Krobath
Michael Bauch . Theresa Eipeldauer
Jugoslav Mitevski . Benjamin Roth
Eröffnung: Dienstag, 06.06.2017 | 19 – 21 Uhr
Opening: Tuesday, 06.06.2017 | 7 – 9 pm
im Kabinett / in the cabinet:
Guido Kucsko
Ausstellung: 07.06. – 29.07. 2017
Eschenbachgasse 9, A-1010 Wien

Guido Kucsko.
Die Bildwerdung einer Idee.
Guenther Oberhollenzer
Die Bildwerdung einer Idee.
Guenther Oberhollenzer
Oh, der Einfall war kindisch,
aber göttlich schön!
Friedrich Schiller (aus Don Carlos)
aber göttlich schön!
Friedrich Schiller (aus Don Carlos)
Wie nur soll ich diesen Text beginnen? Ich hoffe, ich habe bald eine treffliche Idee. Einige zusammengeknüllte Zettel liegen schon im Papierkorb. Ideen kann man nicht erzwingen, sie entstehen oft unerwartet, überraschend und besonders gern in Momenten, in denen man natürlich nichts zum Schreiben dabeihat. „Some of the biggest ideas in the world started on a napkin“ steht auf der Verpackung von Papierservietten zu lesen, die ich jüngst geschenkt bekommen habe. Der Bleistift war passenderweise gleich beigelegt. Langsam verstehe ich den Titel der Ausstellung von Guido Kucsko: Wenn endlich eine Idee da ist, dann halte sie fest und sei nett zu ihr. Wer weiß, wie lange es dauert, bis die sprichwörtliche Muse dich wieder küsst. Früher wurde das noch wörtlich genommen. Homer und andere Dichter der Antike hätten sich niemals als Schöpfer oder Eigentümer von Werken empfunden. Sie waren Auserwählte, durch die hindurch göttliche Stimmen sprachen. Das Gottesgnadentum verschwindet über die Jahrhunderte aber immer mehr und Kreativität wird zu einer Fähigkeit, die begabte Menschen untereinander beleben und fördern. Doch damit nicht genug. Spätestens seit Joseph Beuys kann jeder Mensch Künstler sein und aus sich heraus kreativ handeln. Der Mensch der Gegenwart braucht scheinbar keine Musen mehr, er schöpft aus sich selbst, um Großes zu schauen. Das Finden von Ideen und Ausleben der eigenen Kreativität ist in unserer individualisierten wie leistungsorientierten Gesellschaft zu einem wichtigen Teil des Lebens geworden. Ob im Alltag, in der Wissenschaft und Forschung, in der Wirtschaft und Politik, in der Literatur und Kunst:
Ideenreichtum ist heute gefragter denn je.
Ideenreichtum ist heute gefragter denn je.
„Ich hab‘s, ich habe eine Idee!“ Als Kind war er mein Held, der spitzbübische Junge, der mit den Fingern schnipste und dann vor ausgefallenen, aberwitzigen Ideen sprühte. Mit Einfallsreichtum und Kreativität konnte er seinen Vater und dessen Gefolgsmänner
aus manch brenzliger Situation befreien. In der rauen Welt der Wikinger ist der scharfe Verstand eines kleinen Jungen der körperlichen Kraft der Erwachsenen weit überlegen, so die kindergerechte Botschaft. Unter einer Idee versteht man einen Gedanken, nach dem man handeln kann, oder ein Leitbild, an dem man sich orientiert. Im allgemeinen, alltäglichen Sprachgebrauch ist mit der Idee ein neuer und origineller, ein geistreicher oder auch witziger Gedanke gemeint, den man gerne auch umsetzen möchte. Eine zündende Idee haben oder gleich mehrere, das ist das kostbare Kapital des Künstlers.
In der zeitgenössischen Kunst kann dabei sogar eine bloße Idee zum Kunstwerk werden. Die handwerkliche Umsetzung ist für die Bedeutung und Qualität einer Arbeit nicht (mehr) entscheidend. Der deutsche Künstler Martin Kippenberger hatte etwa eine Idee zu einer Werkserie, ihre Umsetzung überließ er aber einem kommerziellen Plakatmaler (Lieber Maler male mir, 1981). Kippenberger hinterfragt so ironisch die Rolle des Künstlers und das Konzept der Autorenschaft.
aus manch brenzliger Situation befreien. In der rauen Welt der Wikinger ist der scharfe Verstand eines kleinen Jungen der körperlichen Kraft der Erwachsenen weit überlegen, so die kindergerechte Botschaft. Unter einer Idee versteht man einen Gedanken, nach dem man handeln kann, oder ein Leitbild, an dem man sich orientiert. Im allgemeinen, alltäglichen Sprachgebrauch ist mit der Idee ein neuer und origineller, ein geistreicher oder auch witziger Gedanke gemeint, den man gerne auch umsetzen möchte. Eine zündende Idee haben oder gleich mehrere, das ist das kostbare Kapital des Künstlers.
In der zeitgenössischen Kunst kann dabei sogar eine bloße Idee zum Kunstwerk werden. Die handwerkliche Umsetzung ist für die Bedeutung und Qualität einer Arbeit nicht (mehr) entscheidend. Der deutsche Künstler Martin Kippenberger hatte etwa eine Idee zu einer Werkserie, ihre Umsetzung überließ er aber einem kommerziellen Plakatmaler (Lieber Maler male mir, 1981). Kippenberger hinterfragt so ironisch die Rolle des Künstlers und das Konzept der Autorenschaft.
Guido Kucsko geht noch einen Schritt weiter. Die Idee der Idee wird selbst zur Kunst. Kucsko interessiert sich für den geistigen Prozess, der zu ihr führen kann, das Grübeln und Abwiegen, das Entdecken und wieder Verwerfen. Sie, die Ideen, erscheinen als monochrome schwarze Flächen aus Aluminium, montiert auf einem rosafarbigen Untergrund. Der Idealfall ist ein glatt gestrichenes Rechteck (Ideal idea), meist aber sind die Ideen unförmig oder zerknittert, eingerissen oder fragmentiert (Upcoming idea, Not yet fully unfolded idea, Discarded idea). In Blockbuchstaben oder per Handschrift ergänzt Kucsko knappe Beschreibungen und Kommentare. Das Ringen um den kreativen Moment und schöpferischen Akt wird zu Materie und Form. Die Bildsprache ist klar und stringent umgesetzt aber nicht ohne ein Augenzwinkern. „Sei nett zu deinen Ideen“, fordert Kucsko gegenüber der entstehenden, der idealen, der wieder verworfenen Idee, und man glaubt zu erkennen, dass hier jemand genau weiß, wovon er spricht. Die Arbeiten erinnern mich an Federico Fellinis Film Otto e mezzo (1963), in dem Marcello Mastroianni als Alter Ego Fellinis einen Regisseur mimt, der sich in einer tiefen Schaffenskrise beendet – so wie Fellini selbst zu jener Zeit. Der Film gilt als die beste Arbeit des Regisseurs. Auch Kucsko macht das künstlerische Schauen zum Thema seiner Kunst, das Zweifeln und Ringen um einen guten Einfall, aber in der Folge auch die Wünsche und Erwartungen, die damit verbunden werden. Ironisch wie kritisch reflektiert der Künstler das, was danach kommt: Ist die Idee erst einmal in der Welt, was passiert dann mit ihr? Kann sie sich gut entwickeln und hat Potenzial oder bleibt sie ein Strohfeuer? Kann man mit ihr reich und berühmt werden? Ist sie einmalig und muss sie urheberrechtlich geschützt werden?

Homer hat sich über all das vermutlich kaum Gedanken gemacht. Doch heute sind Ideen das immaterielle Kapital des kreativen Menschen, als Quell der künstlerischen Produktion oder Rohstoff der wissenschaftlichen Forschung ein persönliches wie
schützenswertes Gut. „Ideen sind ja nur das einzig wahrhaft Bleibende im Leben“, schreibt schon Wilhelm Freiherr von Humboldt. „Sie sind im eigentlichen Verstande das, was den denkenden Menschen ernsthaft und dauernd zu beschäftigen verdient.“ Wie
lohnend und inspiriert es sein kann, sich ihnen als gedankliches Prinzip zu nähern, stellt Guido Kucsko mit seinen Werken eindrucksvoll unter Beweis.
schützenswertes Gut. „Ideen sind ja nur das einzig wahrhaft Bleibende im Leben“, schreibt schon Wilhelm Freiherr von Humboldt. „Sie sind im eigentlichen Verstande das, was den denkenden Menschen ernsthaft und dauernd zu beschäftigen verdient.“ Wie
lohnend und inspiriert es sein kann, sich ihnen als gedankliches Prinzip zu nähern, stellt Guido Kucsko mit seinen Werken eindrucksvoll unter Beweis.
Michael Bauch . Theresa Eipeldauer . Jugoslav Mitevski . Benjamin Roth
Die aktuelle Ausstellung in der Galerie Krobath untersucht Malerei als primäres Medium künstlerischen Ausdrucks aufgrund ihrer Beschaffenheit und den unterschiedlichen Materialien, Schichten und strukturellen Ebenen, die ihr zugrunde liegen. Die KünstlerInnen Michael Bauch, Theresa Eipeldauer, Jugoslav Mitevski und Benjamin Roth verpflichten sich einer minimalistischen Formensprache, die eine Ästhetik der Abstraktion einfordert, jedoch nicht nur auf die Sichtbarkeit der malerischen Geste rekurriert, sondern auf die Beschaffenheit des Tafelbildes als dreidimensionales Objekt. Die seit mehr als hundert Jahren andauernde Beschäftigung mit einer reduzierten Farbenund Formensprache findet bei allen KünstlerInnen ihre Fortführung und wird in unterschiedlicher Art und Weise auf das Moment der Textur im Bildraum, aber auch außerhalb der malerischen Oberfläche erweitert. Die Ausdehnung der Leinwand auf das Trägermaterial, die Beschaffenheit des Rahmens etc. führen zu einer objekthaften Form, das auf ihre künstlerischen Grundparameter überprüft wird. Die ausgestellten Bilder untersuchen somit die ontologische Existenz der Malerei, die oftmals der Realität des Sichtbaren untergeordnet wird. In einer durchmischten Zusammenschau bilden die gezeigten Werke einen Überblick über die aktuelle Auseinandersetzung mit dem Dispositiv der Malerei jenseits einer figurativen und darstellenden Komponente. Das
Interesse der vertretenen KünstlerInnen liegt auf den Texturen, die die grundlegende Beschaffenheit jedes malerischen Ergebnisses bedingen. Wie kann der malerische Prozess selbst sichtbar gemacht werden und wo lässt sich sein ontologischer Ursprung verorten? Hierbei handelt es weniger um die direkte Beziehung zwischen KünstlerIn
und Kunstwerk, wie sie Martin Heidegger in seinem Aufsatz „Der Ursprung des Kunstwerks“ definiert, sondern um die malerische Geste als Artikulation künstlerischer Praxis.
Die aktuelle Ausstellung in der Galerie Krobath untersucht Malerei als primäres Medium künstlerischen Ausdrucks aufgrund ihrer Beschaffenheit und den unterschiedlichen Materialien, Schichten und strukturellen Ebenen, die ihr zugrunde liegen. Die KünstlerInnen Michael Bauch, Theresa Eipeldauer, Jugoslav Mitevski und Benjamin Roth verpflichten sich einer minimalistischen Formensprache, die eine Ästhetik der Abstraktion einfordert, jedoch nicht nur auf die Sichtbarkeit der malerischen Geste rekurriert, sondern auf die Beschaffenheit des Tafelbildes als dreidimensionales Objekt. Die seit mehr als hundert Jahren andauernde Beschäftigung mit einer reduzierten Farbenund Formensprache findet bei allen KünstlerInnen ihre Fortführung und wird in unterschiedlicher Art und Weise auf das Moment der Textur im Bildraum, aber auch außerhalb der malerischen Oberfläche erweitert. Die Ausdehnung der Leinwand auf das Trägermaterial, die Beschaffenheit des Rahmens etc. führen zu einer objekthaften Form, das auf ihre künstlerischen Grundparameter überprüft wird. Die ausgestellten Bilder untersuchen somit die ontologische Existenz der Malerei, die oftmals der Realität des Sichtbaren untergeordnet wird. In einer durchmischten Zusammenschau bilden die gezeigten Werke einen Überblick über die aktuelle Auseinandersetzung mit dem Dispositiv der Malerei jenseits einer figurativen und darstellenden Komponente. Das
Interesse der vertretenen KünstlerInnen liegt auf den Texturen, die die grundlegende Beschaffenheit jedes malerischen Ergebnisses bedingen. Wie kann der malerische Prozess selbst sichtbar gemacht werden und wo lässt sich sein ontologischer Ursprung verorten? Hierbei handelt es weniger um die direkte Beziehung zwischen KünstlerIn
und Kunstwerk, wie sie Martin Heidegger in seinem Aufsatz „Der Ursprung des Kunstwerks“ definiert, sondern um die malerische Geste als Artikulation künstlerischer Praxis.

Michael Bauchs Umgang mit den Elementen Form und Farbe fokussiert auf die Repetition einer spezifischen Form im Bild als auch über mehrere Bilder, die mit farblich wechselnden Hintergründen die reduzierten Möglichkeiten geometrischer Abstraktion vor Augen führt. Hierbei stellt sich die Frage nach einer exponentiellen Vervielfältigbarkeit aber auch nach jener konzeptuell spezifischen Strategie, die der Künstler hier ins Treffen führt.
Theresa Eipeldauers strenge, grafisch multiplizierte Bild- und Raumanordnungen, die in pastellen, farblich schwer zuordenbaren Formatierungen ins Bild treten, evozieren einen Übergang von bildnerischen in räumliche Dimensionen, die jedoch weder zwei- noch dreidimensional zu verorten sind. Damit bricht die Künstlerin mit der Illusion, dass Malerei einen tatsächlichen Realitätstransfer bewältigen könne. Optische Replikation und Mimesis stehen im Dialog.
Jugoslav Mitevski lotet in seinen Arbeiten die Bedingungen von Schattierungen, Schraffierungen und geometrischen Platzierungen innerhalb einer grau dominierten Oberflächlichkeit aus. Die Verdichtung der Linienführung einerseits sowie die minimale Ausdehnung von Farbe (blau) auf eine monochrome Grundfläche (grau) halten eine Balance innerhalb des zu kippen drohenden Bildraumes, der stets von seinen Rahmenbedingungen im Zaum gehalten wird.
Benjamin Roth fokussiert auf den Rahmen als Bedingung zur Stützung malerischer Oberfläche. In den gezeigten Arbeiten wird der Rahmen visuell in unterschiedlicher Weise thematisiert, wobei das Bildinnere entweder in den Hintergrund rückt oder durch leichte geometrische Andeutungen sichtbar gemacht wird. Die Oberfläche des Bildes verschwindet folglich im Prozess der Bildwerdung ihrer eigenen Realität.
Text: Walter Seidl
Michael Bauch, *Hamburg 1951, lebt und arbeitet in Hamburg.
Theresa Eipeldauer, * Wien 1985, lebt und arbeitet in Wien.
Jugoslav Mitevski, * Backenheim 1978, lebt und arbeitet in Berlin.
Benjamin Roth, * Amsterdam 1975, lebt und arbeitet in Amsterdam.
Theresa Eipeldauers strenge, grafisch multiplizierte Bild- und Raumanordnungen, die in pastellen, farblich schwer zuordenbaren Formatierungen ins Bild treten, evozieren einen Übergang von bildnerischen in räumliche Dimensionen, die jedoch weder zwei- noch dreidimensional zu verorten sind. Damit bricht die Künstlerin mit der Illusion, dass Malerei einen tatsächlichen Realitätstransfer bewältigen könne. Optische Replikation und Mimesis stehen im Dialog.
Jugoslav Mitevski lotet in seinen Arbeiten die Bedingungen von Schattierungen, Schraffierungen und geometrischen Platzierungen innerhalb einer grau dominierten Oberflächlichkeit aus. Die Verdichtung der Linienführung einerseits sowie die minimale Ausdehnung von Farbe (blau) auf eine monochrome Grundfläche (grau) halten eine Balance innerhalb des zu kippen drohenden Bildraumes, der stets von seinen Rahmenbedingungen im Zaum gehalten wird.
Benjamin Roth fokussiert auf den Rahmen als Bedingung zur Stützung malerischer Oberfläche. In den gezeigten Arbeiten wird der Rahmen visuell in unterschiedlicher Weise thematisiert, wobei das Bildinnere entweder in den Hintergrund rückt oder durch leichte geometrische Andeutungen sichtbar gemacht wird. Die Oberfläche des Bildes verschwindet folglich im Prozess der Bildwerdung ihrer eigenen Realität.
Text: Walter Seidl
Michael Bauch, *Hamburg 1951, lebt und arbeitet in Hamburg.
Theresa Eipeldauer, * Wien 1985, lebt und arbeitet in Wien.
Jugoslav Mitevski, * Backenheim 1978, lebt und arbeitet in Berlin.
Benjamin Roth, * Amsterdam 1975, lebt und arbeitet in Amsterdam.
Dank an:
Galerie Karin Günther, Hamburg.
Galerie Onrust, Amsterdam.
Galerie Petra Rinck, Düsseldorf.
Galerie Karin Günther, Hamburg.
Galerie Onrust, Amsterdam.
Galerie Petra Rinck, Düsseldorf.
Jugoslav Mitevski . Theresa Eipeldauer @ Krobath Wien. Exhibition view
Benjamin Roth . Michael Bauch @ Krobath Wien . Exhibition view
Guido Kucsko @ Krobath Wien Exhibition view
Foto: Rudolf Strobl
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