pattern-and-decoration

mumok
museum moderner kunst stiftung ludwig wien
Pattern and Decoration. Ornament als Versprechen
Pressekonferenz:
Donnerstag, 21. Februar 2019 | 10 Uhr
Eröffnung: Freitag, 22. Februar 2019 | 19 Uhr
Karola Kraus Generaldirektorin, mumok
Kunstler_innen:
Brad Davis, Frank Faulkner, Tina Girouard, Valerie Jaudon, Joyce Kozloff, Robert Kushner, Thomas Lanigan-Schmidt, Kim MacConnel,
Miriam Schapiro, Kendall Shaw, Ned Smyth, Robert R. Zakanitch und Joe Zucker
Kuratiert von Manuela Ammer, mumok
Ausstellung: 23. Februar – 8. September 2019
Museumsplatz 1, A-10­70 Wien
https://www.mumok.at/de/pattern-and-decoration

Miriam Schapiro Dormer 1979

Pattern and DecorationOrnament als Versprechen Ornament als Versprechen. So könnte das Motto der US-amerikanischen BewegungPattern and Decoration lauten, die sich Mitte der 1970er-Jahre formierte. In Abwandlung der bekannten Maxime von Adolf Loos – „Ornament und Verbrechen“ – führt dieAusstellung die reichen Bestände des Sammlerpaares Peter und Irene Ludwig zurgrößten Präsentation von Pattern and Decoration im deutschsprachigen Raum seitden 1980er-Jahren zusammen. Mit orientalisch anmutenden Mosaiken, monumentalen Textilcollagen, Malereien, Installationen und Performances verfolgten feministischengagierte Künstler_innen wie Miriam Schapiro, Joyce Kozloff, Valerie Jaudon oder Robert Kushner in den 1970er-Jahren das Ziel, Farbe, Formenvielfalt und Emotion indie Kunst zurückzuholen. Das Dekorative und ihm nahe kunsthandwerkliche Techniken spielten dabei eine große Rolle: Unterschiedliche ornamentale Traditionen – vonder islamischen über die nordamerikanisch-indianische bis zur Art déco – fanden Eingang in die Werke und öffneten den Blick über den geografischen und historischen Tellerrand hinaus. Die Nähe zu Folklore und Kitsch wurde dabei nicht nur in Kaufgenommen, sondern als Gegenentwurf zum „Purismus“ der Kunst der 1960er-Jahreausdrücklich gesucht.

Pattern and Decoration lässt sich als paradigmatische Kunstströmung der1970er-Jahre beschreiben, jenes schwer zu fassenden Jahrzehnts der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüche, in dem die sozialen und politischen Utopiender 1960er-Jahre auf erste Vorboten eines aufkeimenden Neoliberalismus trafen.Als „promisk“ kritisierte der amerikanische Kunsthistoriker Hal Foster die Kunst jenerDekade in seinem Artikel The Problem of Pluralism (Das Problem des Pluralismus,1982). Nach den „puren“ Bestrebungen der 1960er-Jahre, allen voran der Minimal Art, mangle es der Kunst der 1970er-Jahre sowohl an Stil als auch an kritischemBewusstsein.

Brad Davis Night cry 1979

Pattern and Decoration allerdings war aus Überzeugung „promisk“: „Wir weigertenuns, Kunstformen einer Hierarchie zu unterwerfen“, so beispielsweise Joyce Kozloff.„Für uns gab es weder Grenzen zwischen den Kunstformen der Welt noch ‚High‘ oder‚Low Art‘.“ Und Robert Kushner: „Wir wollten das Spektrum dessen, was im offiziellenKunstlexikon zugelassen war, erweitern. Textilien, großartig. Quilts – ja. Keramik –aber sicher. Teppiche – warum nicht. Wir schauten uns all diese Objekte im Hinblickauf ihren ästhetischen Wert und ihre reichen visuellen Vorzüge an und wollten, dassandere sie auch als Kunst wahrnahmen.“ Und schließlich Robert Zakanitch: „Diestrikten Parameter der Moderne verloren ihre Bedeutung, und jenseits davon gab esprächtige Dinge zu erfühlen und zu malen – feine Muster, Ornamente, Designs ausallen Kulturen der Welt, Volkskunst – Dinge und Themen, die als zu feminin erachtetworden waren und daher als trivial galten.“

Geboren aus Diskussionen von miteinander befreundeten und bekannten Kunstlerinnen sowie der Kritikerin Amy Goldin, stellt Pattern and Decoration die vielleicht letzte Kunstbewegung des 20. Jahrhunderts dar – und zugleich die erste, die uber die Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten dekorativen Traditionen eine tatsächlich
globale Perspektive verfolgte. Die egalitären, kollektiven und lebenspraktischen Dimensionen, die Goldin als Eigenschaften des Dekorativen definierte, stehen dabei stellvertretend fur das Programm von Pattern and Decoration: nämlich, was konventionell als „nieder“ eingestuft wurde – die Kunst von Frauen, Kunsthandwerk, Volkskunst und so weiter –, möglichst laut zu feiern.

Der österreichische Architekt Adolf Loos (1870–1933) kriminalisierte das Dekor in seiner beruhmt- beruchtigten Streitschrift Ornament und Verbrechen, die 1908 in Reaktion auf den Wiener Jugendstil entstand. Seine Abwesenheit sei Indikator einer hohen Kulturentwicklung; seine Fertigung ein „Verbrechen an der Volkswirtschaft“. Ornament als Versprechen, der Untertitel der Ausstellung, verkehrt die Loos’sche Polemik im Sinne der Anliegen von Pattern and Decoration: Tritt die eine Position in
unverkennbar misogynem und kolonialistischem Tonfall für eine „High Art“ ein, so wird auf der anderen Seite nach Alternativen zu den Werten der westlichen Industriestaaten gesucht – nach anderen Geschlechterverhältnissen und kulturellen Identitäten und, nicht zuletzt, nach einem neuen Kunstbegriff.

Joyce Kozloff Tuts Wallpaper Pilasterpairii 1979

Peter und Irene Ludwig haben den Wert dieser Kunst schon früh erkannt und Pattern and Decoration durch systematische Ankäufe zu einem der Schwerpunkte ihrer Sammlung ausgebaut: Auf ihren Reisen in die USA Ende der 1970er-Jahre erwarben sie rund siebzig Arbeiten, von denen sich heute der Großteil im Ludwig Forum fur Internationale Kunst Aachen und eine ebenfalls umfassende Werkgruppe im mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien befindet. Das in Kooperation realisierte Projekt Pattern and Decoration. Ornament als Versprechen führt die Bestände der beiden Museen erstmals wieder zusammen. Ergänzt durch weitere
internationale Leihgaben bildet die Ausstellung damit die größte Präsentation der Pattern-and-Decoration-Bewegung im deutschsprachigen Raum seit den 1980er-Jahren und ermöglicht, dass diese mehr als vierzig Jahre nach ihrer Grundung einer Neubewertung unterzogen werden kann.

Denn die Fragen, die die Kunstler_innen stellten, erfahren heute, in einer noch viel stärker globalisierten und von Machtasymmetrien gekennzeichneten Welt, eine brisante Aktualisierung. Zu einem Zeitpunkt, da sich Gräben vertiefen und Grenzen schließen, erinnert Pattern and Decoration daran, was es zu gewinnen gilt, wenn die Kanäle offenbleiben.

Das Projekt wurde vom Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen initiiert und in Kooperation mit dem mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien realisiert. Im Anschluss an die beiden Stationen wird die Ausstellung im Ludwig Múzeum – Museum of Contemporary Art, Budapest zu sehen sein.

Kunstler_innen: Brad Davis, Frank Faulkner, Tina Girouard, Valerie Jaudon, Joyce Kozloff, Robert Kushner, Thomas Lanigan-Schmidt, Kim MacConnel, Miriam Schapiro, Kendall Shaw, Ned Smyth, Robert R. Zakanitch und Joe Zucker
Kuratiert von Manuela Ammer


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