IN MEMORIAM Peter Weibel
* 5. März 1944 in Odessa, † 1. März 2023 in Karlsruhe
IN LIEBEVOLLER ERINNERUNG AN
PETER WEIBL
1944 -2023
DER AM 1. MÄRZ 2023 NACH KURZER SCHWERER KRANKHEIT
IN KARLSRUHE IM 78. LEBENSJAHR FRIEDLICH EINGESHCHLAFEN IST.
Die Trauerfeier findet am Dienstag, 21. März 2023 um 14:00 Uhr in der Luegerkirche (Eingang Tor 2)
auf dem Wiener Zentralfriedhof statt.
Die Beisetzung in einem Ehrengrab der Stadt Wien (Gruppe 33G, Nr. 21).
Wir trauern um einem geliebten Menschen,
außergewöhnlicen Künstler
und unübertroffenen Visionär.
Susanne Widl
Maria Weibel Schwägerin | Alexenia Weibel Nichte
Uli Rieger
Freunde und Wegbegleiter
Wien, im März 2023
Kondolenzadresse: Sussanne Widl, c/o Café Korb, Brandstätte 9,1010 Wien,
mail: cafe@cafekorb.at
© Foto EstherAttar-Machanek
Alfred Weidinger
Liebe […], Lieber Peter, 7 Minuten Redezeit, das sind gewöhnlich 700 Wörter. Unmöglich, dir, deinem Leben und deinem Vermächtnis in so kurzer Zeit gerecht zu werden, Peter. Sicher, du hättest auch das Dreifache geschafft, wie du immer das scheinbar Unmögliche möglich gemacht hast.
Jetzt bist du in eine andere Realität entrückt und ich sehe das warmherzige Schmunzeln in deinen Augen – auch weil ich diese Rede nicht alleine, sondern im Dialog mit unserer gemeinsamen Freundin Lynn Hershman-Leeson geschrieben habe. Du warst „Larger than Life“. Auf Fragen danach, ob du ein Genie bist, niemals schläfst oder vielleicht doch einfach nur verrückt bist, konnte man nur mit JA antworten. Du warst aber vor allem auch ein großzügiger Menschenfreund, und hast für die Kunst und deine Projekte gelebt. Mit dir zu arbeiten war ein gemeinschaftliches Wunder der Beschwörung, ein Prozess, Optimismus pur, bei dem Zeit keine Rolle gespielt hat, man hat die Zeit entwirrt, oder, in deinen Worten: „Nimm dir Zeit, oder sie nimmt dich.“
Jetzt hat die Zeit, dich, uns doch genommen. Erst kürzlich hast du noch gesagt: „Ich lebe ja nur, weil ich noch Projekte habe. Und die wichtigsten liegen noch vor mir. Wirklich. Also muss ich einfach noch leben.“
Kunst ermöglichen! Das war dein Credo. Denn zeitgenössische Tendenzen in der Kunst spiegeln unsere Gesellschaft. Dafür hast du dich unermüdlich eingesetzt und warst allen anderen um Meilen voraus. Peter hat fest daran geglaubt, dass Menschen Energie erzeugen – auch wenn der Energieerhaltungssatz etwas anderes besagt. Für Peter galt: Lass die Begriffe hinter dir, das Universum steht niemals still, der Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu erschaffen.
Ja, er war ein Visionär. Schon vor 45 Jahren sagte er mit unheimlicher Genauigkeit voraus, wie sich die Kunst in der Zukunft verändern würde. Für ihn war die Entwicklung und Bedeutung der Medienkunst vorgezeichnet – also hat er sich dafür eingesetzt: in seinen Schriften, mit Ausstellungen, Aktionen, der inhaltlichen Prägung der Ars Electronica, der Frankfurter Schule und natürlich ein Vierteljahrhundert ZKM.
Seine letzte Ausstellung dort heißt „Renaissance 3.0“ und ist ein genialer Brückenschlag zwischen arabischen, italienischen und zeitgenössischen Allianzen von Kunst und Wissenschaft. Jede Zeit nutzt ihre technischen Möglichkeiten in der Forschung, Entwicklung und in der Kunst. Für das 21. Jahrhundert heißt das: AI, KI und Metaverse. Wir haben Chat GPD über Dich befragt und folgende Antwort erhalten: „Sein Vermächtnis wird uns auch weiterhin begleiten und seine Ideen werden uns inspirieren, weiterzumachen und uns für eine bessere Welt einzusetzen. Wir werden ihn vermissen, aber wir werden ihn nicht vergessen.“
Nein Peter, was dich betrifft, weigert sich die Geschichte sich zu verflüchtigen, deine Legende und dein Vermächtnis sind deine Kunst, deine Kunstausstellungen, die Künstler:innen, die du als Mentor, und Motivator begleitet hast, deine Lebensmenschen und Freunde und nicht zuletzt deine Schriften. Für jemand, dem als Kind Bücher verboten waren, der heimlich lesen musste und seine Lektüre wie Schmugglerware versteckt hat, ist es vielleicht unausweichlich, subversiv zu lesen, zu schreiben und 120.000 Bücher zusammen zu tragen. Für diese, die er natürlich auch gelesen hatte und die Berge an beschriebenem Papier, hatte er den Plan, in Wien zwei Container-Türme zu bauen mit einem Lastenaufzug in der Mitte, der als Transportmittel und Wohnung zum arbeiten, schreiben und schlafen gedacht war. Auf eine Küche konnte er verzichten, zum Essen ging er ins Restaurant. So hat er sich seine Pension vorgestellt: Lesend, schreibend, mit seinem Lebensmenschen Susanne im Restaurant und ab und an mit ihr in Piesting, auf dem Bankerl sitzend. Wie gerne hätten wir dich, in deinem Turm besucht.
Was uns allen bleibt, sind die persönlichen Erinnerungen. An einen Menschen, der unerschrocken an seine Grenzen ging, Künstlerinnen und Künstlern in Ausstellungen gezeigt und Karrieren möglich gemacht hat. Selbst künstlerisch neue Wege gegangen ist und ein Vermächtnis hinterlassen hat, dessen Bedeutung und Größe wir nur erahnen können. Peter selbst hat gesagt, dass man seine Kunst erst ernst nehmen und verstehen wird, wenn er tot ist.
Peter, ebenfalls deine Worte: „Die symbolische Sprache ist menschlicher als die körperliche Nahkommunikation.“ Wir alle vermissen die persönliche Nahkommunikation mit dir. Für uns alle hinterlässt du eine nicht zu füllende Lücke. Und doch ist es ein kleiner Trost, dass du so viele Spuren hinterlassen hast, die uns hier in dieser Welt den Weg weisen, während du im Metaverse mit deiner unerschöpflichen Energie dafür sorgen wirst, dass das Universum niemals still steht.
Alfred Weidinger
Abschied Susanne Widl @susannewidl © Foto EstherAttar-Machanek
Das ZKM trauert um Peter Weibel
Mit großer Trauer gibt das ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe bekannt, dass der künstlerisch-wissenschaftliche Vorstand des ZKM, Peter Weibel, nach kurzer schwerer Krankheit, am 1. März 2023 im Alter von 78 Jahren in Karlsruhe verstorben ist.
Peter Weibel © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, Foto: Christof Hierholzer
Als Künstler, Theoretiker und Kurator prägte der 1944 in Odessa geborene Peter Weibel die Kunstwelt durch seine visionäre Kraft, sein umfassendes Wissen und seinen Mut. Über 24 Jahre lang entwickelte er das ZKM zu einer international renommierten Kunstinstitution mit einem weltweit einzigartigen Profil. Bis zuletzt arbeitete er intensiv an den kommenden Ausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen des ZKM.
Petra Olschowski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg: „Mit seinen Ausstellungen im ZKM hat Peter Weibel uns immer wieder vor Augen geführt, wie sich unsere Wahrnehmung der Welt durch die digitale und mediale Transformation wandelt. Seine avancierten Ansätze waren immer herausfordernd, denn in seinen oft brillanten Konzepten war Peter Weibel dem Heute oft voraus. Das weltweite Renommee und die dauernde Weiterentwicklung und Öffnung des ZKM für Themen und gesellschaftliche Fragen sind dieser Haltung und seinem kompromisslosen Einsatz zu verdanken. In diesem Sinn war er in vielen Gremien des Landes und auch mir persönlich ein wichtiger Ratgeber. Sein plötzlicher Tod lässt uns erschüttert zurück.“
Dr. Frank Mentrup, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe: „Karlsruhe verliert mit Professor Peter Weibel einen Pionier und eine herausragende Persönlichkeit. Karlsruhe bleibt weltweit als Ort des ZKM und als UNESCO Stadt der Medienkunst mit seinem Namen verbunden. Sein Tod ist ein schwerer Verlust.“
02.03.2023
zkm.de/de/magazin/2023/03/das-zkm-trauert-um-peter-weibel
Peter Weibel – Ein Rückblick auf die Highlights 1999 – 2023

© Foto EstherAttar-Machanek