From the Outside to the Inside

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CRONE WIEN / Gallery Crone Vienna
From the Outside to the Inside
Eröffnung: opening: Dienstag, 29. Mai 2018 | 19 Uhr
Tuesday, 29. May 2018 | 7-9 pm
Arbeiten von Rosa Aiello, Kelly Akashi, Daniel Lergon,
Peter Miller und Nazim Ünal Yilmaz.
Kurator Andreas Huber
Ausstellung: Exhibition: 30. Mai – 8. September 2018
Getreidemarkt 14, 1010 Wien Austria
https://www.galeriecrone.at

 

From the Outside to the Inside“
Andreas Huber kuratierten Schau setzen wir unsere Ausstellungsreihe fort, die sich mit Kunst als Membran zwischen äußeren und inneren Zuständen menschlicher Existenz befasst.
Ging es bei der Ausstellung „From the Inside to the Outside” im Januar diesen Jahres um die Spiegelung emotionaler Empfindungen in eine äußere Verfasstheit und Verfestigung, rückt „From the Outside to the Inside” nun das genaue Gegenteil in den Mittelpunkt – die unausweichliche Auflösung realer Gegebenheiten durch ihr Eindringen in unsere Gefühls- und Gedankenwelt. Vermittelt durch die visuelle und taktile Anziehungskraft der Oberfläche führen uns die Werke von Nazim Ünal Yilmaz, Daniel Lergon, Peter Miller, Kelly Akashi sowie Rosa Aiello in eine verborgene Welt von Ideen, Erinnerungen und Empfindungen.

 

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Nazim Ünal Yilmaz Hotel Principles, 2015

 

 

Die Gemälde von Nazim Ünal Yilmaz fungieren als Seelenlandschaften. Mit ihren verlassenen Korridoren und Treppenaufgängen erzählen sie von Einsamkeit und Melancholie aber auch von Nervenkitzel und Erregtheit. Als ambivalente Orte von Begegnung und Anonymität führen die Treppen in ein unergründliches Dunkel.  Zeit und Raum werden nicht näher definiert. Nur ein auf den Stiegen achtlos liegen gelassenes Objekt, ein Mischwesen aus Insekt und Unterwäsche verweist auf das Hotel als Ort von sexuellem Abenteuer und riskanter Erotik. Zusammen mit der Installation „Hotel Principles II“, in der Nylonstrumpfhosen zusammengenäht und zu einer Art Wandschirm aufgespannt werden, strukturiert die Arbeit den Raum und greift so auf ihn ein. Mit ihrer spezifischen Oberflächenqualität versperren die Installationen den Blick auf das, was dahinterliegt und wecken gleichzeitig die Neugier des Betrachters. Die Ambivalenz, die bereits in den Malereien anklingt, findet hier ihre materielle Manifestation.
Die Qualität der Oberfläche spielt auch für Daniel Lergon eine entscheidende Rolle. Der in Berlin lebende Künstler mit seinem experimentellen Zugang zur Malerei greift in seinen hier gezeigten Werken nur auf ein einziges Farbpigment zurück, aus dem er ein reiches Spektrum an Nuancen entwickelt – von leuchtendem Hellgrün bis zu fast schwarz wirkendem Dunkel. In einem von der Schwerkraft befreiten Raum scheint die Farbe wie im Wasser treibender Stoff auf dem monochromen Grund zu schweben. Die Zeit scheint still zu stehen. Formen kristallisieren sich heraus und manifestieren sich. Erst ein genauerer Blick enthüllt die Materialität und die besondere Haptik des gestischen Auftrags. Ein inneres Licht pulsiert in seinen Werken, die trotz der abstrahierten Formen immer auch Anklänge an Figürliches in sich bergen. Durch die Reduktion auf ein Pigment tritt einzig und allein der gestische Farbauftrag in den Vordergrund, der sich auf der Leinwand einschreibt wie Spuren im Sand, individuell und unmittelbar.
Diese Direktheit und Körperlichkeit tritt bei den Arbeiten von Peter Miller weitgehend zurück. Auch er schafft in seinem Werk „Vinyl Lines“ eine Art Fingerabdruck – doch ohne dabei als Künstler selbst einzugreifen. Stattdessen dient eine selbstgebaute Apparatur dazu, die einzigartige Struktur einer Schallplatte graphisch festzuhalten. Dem semiotischen Prinzip des Index folgend schreiben sich die Rillen der LP durch ein mechanisches Übertragungssystem in Form feiner Linien in das Papier ein. Die mit Erinnerungen und Empfindungen aufgeladene Lieblingsmusik des Künstlers wird so ohne sein weiteres Eingreifen als individuelles Selbstporträt in Form einer automatisch generierten Spur festgehalten. Die Spur als fixe Markierung spielt aber auch in seiner Videoarbeit „Eidola“ eine entscheidende Rolle. Auf selbstreferentielle Weise setzt er sich hier mit den Medien Film und Fotografie auseinander und entmystifiziert so die verborgenen Mechanismen der Apparate. „Eidola“ stellt eine antike Wahrnehmungstheorie dar, nach der sich kleine Partikel von den betrachteten Gegenständen lösen, um in den Augen des Betrachters ein Bild zu erzeugen. Dieser Vorstellung entsprechend verwendet Peter Miller in seinen Arbeiten eine Nachtsichtbrille, die zugleich filmt. Die Brille ermöglicht es ihm, in der Dunkelheit eine Kamera zu öffnen und den noch unentwickelten Film mit einem Laserpointer zu bearbeiten. Auf diese Weise entsteht ein Zusammenspiel von Belichtung, Sichtbarkeit und Zerstörung auf der Oberfläche des Filmes.

 

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Kelly Akashi Heliotrope

 

Auf ganz andere Weise beschäftigt sich auch die in Los Angeles arbeitende Künstlerin Kelly Akashi mit der Oberfläche als Bedeutungsträger. Sie verwendet vor allem Werkstoffe wie Wachs, Glas oder Bronze und schafft so filigrane Skulpturen, die verschiedene Sinne des Betrachters ansprechen.  Leichtigkeit, Transparenz und Zerbrechlichkeit spielen hierbei eine ebenso große Rolle wie Haptik, Oberflächengestaltung und Dichte im Material. Das Glas trägt seine Oberfläche mit all seinen Qualitäten zur Schau. Das Sehen wird zum Fühlen. Gleichsam wird sich der Betrachter aber durch die Spiegelung in der Oberfläche seiner distanzierten Stellung bewusst. Bei genauerer Betrachtung offenbaren sich verborgene Strukturen, die sich im Inneren zu winden scheinen. In Akashis Werken wird der Weg von der Oberfläche ins Innere somit wörtlich umgesetzt. Durch die im Inneren verborgenen Gräser und Äste wird aber nicht nur die Verbindung von Innen und Außen hergestellt, sondern auch eine Versöhnung von Kunst und Natur. Die Grenze zwischen der natürlichen Welt und der des Kunstwerkes wird aufgehoben. Zudem sind die Elemente Feuer und Luft als Bedingung ihrer Arbeit mit dem Material entscheidende Bestandteile ihrer Werke, eingebettet und zur Evidenz gebracht in den organischen Formen der zerbrechlichen Oberflächen.
Die Videoarbeit „Amore Molesto“ der in Kanada geborenen und nun in Frankfurt lebenden Künstlerin Rosa Aiello bildet den Abschluss der Ausstellung. Wiederkehrende Motive wie das Alphabet, die Jahreszeiten, oder Natur und Architektur flickern hierbei über den Videoscreen wie eine Spur, die sich nur für den Bruchteil einer Sekunde in den Schirm einschreiben kann. In Aiellos Videoarbeiten verbinden sich gegensätzliche Strukturen ohne ordnungsstiftenden Funktion. Ausgangspunkt bildet hierbei das Alphabet als Grundeinheit unserer Sprache. Unzusammenhängende Wörter, die aus einem Kreuzworträtsel der New York Times entnommen wurden, werden von einem computergesteuerten Programm für Sehbehinderte gesprochen und mit den Bildern des Videos verbunden. Die Sprache als individuelle Visitenkarte wird so entpersonalisiert. Ein Großteil des Bildmaterials stammt aus Kalabrien, dem Herkunftsort ihres Vaters. Menschen, Orte, Musik und Gegenstände, die in besonderer Beziehung zu ihr stehen, geben so Einblick in ihre ganz persönliche Geschichte. Durch die Verbindung von vertrautem Material und einer arbiträren, willkürlichen Organisation, sucht sie einen Weg zwischen Ordnung und Chaos, Verantwortung und Vernachlässigung.

 

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Daniel Lergon Untitled, 2017
Medium: Paintings, oil on canvas

 

From the Outside to the Inside
With this show, curated by Andreas Huber, we continue our series of exhibitions around art as a mediator between outer and inner states of being.

While the exhibition “From the Inside to the Outside”, which opened in January this year, examined how emotions and feelings expressed themselves and materialised in outward appearances, “From the Outside to the Inside” explores the opposite process, namely, the inevitable dissolution of reality when it enters the world of feelings and thoughts. Harnessing the visual and tactile allure of surfaces, the works of Nazim Ünal Yilmaz, Daniel Lergon, Peter Miller, Kelly Akashi and Rosa Aiello take visitors on a journey into a hidden world of ideas, memories and sensations.
The paintings of Nazim Ünal Yilmaz act as landscapes of the soul. Their abandoned corridors and staircases speak of loneliness and melancholy but also of thrill and excitement. As ambivalent sites of encounter and anonymity, their steps lead into inscrutable darkness. Although the time and place are not specified, a hybrid object between insect and underwear, which seems to have been carelessly dropped on the stairs, points to a hotel as a place of sexual adventure and daring eroticism. Together with the installation “Hotel Principles II”, in which nylon tights have been sewn together and stretched into a kind of screen, it structures the space and thereby actively intervenes in it. Both installations, owing to the material qualities of their surface, obstruct spectators’ view on what lies beyond, while at the same time arousing their curiosity. The ambivalence that marks the paintings here finds its material expression.
The nature of the surface also plays a crucial role for Daniel Lergon. In the works shown here, the Berlin-based artist, who is known for his experimental approach to painting, uses a single colour pigment based on which he develops a rich spectrum of nuances, from luminescent light green to near-black darkness. In a space devoid of gravity, the colour floats on a monochrome ground as though on water. Time seems to stand still. Forms crystallise and materialise. Only a closer look reveals the materiality and texture of the paint. An inner light seems to pulsate in Lergon’s works, which, despite their abstract forms, always contain hints at figuration. By reducing colour to a single pigment, the artist lets the gestural application of paint move to the foreground, which inscribes itself on the canvas directly and personally, like fingerprints in the sand.

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Peter Miller Blätter, 2017

 

Directness and materiality are less prominent in the work of Peter Miller, who also creates a kind of fingerprint in his work “Vinyl Lines”, though without intervening as an artist himself. Instead, he has conceived a device that graphically captures the unique structure of a vinyl record. Following the semiotic principle of an index, the grooves of the record are transcribed as fine lines onto a sheet of paper by means of a mechanical transmission system. The artist’s favourite music, fraught with memories and feelings, is thus captured as a very personal self-portrait in the form of an automatically generated trace. The trace as a fixed mark also plays a crucial role in Miller’s video work “Eidola”, in which he self-referentially examines the media of film and photography in order to demystify their hidden mechanisms. “Eidola” illustrates an ancient theory of perception according to which small particles detach themselves from the object and form an image in the eye of the beholder. In keeping with this conception, Miller uses a pair of night-vision goggles that simultaneously act as a film camera. They allow him to open a camera in the dark and to work on the undeveloped roll of film with a laser pointer. By doing so, he creates an interaction of exposure, visibility and destruction on the very surface of the film.
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While the Los Angeles-based artist Kelly Akashi also considers surfaces as mediators of meaning, her approach is essentially different. She uses predominantly materials such as wax, glass or bronze to create delicate sculptures that appeal to several senses at once. Lightness, transparency and fragility are just as important in her work as texture, surface design and material density. The glass literally exhibits the qualities of its surface. Seeing becomes feeling. At the same time, spectators experience their detached position when they see their reflection on the glass. On closer inspection, they discover winding structures hidden beneath its surface. In Akashi’s works, the process leading from the surface to the inside is thus translated literally. The hidden grasses and branches not only establish a connection between inside and outside, but also reconcile art and nature. The boundaries between the world of nature and the world of art are abolished. Air and fire are further components of the artist’s works, embedded and evidenced in the organic forms of the fragile surfaces.

 

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Rosa Aiello: Amore Molesto, 2017

 

The video work “Amore Molesto” by the Frankfurt-based Canadian artist Rosa Aiello concludes the exhibition. Recurring motifs such as the alphabet, the seasons or nature and architecture flicker over the video screen like traces that can only inscribe themselves on the screen for a fraction of a second. Aiello’s video works combine antagonistic structures without any ordering logic. Their starting point is the alphabet as the basic unit of language. Disconnected words taken from a crossword puzzle in the New York Timesare spoken by a computer programme for the visually impaired, and linked to the images in the video. Language as the individual’s hallmark is depersonalised. Much of the footage was shot in Calabria, the place of birth of the artist’s father. People, places, music and objects with which she entertains a special relationship provide an insight into her personal story. By combining familiar material and arbitrary arrangement, her work walks a critical path between order and chaos, or between responsibility and carelessness.

CRONE WIEN GmbH ⦁ GETREIDEMARKT 14, EINGANG ESCHENBACHGASSE 14 ⦁ 1010 WIEN
TEL +43 1 581 31 64 ⦁ FAX +43 1 581 31 64 20 ⦁ http://www.galeriecrone.atinfo@galeriecrone.at

 

 

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