JOHANN PETER KRAFFT

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Orangerie, Unteres Belvedere
JOHANN PETER KRAFFT
MALER EINES NEUEN ÖSTERREICH
Presse:
Mittwoch, 24. Februar 2016 | 10 Uhr
Eröffnung: 24. Februar 2016 | 19 Uhr
Es sprechen
Agnes Husslein-Arco, Direktorin
Rolf Johannsen, Kurator
Ausstellung: 25. Februar – 05. Juni 2016
Rennweg 6, 1030 Wien
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Johann Peter Krafft, Der Einzug von Kaiser Franz I. in Wien nach dem Pariser Frieden am 16. Juni 1814, vor 1828
© Belvedere, Wien, Foto: © Belvedere, Wien  Öl auf Leinwand 38,5 x 65 cm

In den Sälen des Oberen Belvedere fallen zwei Werke von Johann Peter Krafft (Hanau bei Frankfurt am Main 1780 – Wien 1856) ins Auge, die unterschiedlicher kaum sein könnten: das eindringliche, Individualität und Alter betonende Porträt des Franz Wessely von 1810 und das drei Jahre später entstandene monumentale Gemälde Der Abschied des Landwehrmannes. Mit letzterem schafft Krafft ein Propagandabild par excellence, das an Popularität seinesgleichen sucht und zugleich zum Initialwerk der Wiener Biedermeiermalerei wird.

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Johann Peter Krafft, Der Abschied des Landwehrmannes, 1813
© Belvedere, Wien, Foto: © Belvedere, Wien
Öl auf Leinwand 281 x 351 cm

Doch Krafft bleibt beim einmal Erreichten nicht stehen. Anfangs als Porträtist und Maler griechischer Mythologien tätig, verschreibt er sich um 1810 dem Historienbild, das in seinem Œuvre einen signifikanten Wandel durchläuft. Auf der einen Seite stehen Darstellungen etwa der Schlacht bei Aspern, auf der anderen anekdotische Motive, besonders aus dem Leben Kaiser Franz’ I. Nicht mehr das herausragende historische Ereignis ist das Thema, sondern der Moment, in dem der Kaiser sich volksnah und volkstümlich gibt. Dies ist in dem kleinen Gemälde der Fall, in dem Franz I. dem Sarg eines Armen folgt, was auf eine wahre Begebenheit zurückgeführt wird, aber zugleich als Hinweis auf die Pietas Austriaca, die Frömmigkeit des Hauses Habsburg, zu verstehen ist.

 

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Johann Peter Krafft, Die Heimkehr des Landwehrmannes, 1820
© Belvedere, Wien, Foto: © Belvedere, Wien
Öl auf Leinwand 280 x 360

 

Krafft ist jedoch nicht auf den „Maler des Kaisers“ zu beschränken. Er bleibt auch dem Porträtfach treu, malt das bürgerliche, gelehrte und adelige Wien. Darüber tritt er uns als Familienvater, als Direktor der kaiserlichen Gemäldegalerie wie als Restaurator des Belvedere-Gartens entgegen. Durch und mit den Augen eines Künstlers entsteht so das Gesamtbild einer Epoche.

 

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Johann Peter Krafft, Kaiser Franz I. von Österreich folgt dem Sarg eines Armen, um 1834
© Belvedere, Wien, Foto: © Belvedere, Wien Öl auf Leinwand 32 x 45 cm

 

Geboren in Hanau bei Frankfurt am Main, besuchte Johann Peter Krafft die seinerzeit berühmte Zeichenakademie seiner Geburtsstadt, bevor er 1799 an die Wiener Akademie der bildenden Künste wechselte. Prägend war für den jungen Künstler ein zweijähriger Studienaufenthalt ab 1802 in Paris. Hier besuchte er den Louvre und Künstlerateliers, darunter auch jene von Jacques-Louis David und François Gerard, die ihn in seiner Kunst nachhaltig beeinflussten. Krafft etablierte sich daraufhin als Porträtmaler in Wien, wobei er das gesamte Spektrum vom bürgerlichen Standesporträt bis hin zum Kaiserbildnis bediente. Parallel befasste er sich mit der Historienmalerei, in der ihm mit Erzherzog Karl mit der Fahne des Regiments Zach in der Schlacht bei Aspern von 1811/12 ein erster Erfolg gelang. Anfangs eng an französische Vorbilder angelehnt, begann Krafft sich spätestens mit Der Abschied des Landwehrmannes von 1813 von diesen zu lösen. Das Thema, vor allem jedoch die lebensgroße Darstellung von einfachen Bürgern machten dieses Werk zu einem Propagandabild par excellence, mit dem Krafft endgültig der Durchbruch gelang. Kein anderer Wiener Künstler schien danach geschickt genug, den österreichischen Sieg über Napoleon in der Schlacht bei Aspern und die Völkerschlacht bei Leipzig in monumentalen Gemälden darzustellen. Gerade diese Bilder waren es dann auch, mit denen Krafft zum Neuerer wurde. Unübertroffen ist die naturgetreue Behandlung von Details, die Krafft zu einem Vorreiter des Realismus werden ließ. Hinzu kommt die Vorbereitung durch mehrere Dutzend Porträtzeichnungen, die das Gemälde zudem zu einem bedeutenden Zeitdokument machen. Über eine Medienstation in der Ausstellung werden diese Zeichnungen, die im Besitz des Belvedere sind, präsentiert, sie bieten einen spannenden Einblick in die künstlerische Entwicklung von Johann Peter Krafft.

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