaliyeva; Venue: Spazio Arco, Dorsoduro 1485
MONTENEGRO The Art Of Holding Hands as we break through the sedimentary cloud
Exhibitors: Dante Buu, Lidija Delić & Ivan Šuković, Darko Vučković, Jelena Tomašević,
Art Collection of Non-Aligned Countries (Zuzana Chalupova, Rene Portocarrero,
Curator: Natalija Vujošević
unknown author from Iraq and Bernard Matemera Commissioner: Jelena Božović; Venue: Palazzo Malipiero, San Marco 3078-3079/A, Ramo Malipiero
NAMIBIA *** A Bridge to the Desert
Exhibitor: “RENN”
Curator: Marco Furio Ferrario Commissioner: Marcellinus Swartbooi, Senior Art Education Officer
of the Directorate of Arts: Ministry of Education, Arts and Culture; Venue: Isola della Certosa
Nepal
NEPAL*** Tales of Muted Spirits-Dispersed Threads-Twisted Shangri-La
Exhibitor: Ang Tsherin Sherpa (also known as) Tsherin Sherpa
Curators: Hit Man Gurung, Sheelasha Raj Bhandari Commissioner: Chancellor Kancha Kumar Karmacharya (Nepal Academy of Fine Arts),
Sangeeta Thapa (Founder Director Siddhartha Arts Foundation); Venue: Castello 994
NETHERLANDS (The) When the body says Yes
Exhibitor: melanie bonajo
Curators: Orlando Maaike Gouwenberg, Geir Haraldseth, Soraya Pol Commissioner: Mondriaan Fund; Venue: Chiesetta della Misericordia of Art Events, Cannaregio
PORTUGAL Vampires in Space
Exhibitor: Pedro Neves Marques Commissioner: Direção-Geral Das Artes; Curators: João Mourão/ Luís Silva; Venue: Palazzo Franchetti San Marco 2847
ROMANIA You Are Another Me – A Cathedral of the Body
Exhibitor: Adina Pintilie Commissioner: Attila Kim; Curators: Cosmin Costinas and Viktor Neumann Venue: Romanian Pavilion, Giardini
and New Gallery of the Romanian Institute for Culture and Humanistic Research
Palazzo Correr, Campo Santa Fosca, Cannareggio 2214
Mit der 1962 in Bamberg geborenen und in Berlin lebenden Künstlerin wählte der Kurator Yilmaz Dziewior eine international viel beachtete Position aus, die für ihre konzeptuelle
Vorgehensweise ebenso bekannt ist wie für ihren feinsinnigen Humor. Mit visuell minimalen Gesten, räumlichen Eingriffen und prozessual angelegten Werken analysiert Maria Eichhorn nachhaltig institutionelle Machtstrukturen sowie politische und ökonomische Zusammenhänge.
Große Aufmerksamkeit erlangte Maria Eichhorn bereits 2002 für ihre Arbeit Maria Eichhorn Aktiengesellschaft, die für die Documenta11 in Kassel entstand. Sie gründete eine Aktiengesellschaft, deren besonderer Status vorsah, dass ihr Kapital nicht vermehrt werden darf. Durch die Präsentation von Gründungsdokumenten sowie der Einlage von 50.000 Euro, die sie in einem akkuraten Bündel von hundert nagelneuen 500-Euro-Scheinen in einer Wandvitrine platzierte, entwarf Maria Eichhorn einen ästhetisch eindrücklichen Kommentar zum Verhältnis von Kunst und Ökonomie.
Internationale Beachtung erfuhr auch das 2017 anlässlich der documenta 14 von ihr gegründete Rose Valland Institut. Das seitdem in Kooperation mit verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen aktiv fortlaufende Projekt erforscht und dokumentiert die Enteignung der jüdischen Bevölkerung Europas. Ähnlich wie in ihren früheren Projekten – etwa Restitutionspolitik / Politics of Restitution (2003) und In den Zelten … (2015) – thematisiert Maria Eichhorn mit dem Rose Valland Institut ungeklärte Eigentums- und Besitzverhältnisse von 1933 bis heute und die bis in die Gegenwart nachwirkenden Folgen des Nationalsozialismus.
Maria Eichhorn ist genau die Künstlerin, die ich schon immer im Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig sehen wollte. Denn meiner Meinung nach gibt es nur wenige künstlerische Positionen, die sich ähnlich vielfältig und intensiv mit der deutschen Geschichte und deren Auswirkungen auf die Gegenwart beschäftigen wie Maria Eichhorn. – Yilmaz Dziewior
Die künstlerischen Projekte von Maria Eichhorn sind zumeist prozessual angelegt und zielen auf eine Durchleuchtung und Transformation bestehender gesellschaftlicher Ordnungen. Oftmals stellt sie dabei die Eigentumsfrage. Anlässlich der Skulptur. Projekte in Münster 1997 setzte sich Maria Eichhorn mit Grundbesitzverhältnissen auseinander und erwarb ein Grundstück im Stadtzentrum. Beim Wiederverkauf der Liegenschaft übergab sie den Erlös einem Verein, der gegen Gentrifizierung kämpft. Anlässlich der Documenta11 in Kassel gründete sie die Maria Eichhorn Aktiengesellschaft (2002), deren Grundkapital dem Geldkreislauf entzogen und deren Aktien an die Gesellschaft selbst übertragen wurden.
Mit der Ausstellung Restitutionspolitik / Politics of Restitution (2003) im Lenbachhaus in München begann sie ihre Recherche zu Kunstwerken, die in der NS-Zeit aus jüdischem Besitz entwendet wurden – ein Thema, das sie in weiteren Projekten fortführte. Unter dem Titel In den Zelten 4 / 5 / 5a / 6 / 7 / 8 / 9 / 9a / 10, Kronprinzenufer 29 / 30, Beethovenstraße 1 / 2 / 3 (1832 bis 1959) > John-Foster-Dulles-Allee 10 (seit 1959), Berlin (2015) ermittelte sie anlässlich der Ausstellung Wohnungsfrage im Haus der Kulturen der Welt in Berlin die Eigentumsverhältnisse des Grundstücks, auf dem das Gebäude errichtet worden war. Ihre Arbeit, bestehend unter anderem aus Bodenzeichnungen, Grundbuchauszügen und weiterführenden Texten, legt offen, dass die Kongresshalle (später Haus der Kulturen der Welt) teilweise auf enteignetem Land gebaut wurde, das hätte restituiert werden müssen. Anlässlich der documenta 14 erwarb sie mit Building as Unowned Property (2017–) eine Immobilie in Athen, um sie in Nichteigentum zu überführen, und gründete in Kassel das Rose Valland Institut (2017–) zur Erforschung der Enteignung der jüdischen Bevölkerung Europas und deren Nachwirkungen bis in die Gegenwart.
Mit dem Verhältnis zwischen Eigentum und Besitz beschäftigt sich Maria Eichhorn ebenso intensiv wie mit jenem zwischen Arbeit, Wert und Zeit. Ihre Ausstellung 5 weeks, 25 days, 175 hours (2016) in der Chisenhale Gallery in London bestand darin, allen Mitarbeiter*innen eine Auszeit von ihrer Arbeit zu geben. Über die gesamte Laufzeit der Ausstellung blieb die Institution geschlossen. Im gleichen Jahr ließ sich Maria Eichhorn von der Stadt Köln als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum Ludwig anstellen und thematisierte unter dem Titel Arbeitsvertrag zwischen der Stadt Köln, vertreten durch die Oberbürgermeisterin, und Frau Maria Eichhorn (2016) die Frage nach dem gesellschaftlichen Stellenwert künstlerischer Arbeit. Maria Eichhorn wurde 1962 in Bamberg geboren und lebt in Berlin. Sie studierte zwischen 1984 und 1990 an der Hochschule der Künste Berlin bei Karl Horst Hödicke. Seit 1999 lehrt sie als Professorin, zunächst als Gastprofessorin am California Institute of the Arts in Valencia, seit 2003 an der Zürcher Hochschule der Künste. Neben ihren documenta-Teilnahmen 2002 in Kassel und 2017 in Athen und Kassel nahm Maria Eichhorn mehrmals an der Biennale di Venezia (2015, 2001, 1993), zahlreichen weiteren internationalen Biennalen wie etwa in Guangzhou (2008), Berlin (2008, 2004), Sevilla (2006), Istanbul (2005, 1995), Łódź (2004), Yokohama (2001) sowie an Skulptur. Projekte in Münster 1997 teil. Seit 1986 stellt sie in namhaften Institutionen aus. 2018 bis 2019 war eine umfangreiche Werkschau im Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich unter demTitel Zwölf Arbeiten / Twelve Works (1988–2018) zu sehen.
Maria Eichhorn wurde unter anderem mit dem George-Maciunas-Preis (1992), dem Arnold-Bode-Preis der Stadt Kassel (2002) und dem Premio Paolo Bozzi per l’Ontologia der Universität Turin (2018) ausgezeichnet. Von 2018 bis 2020 war sie Georg-Simmel-Stipendiatin und Fellow am Käte Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“ der Universität Bonn, wo – in Kooperation mit dem Kunsthistorischen Institut – auch ihr Rose Valland Institut untergebracht war. Seit 2020 ist Maria Eichhorn Forschungsstipendiatin des Berliner Förderprogramms Künstlerische Forschung. 2021 erhält sie den Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste in Berlin.
Kurator: Yilmaz Dziewior
Yilmaz Dziewior Foto: Nathan Ishar
Yilmaz Dziewior, geboren 1964 in Bonn, lebt in Köln.
Er studierte in Bonn und London Kunstgeschichte und promovierte 2005 an der
Humboldt-Universität zu Berlin über den Architekten Ludwig Mies van der Rohe. Seit Februar 2015 ist Yilmaz Dziewior Direktor des Museum Ludwig in Köln, für das er bereits von 1996 bis 1999 tätig war. Von 2009 bis 2015 leitete er das Kunsthaus Bregenz (KUB). Für die 56. Biennale Arte in Venedig 2015 kuratierte er als Kommissär den Beitrag von Heimo Zobernig im Österreichischen Pavillon. Vor seiner Tätigkeit in Bregenz war Dziewior acht Jahre Direktor des Kunstvereins in Hamburg und lehrte parallel als Professor für Kunsttheorie an der dortigen Hochschule für bildende Künste. Seine Texte erschienen regelmäßig in artforum (New York), Camera Austria (Graz) und Texte zur Kunst (Berlin). Er hat über 60 Bücher und Kataloge zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts herausgegeben und für Institutionen wie das Stedelijk Museum in Amsterdam, die Hamburger Kunsthalle, die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf und das Museum of Contemporary Art in Los Angeles Katalogbeiträge verfasst. Yilmaz Dziewiors kuratorische Arbeit zeichnet sich durch ein dezidiertes Interesse an gesellschaftlichen Fragestellungen aus, wobei besonders seine Beschäftigung mit identitätspolitischen und kulturellen Zuschreibungen hervorzuheben ist. Er verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, der vor allem bei Ausstellungen und Projekten an den Schnittstellen mit Architektur (u. a. mit Arno Brandlhuber, raumlabor Berlin, Kuehn Malvezzi, Eckhard Schulze-Fielitz) sowie Theater und Tanz (u. a. mit She She Pop, Yvonne Rainer) sichtbar wird. Eine Grundprämisse seiner Vorgehensweise ist die Analyse des jeweiligen Kontextes, die sowohl in den von ihm initiierten experimentellen Ausstellungsreihen HIER UND JETZT im Museum Ludwig in Köln, der KUB Arena in Bregenz als auch Insert für den Kunstverein in Hamburg zum Ausdruck kommt
In den letzten 20 Jahren hat Yilmaz Dziewior unter anderem mit Yael Bartana,
Cosima von Bonin, Maria Eichhorn, VALIE EXPORT, Harun Farocki, Andrea Fraser,
Wade Guyton, Barbara Kruger, Gabriel Orozco, Ed Ruscha, Pascale Marthine Tayou,
Rosemarie Trockel, Danh Võ und Haegue Yang an großen Einzelausstellungen zusammengearbeitet.
Zu seinen Gruppenausstellungen zählen Formalismus. Moderne Kunst, heute,
This Place is My Place – Begehrte Orte, Wessen Geschichte, So machen wir es.
Techniken und Ästhetik der Aneignung, Liebe ist kälter als das Kapital und Wir nennen es Ludwig.
Das Museum wird 40!. Seit August 2019 ist Yilmaz Dziewior Mitglied der Jury der Kulturakademie Tarabya.
Haus der Waffenlosigkeit / Bundesrepublik Deutschland
Haus der Waffenlosigkeit / Bundesrepublik Deutschland (House of Weaponlessness / Federal Republic of Germany) – this was written on the outside wall of the German Pavilion in 1988.
The artist Felix Droese introduced the visitors of the 43rd Biennale Arte to his exhibition with these powerful words that today feel more actual than ever. In the absence of weapons,
he saw the force of nature, interconnecting it with art and civilization.
“Weaponlessness is purposeless power“, Droese declared in the catalogue of the German Pavilion 1988. “Weaponlessness is the inherent power of nature”. Known for his papercut art, he recycled leftover papers to create collages that remind of a world between humans, animals, and objects, projected to the pavilion’s walls. This was just when the 200 year anniversary of the French Revolution was about to take place, and one year before the fall of the Berlin wall, at the end of the Cold War.
Just a few days ago and 35 years later, German chancellor Olaf Scholz declared to ramp up the country’s defense spending by a special fund of 100 billion Euro in the light of the war in Ukraine and yesterday, the German government approved a shipment of 2,700 Soviet-era, shoulder-fired Strela missiles to Ukraine. This is what has become of the idea of a “House of Weaponlessness” in 2022.
Kaum ein Ausstellungszusammenhang ist ähnlich aufgeladen und mit Bedeutungen belegt wie die Länderbeiträge einer Biennale. Nationale Repräsentation und kulturelle Zuschreibungen – die Gefahren jedes Länderpavillons – sind nicht selten mit Konflikten verbunden. Dies gilt in ganz besonderem Maße für den Deutschen Pavillon in Venedig.
Die ersten deutschen Beiträge der 1895 als Verkaufsausstellung gegründeten Biennale di Venezia fanden noch in den internationalen und deutschen Sälen im Hauptausstellungsgebäude der Giardini statt. Seit 1909 diente der Bayerische Pavillon, der 1912 in den Deutschen Pavillon umbenannt wurde, als Ort der Repräsentation. Dieser wurde 1938 zur faschistischen Herrschaftsarchitektur umgebaut. Auch wenn der nationalsozialistische Reichsadler über dem Eingangsportal nach dem Krieg entfernt wurde und 1984 an den Seitenflügeln die Schriftzüge „Bundesrepublik Deutschland“ und „Repubblica Federale di Germania“ in Abgrenzung zu der seit 1982 teilnehmenden Deutschen Demokratischen Republik (DDR) angebracht wurden, repräsentiert die Architektur des Deutschen Pavillons bis heute ungebrochen eine faschistische Formensprache.
Deshalb verwundert es nicht, dass die in der Vergangenheit eingeladenen künstlerischen Positionen immer wieder gegen diese Architektur und den Geist, den sie ausstrahlt, vorgingen. Hans Haacke stemmte beispielsweise den Travertinboden des Pavillons auf, so dass die brachial gesplitterten Steinplatten an Das Eismeer von Caspar David Friedrich erinnerten. Anne Imhof verbaute die Architektur mit transparenten Wänden und einem Glaspodest, das den Eintretenden schier den Boden unter den Füßen entzog. Und Natascha Sadr Haghighian positionierte unter dem Pseudonym Natascha Süder Happelmann im Hauptraum eine riesige Wand, die gleichermaßen an die Mauer eines Stausees wie auch an die sogenannte „Festung Europa“ gemahnte.
Das in vielen Beiträgen wahrzunehmende allgemeine Unbehagen ist nicht zuletzt eine Reaktion auf die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert und die von Deutschen verübten Gräueltaten an der jüdischen Bevölkerung und all jenen, die nicht der Ideologie des Naziregimes entsprachen. Wie positioniert sich ein Land mit dieser Vergangenheit im Kontext aktueller globaler Krisen? Welche Möglichkeiten hat die Kunst vor diesem Hintergrund? Und wie gelingt es ihr, sich diesen Fragen zu stellen und gleichzeitig eine eigene Haltung und Bildsprache zu entwickeln?
In diesem Sinne fokussiert der Deutsche Pavillon auf der Biennale Arte 2022 Aspekte politischer und kultureller Repräsentation sowie der gesellschaftlichen Bedeutung künstlerischer Produktion, die in unserer heutigen herausfordernden Zeit von besonderer Aktualität sind.
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