
Als Begründer der Moderne ist
(1839–1906) heute der wichtigste und berühmteste Maler des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Weniger bekannt ist, dass er auch ein wegweisender Zeichner war, denn dieser Aspekt seines Werkes ist bis heute wenig erforscht und selten ausgestellt. Mit 154 Blättern befindet sich im Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel die weltweit grösste Zeichnungssammlung Cézannes. Dass sie bereits in den 1930er-Jahren angelegt wurde, zeugt von der weitsichtigen Basler Sammlungspolitik.
Zwei Drittel dieses Bestandes stammen aus aufgelösten Skizzenbüchern, die im Hinblick auf die Ausstellung weitgehend rekonstruiert wurden. Als Anfang und Kern des künstlerischen Prozesses erlauben sie die unmittelbare Begegnung mit Cézannes täglicher Zeichenpraxis. Frühe Gewaltszenen stehen neben Porträtskizzen; Kopien nach Delacroix oder antike Skulpturen wechseln sich mit Landschaften und Badenden ab. Durch Wiederholungen und leichtes Variieren des Blickwinkels gewann er Einsichten über die Wahrnehmung und entwickelte ganz neue Möglichkeiten der Darstellung. In seinen Aquarellen hat Cézanne die Zeichnung in eine dynamische Beziehung zur Farbe gesetzt und damit die Tradition hinter sich gelassen. Auch in der Malerei spielt die Linie eine grosse Rolle. Oft führte Cézanne auf der Leinwand eine Vorzeichnung aus und überarbeitete sie mit dem Pinsel, bevor er den eigentlichen Malprozess begann. Die Ausstellung gewährt faszinierende Einblicke in die kreative Arbeit dieses bedeutenden Malers.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Prestel Verlag mit Beiträgen von Anita Haldemann, Henrike Hans, Annegret Seger, Oskar Bätschmann, Fabienne Ruppen, Richard Shiff und Matthew Simms sowie Abbildungen aller in der Ausstellung präsentierten Werke.
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Französischen Botschaft in der Schweiz.

Otto Freundlich (1878–1943) kannte alle und kannte alles. Kaum ein Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich so leidenschaftlich mit den unterschiedlichen Strömungen der Kunst auseinandergesetzt. Persönliche Bekanntschaft, oft auch Freundschaft verband ihn mit den führenden Künstlern fast aller Strömungen der Avantgarde – Expressionismus, Fauvismus, Kubismus, Orphismus, Dadaismus, De Stijl, Bauhaus und den Abstrakten. An gegenseitiger Beeinflussung hat es nicht gefehlt. Und doch verfolgte Freundlich mit seinen Gemälden und Skulpturen, mit seinen Mosaiken und Glasmalereien einen ganz eigenen Weg.
Die Ausstellung Otto Freundlich – Kosmischer Kommunismus will die Arbeits- und Lebenswege Otto Freundlichs abschreiten und die Entwicklung seines künstlerischen und philosophischen Denkens nachvollziehen. Sie lenkt den Blick auf das Werk eines Künstlers, dem die Nazis den Krieg erklärt hatten: Ein beträchtlicher Teil seiner Kunst wurde von ihnen vernichtet, Freundlich zuletzt in einem Vernichtungslager umgebracht. Sein bekanntestes Werk ist bis heute die Plastik „Grosser Kopf“ (1912); sie prangte auf dem Umschlag des Ausstellungsführers zur NS-Schau „Entartete Kunst“. Die Retrospektive weist nach, dass die Nazis nicht nur den Titel des Werks fälschten (sie gaben ihm den noch heute üblichen Titel „Der neue Mensch“), sondern auch die Skulptur selbst: Auf mindestens einer Station der Wanderausstellung „Entartete Kunst“ stellten sie statt des Originals eine plumpe Nachbildung aus.
So politisch aktiv und entschlossen Freundlich war, orientierte er sich nicht an den Kämpfen des Tages, sondern an utopischen Entwürfen. Leitend ist in seinem Œuvre ein alles umfassender Universalismus, den er „kosmischer Kommunismus“ nannte. Mit Freundlichs Verfolgung in Deutschland ist auch ein grosser Teil der frühen Werke verloren gegangen. Allein in der Aktion „Entartete Kunst“ wurden 14 Werke konfisziert. Das in Frankreich verbliebene Werk Freundlichs wurde von einigen Unterstützern auch nach seinem Tod bewahrt und schliesslich in eine Stiftung im Museum Pontoise bei Paris eingebracht.
Die vom Museum Ludwig in Köln konzipierte und nun im Kunstmuseum Basel gezeigte Ausstellung versammelt rund 50 Werke. Die Retrospektive mit zum Teil faszinierenden neuen Forschungsergebnissen macht Freundlichs Werkentwicklung von 1909–1940 nachvollziehbar.