
Francis Alÿs, Le temps du sommeil, (1996–), 111 Malereien, Öl, Wachs, Buntstift, Collage auf Holz, ca. 11,5 x 15,5 cm. Courtesy: der Künstler und Galerie Peter Kilchmann, Zürich
Die Ausstellung von Francis Alÿs im Hauptraum der Secession ist die erste Einzelausstellung des Kon-zeptkünstlers in Österreich, der mit seiner Teilnahme an der documenta 13 und Einzelausstellungen im MoMA in New York und in der Tate Modern in London zu den bekanntesten Künstlern der Gegenwart zählt.
Francis Alÿs ist für unauffällige Interventionen und performative Handlungen ebenso bekannt wie als Initiator und Koordinator großangelegter kollektiver Aktionen voll allegorischem Gehalt. Im Zentrum seiner Ausstellung steht Le temps du sommeil (1996–), ein Werk, das in seiner Subtilität und Unergründlichkeit paradigmatisch für das gesamte Oeuvre ist.
Francis Alÿs, Le temps du sommeil, (1996–), 111 Malereien, Öl, Wachs, Buntstift, Collage auf Holz, ca. 11,5 x 15,5 cm. Courtesy: der Künstler und Galerie Peter Kilchmann, Zürich
Le temps du sommeil ist eine Serie von 111 Gemälden, die innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte entstanden sind. Es bleibt offen, ob die Anzahl final ist, da die Arbeit für Alÿs nicht abgeschlossen ist: Gelegentlich bearbeitet oder übermalt er die Bilder, worüber ein Stempel auf jedem Werk genaue Auskunft gibt. Die Tafeln zeigen miniaturhafte Szenen und wirken häufig wie Momentaufnahmen einfacher Bewegungen und Tätigkeiten, die sich bei genauerem Hinsehen als ziemlich absurd herausstellen. Ein Mann im grauen Anzug tritt in vielen Bildern als Protagonist auf, manchmal mit einem zweiten Akteur in gleicher Aufmachung. Auf einigen Bildern findet sich die Darstellung einer Frau, meist im roten Kleid.
Francis Alÿs, Le temps du sommeil, 1995 –, fortlaufende Serie von Malereien, Öl, Wachs, Buntstift, Collage auf Holz, jeweils 12 x 14 cm. Courtesy: der Künstler und Galerie Peter Kilchmann, Zürich
Le temps du sommeil umschreibt – gleich einem poetischen Streifzug – die künstlerische Praxis von Alÿs. Die Bilder zeigen das, worüber der Künstler nicht sprechen kann. Zudem ist die Verschränkung von Wort und Bild – häufig über die Titel der Arbeiten – ein wichtiger Aspekt seiner Arbeit. Dass die Bilder der Serie gemeinsam mit Konzepttexten und Ideen für Interventionen und Werke gezeigt werden, sollte nicht in die Irre führen. Die Texte sind nicht als Erläuterung zu den Bildern zu verstehen, sie treten vielmehr in einen
Dialog und verweisen auf das komplizierte Verhältnis von visueller und verbaler Kommunikation – und das nicht ohne Humor.
Im Grafischen Kabinett werden zwei seiner Filme Paradox of Praxis 1
(Sometimes Making Something Leads to Nothing),1997 und Paradox of Praxis 5, Ciudad Juárez, México (Sometimes we dream as we live and we live as we dream), 2013 gezeigt.
Francis Alys, geboren 1959 in Belgien, lebt und arbeitet in Mexiko-Stadt.
Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt.
Kuratorin: Bettina Spörr
Francis Alÿs, Le Temps du Sommeil, (1996–), 111 Malereien, Öl, Wachs, Buntstift, Collage auf Holz, ca. 11,5 x 15,5 cm. Courtesy: der Künstler und Galerie Peter Kilchmann
AVERY SINGER Sailor
Mit der amerikanischen Künstlerin Avery Singer stellt die Secession eine junge Malereiposition vor, die Referenzen auf Kunstgeschichte und Zeitgenossenschaft ebenso in ihr Werk integriert wie die medialen Bedingungen und Mechanismen des Digitalen.
In ihrer Ausstellung Sailor, zugleich die erste Personale der Künstlerin in Österreich, zeigt Avery Singer eine Reihe neuer großformatiger Bilder. Während in ihren älteren Werken häufig Stereotypen und ritualisierte Verhaltensweisen des Kunstbetriebs thematisiert werden, dominiert in den jüngsten Werken eine deutliche Tendenz zur Abstraktion. Sie werden beherrscht von projizierten Oberflächen, Bildschirmen im Bild und Schattenwürfe, die sich verselbständigen oder wie Netze über den Körpern und Objekten liegen. Dadurch entstehen neuartige Bildräume, die gekennzeichnet sind durch eine irritierende Wechselwirkung zwischen der illusionistischen Räumlichkeit der dargestellten Körper, den verschiedenen Bildebenen sowie der Flachheit der perfekt produzierten Oberfläche der Gemälde.

Singers Kompositionen und kastenförmigen Figuren basieren auf vektorgenerierten Körpern und Dingwelten, die sie am Computer im Amateur-Softwareprogramm SketchUp konstruiert, bevor sie diese auf die Leinwand projiziert und mittels Airbrush-Technik umsetzt. Den Ansatz, digitale Technologien in ihrem Prozess der Bild- und Formfindung zu integrieren, hat Singer in einer für die Secession entstandenen neuen Werkgruppe noch entscheidend weiterentwickelt, indem sie einen industriellen, computergesteuerten Airbrush-Drucker einsetzt. Dieser ermöglicht ihr nicht nur, Details und Oberflächen zu generieren, die sich von Hand nicht herstellen lassen, sondern auch die Malerei mit ihrer eigenen Geschichte zu konfrontieren, indem sie die scheinbare Opposition zwischen digitaler Welt und Malerei auflöst.
Avery Singer, geboren 1987 in New York, lebt und arbeitet in New York.
Die Ausstellung wird anschließend
vom 27. April bis 11. Juni im Kölnischen Kunstverein zu sehen sein.
Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt.
Kuratorin: Annette Südbeck