
Veranstaltungsraum des Bundeskanzleramtes
Ausstellung: 14. – 20. 03. 2017
Concordiaplatz 2, 1010 Wien
https://www.kulturkontakt.or.at

Taras Kamennoy (Ukraine), Bojana S. Knežević (Serbien), Lucía Simón Medina (Spanien) und Svetlana Mircheva (Bulgarien).
Das Bundeskanzleramt stellt in Kooperation mit KKA Residence-Stipendien in Wien zur Verfügung. Die StipendiatInnen werden im Rahmen des Artists-in-Residence-Programms vom BKA gefördert und von KKA beratend und organisatorisch begleitet.
Alexandra Carter (USA):
Titel: Forbidden Rooms (The Hall of Bellies – series)
Jahr: 2017, Medium: Cranberry juice on linen 38×38 cm / 15”x15”, Copyright: Alexandra Carter
Die US-amerikanische Künstlerin Alexandra Carter arbeitet hauptsächlich mit Malerei und Zeichnung, die durch Printmedien, Collagen und Performance beeinflusst werden. Sie hat einen Masterabschluss in Bildender Kunst von der Goldsmiths University of London (2015), ein Post-Baccalaureate Certificate in Bildender Kunst von der Maryland Institute College of Art in Baltimore (2012) sowie einen Bachelor-Abschluss in Studio Art von Rhodes College in Memphis (2009). Im Jahr 2016 nahm Carter an Stipendienprogrammen in Qwatz (Rom, Italien), Graniti Murales (Graniti, Sizilien) und Vice ~ Versa Foundation (Goa, Indien) teil. Zahlreiche internationale Einzel- und Gruppenausstellungen folgten. Sie interessiert sich für Themen wie Geschlecht, Maskeraden, Performance und Rituale und erforscht dabei die Anstrengungen, die ein Körper auf sich nimmt, um sich selbst zu kontrollieren oder sich einzudämmen und geht dem manchmal sehr drastischen Bedürfnis nach Katharsis oder Säuberung nach. Dabei arbeitet sie mittels viszeraler Markierung, dem Verschütten, Verwässern und Verfärben von Farbpigmenten auf nichtsaugendem Zeichenpapier, auf der Leinwand oder auf Textilien, und auch mit verschiedenen Übertragungsmethoden, um damit auf einen über seine Grenzen hinausgehenden Körper und seine mentalen Zustände zu verweisen und zu einer Art von narrativer Erzählung zurückzukehren. Besonders oft wird von ihr „Cranberry-Saft“ eingesetzt, da sie – wie sie betont – auf einer Cranberry-Farm aufwuchs. In ihren derzeitigen Arbeiten werden fluide Flüssigkeiten provisorischen Druckwerken gegenübergestellt: Wärme, Acryl und anderen Übertragungsverfahren sind in ihre Fotografien und Bilder integriert. „In meinen aktuellen Installationen stelle ich viele Werke in den Raum, die an Kabeln oder der Decke hängen, benutze ihre Lichtdurchlässigkeit und präsentiere sie als doppelseitige Bilder, die den Betrachter in seine eigene Welt eintauchen lassen“. www.alexandra-carter.com
Vitya Glushchenko (Ukraine):
Titel: People Picking Up 1 Euro (ongoing project)
Jahr: 2017, Medium: series of photographs, Copyright: Vitya Glushchenko
Vitya Glushchenko, Kunstschaffender aus der Ukraine, lebt und arbeitet in Amsterdam. Nach seinem Masterstudium am Institut für Philologie in Kiev, schloss er an der Gerrit Rietveld Academy in Amsterdam sein Studium mit dem Bachelor of Fine Arts ab. Er nahm an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teil. Es ist ihm wichtig, kaum persönliche Informationen zu seinem künstlerischen Werdegang zu hinterlassen, sondern seine Werke per se wirken zu lassen. Glushchenko arbeitet vorrangig mit Interventionen sowie dem Medium der Fotografie und zeigt in Wien seine aktuelle Fotoreihe „People Picking Up 1 Euro“, mit der er bereits in anderen Städten begann.
Hauptmotivation für seine Fotoserie in Wien war, dass das Produktionsbudget, das ihm im Rahmen der Residenz zur Verfügung gestellt wurde, 300 Euro betrug und er diesem Initialbudget entsprechen wollte. Er stückelte das Budget in 300 Stück 1-Euro-Münzen und legte die Münzen an verschiedenen Plätzen in Wien auf den Boden im öffentlichen Raum auf, um sie den Menschen in Wien „im Austausch“ gegen ein Foto zu überlassen. Die einzelnen Fotos dienen der Dokumentation des jeweiligen Prozesses.
Đejmi Hadrović (Slowenien):
Titel: Silent Observer
Jahr: 2017, Medium: Video-Performance, 10 min., Copyright: Đejmi Hadrović
Die slowenische Künstlerin Đejmi Hadrović studierte an der Kunstuniversität Linz und schoss dort ihr Masterstudium in Audio-Visual art ab. Dazu erwarb sie ihren Bachelor-Grad in „Culture and Anthropology” an der Fakultät für Geisteswissenschaften in Koper, Slowenien. Đejmi Hadrović ist aktives Mitglied des Kunstkollektivs V.A.T. und Organisatorin des Kinokabaret-Kurzfilmfestivals in Linz. Sie arbeitet im Rahmen ihres Projekts „Trbovlje New Media Setting“ und New Media Art Festival Speculum Artium mit Kulturinstitutionen zusammen. 2017 erhielt sie den ersten Preis der „Photography Competition CARAVAN NEXT 2017, Maribor“.
Hadrović Arbeit wird von der Kultur in all ihrer Semantik inspiriert. Das Thema ihres Interesses sind die kulturellen Konstrukte, die eine Gesellschaft erschafft, und deren Spiel mit Tabus, Stigmatisierung und kulturellem Handicap, das die Künstlerin in ihre künstlerische Praxis aufnimmt. Der feste Vorsatz von Hadrović ist, mittels ihrer Kunst soziale Normen und Konventionen zu zerstören und nutzt dabei die Medien Video, Fotografie und Performance. Die Künstlerin hinterfrägt in ihren Werken die gesellschaftlichen, medialen und digitalen Formen von Identitäten und deren Konstruierbarkeit. Dabei geht sie der Frage nach, was der Einzelne selbst von sich preisgibt, wie er selbst eine Kunstfigur von sich schafft und wodurch der Mensch in seiner eigenen Konstruktion beeinflusst wird oder sich beeinflussen lässt. In der Ausstellung am Concordiaplatz wird Hadrović ihre neueste Video-Performance „Silent Observer“ vorstellen, in der eine Frau Anfang 30 einen Monolog über Themen wie Geschlecht, Identität, Migration und Ethnizität und damit verbunden Hindernisse, denen sie begegnet, spricht. Biographische Gedanken enthüllen sich dem Publikum nur mittels der Audio-Aufzeichnung, während im Video die Darstellerin leicht sichtbar ist. Es ist ein klassisches Ein-Personenstück, der Verstand ist die wichtigste Quelle des Geschehens. Die Künstlerin konfrontiert das Publikum mit stets aktuellen Fragen, die durchaus geeignet sind, sich inneren Konflikten zu entziehen und sie fragt sich selbst, ob sie – als Individuum genug für die Gesellschaft getan hat und wenn ja, ob es einen Bezug zur persönliche Verwirrung gibt. Hadrović: „Performance is not only personal; it is sharing common threads of nowadays world and is appealing public to identify with the performer and vice versa.” www.dejmihadrovic.si
Taras Kamennoy (Ukraine):
Titel: Paid Color
Jahr: 2017, Medium: Zeitung, Copyright:Taras Kamennoy
Taras Kamennoy aus der Ukraine graduierte an der Kharkiv State Academy of Arts and Design, (Department of monumental painting). 2014 war er Stipendiat am MOLDOVA YOUNG ARTISTS ASSOCIATION OBERLIHT in Chisinau und 2011 erhielt er den Pinchuk Art Centre-Preis. Neben zahlreichen Einzelausstellungen nahm er auch 2011 an Projekten der group SOSka teil. 2016 stellte er in der Gallery Labyrint (Lublin, Polen) in „I am Ukrainian working“ aus. 2015 war er in der Gruppenausstellung „The School of Kyiv: Leipzig Class. Seminar: Politics of Form” im GfZK – Museum of contemporary art Leipzig zu sehen. Taras Kamennoy beschäftigt sich mit dem ukrainischen und allgemein post-sowjetischen Phänomen der ständigen Erneuerung. Dieses „Erneuerungs-Versprechen“ zeigt sich in der Architektur, die mit billigen und kurzlebigen Materialien hergestellt wird; gleichzeitig verzerrt sie allmählich die symbolische Ordnung der Gesellschaft. Das ist für den ukrainischen Künstler eine so bedeutende Veränderung, dass sie in mehreren Werken von Kamennoy aufgezeigt wurde. Er zeigt Arbeiten, deren Entstehung mit gesellschaftspolitischen Phänomenen und Konflikten zusammenhängen. So nehmen Installationen des Künstlers Themenstellungen auf wie politische und soziale Verwerfungen beispielsweise die Ausbeutung von illegalen Arbeitern auf Baustellen und deren triste Lebens- und Wohnverhältnisse.
In Wien arbeitete er an Interviews, die in der von ihm kreierten Zeitung „Paid Color“ abgedruckt werden. Darin beschäftigt er sich mit der aktuellen Wirtschaftskrise in der Ukraine und dem für die Bevölkerung unerwarteten Anstieg der Preise für grundlegende kommunale Dienstleistungen. Diese Preiserhöhungen waren ein Schock für die Gesellschaft, die mehrheitlich unter sehr eingrenzenden wirtschaftlichen Bedingungen lebt und verursachte hohe Frustration, da man nach der Revolution im Jahr 2014 schnelle Veränderungen erwartet hatte. Wer und warum für diese Krise und ihre Umstände verantwortlich gemacht werden könnte, wird nun diskutiert.http://taras.kamennoy.com/en/
Bojana S. Knežević (Serbien):
Titel: S.U.
Jahr: 2013 – 2017, Medium: mixed media, Copyright: Nemanja Kneževć
Bojana S. Knežević lebt und arbeitet in Belgrad. Sie ist interdisziplinäre Künstlerin und Kunstjournalistin, tätig in den Bereichen Video, Performance, Film, Radio, Tontechnik, audiovisuelle Installation und Kunstpädagogik. Knežević schloss ihre BA- und MA-Studien (New Media Arts) am Department of Fine Arts, Akademie der Künste in Novi Sad ab. Derzeit arbeitet sie an ihrem Doktorat an der Interdisziplinären Kunstwissenschaft an der Universität der Künste in Belgrad. Die Künstlerin ist Mitbegründerin des Vereins, Radio Show / Podcast und Kunst / Medienprojekt Femkanje.
Angespornt durch die „wirklichen“ Performances und auf die Rolle eines Individuums in der heutigen Gesellschaft konzentriert, interessiert sich Knežević für überbordende (oder versteckte) Szenen, soziale Themen und ungehörte Stimmen und sammelt und / oder rekonstruiert Mikrogeschichten und persönliche Geschichten, um die „ultimative Wahrheit“ zu entdecken. Knežević zeigt in Wien ein partizipatives Ausstellungs-Projekt „S.U.“, das teils am Concordiaplatz teils in der Kulturdrogerie, Wien XVIII am 22. 03. gezeigt werden wird. Das „artwork in process“ zeigt die Transformation eines Kunstobjekts – von einer reinen Textinformation hin zu einer audiovisuellen Installation. Das Projekt arbeitet an der Grenze zwischen Kunst, Anti-Kunst, Nicht-Kunst und zeitgenössischer Werbung, indem es sich auf die Wahrnehmung einer künstlerischen Identität, deren Status und deren Position in der heutigen Gesellschaft konzentriert. Durch die Öffnung des Raumes für vielschichtige Interpretationen, ermuntern ihre Projekte zu komplexer Kommunikation und Interaktion zwischen Publikum und Kunstwerk. www.bojanasknezevic.com
Lucía Simón Medina (Spanien):
Titel: Notation 13
Jahr: 2016, Medium: 2×2 m Papier, Bleistift und Stifte, Copyright: Lucía Simón Medina
Lucía Simón Medina erwarb 2016 den Master Bildende Kunst an der Hochschule für Bildende Kunst Braunschweig und zuvor 2010 den Bachelorgrad an der Facultad de Bellas Artes de Cuenca , Universidad de Castilla La-Mancha. Die spanische Künstlerin war bereits in zahlreichen Stipendienprogrammen (unter anderem Stipendium der Akademie der Künste Berlin) und erhielt 2016 den Förderpreis des ZC Goslar St. Barbara „Frauen in Künstlerischen Berufen“, Goslar. Zuletzt zeigte sie ihre Werke in den Ausstellungen „TO A RI E“ im Konsumverein Braunschweig, „Propuestas 2015“ im Z Espacio Cultural Ignacio Zuloaga, Zumaia und „TO A RI E“ im Open Studio in Centrum Berlin. Lucía Simón Medinas künstlerische Forschung befindet sich an der Schnittstelle zwischen Sprache, Logik, Mathematik und Musik. Sie versucht einerseits die Transkriptionen und die Dekonstruktionen von einer Disziplin in die andere zu analysieren, andererseits dem Moment zuvorzukommen, in welchem Gedanken anfänglich konzeptualisiert und in Worte gefasst werden können. Sie interessiert sich beispielsweise für vor-linguistische Denkprozesse und die Rolle der Bewegung als vorsprachliches Kommunikationsmittel. Oft erarbeitet die Künstlerin einen quasi-wissenschaftlichen, systematischen Ansatz, entwickelt komplexe mathematische Notationen und arbeitet mit TänzerInnen und SängerInnen zusammen.
Ihre neueste Arbeit „Goldbach-RSA“, von der sie in Wien einen Ausschnitt zeigen wird, beschäftigt sich mit der Goldbach’sche Vermutung, die eine unbewiesene Aussage aus dem Bereich der Zahlentheorie ist („Jede gerade Zahl, die größer als 2 ist, ist die Summe zweier Primzahlen“). Primzahlen spielen beim asymmetrischen Verschlüsselungsverfahren RSA eine Hauptrolle.
Svetlana Mircheva (Bulgarien):
Titel: Parallel sounds (part of Soundscapes series)
Jahr: 2017, Medium: sketch, installation, computer drawing, plexiglas, Copyright: Svetlana Mircheva
Svetlana Mircheva, bulgarische Künstlerin, schloss die „Industrial design + Multimedia class” der National Academy of Arts in Sofia 2000 mit einem Master ab. 2003 nahm sie an der Sommerklasse von Olafur Eliasson in der IUAV in Venedig teil. Sie arbeitet in den Bereichen Grafikdesign und zeitgenössische Kunst und war Art Director bei großen Werbeagenturen und einer Print-Publikation (Capital Light). Als Künstlerin arbeitet Svetlana Mircheva mit neuen Medien, digitaler Kunst und Design. 2004 wurde sie mit dem International Media Art Award des ZKM, Karlsruhe ausgezeichnet. 2010 gehörte sie zu den FinalistInnen des BAZA- Award for Contemporary Art und 2012 wurde sie von Seiten Bulgariens für den Henkel Art Award nominiert. 2012 fand ihre Einzelausstellung „Possible Exhibitions“ in Nurture Art, Brooklyn, New York statt. Sie nahm an zahlreichen Gruppenausstellungen im In- und Ausland teil. Im Jahr 2015 war sie einer der KünstlerInnen, die in Focus Bulgaria im Vienna Contemporary präsentiert wurden. Mirchevas künstlerische Interessen bewegen sich im Graubereich zwischen Realität und Phantasie. Eine Kombination der Vorstellungen der Künstlerin und der des Betrachters ist notwendig, um die einzelnen Punkte in dem uneinheitlichen Repertoire aus Störungen, gefundenen Objekten, Unvollkommenheiten und Grauzonen zu verbinden. Mircheva verwendet in ihren Werken oft Zufälligkeit, Glücksfälle und Blind Date, um das Vertrauen in Genauigkeit, in Übersichtlichkeit sowie in die Realität unserer Wahrnehmungen über die Welt zu hinterfragen, die durch zeitgenössische digitale Kultur gebildet werden. Aktuell interessiert ist sie an Sprache, Reflexionen und Übersetzungen zwischen Bildern, Worten und Klängen. Sie arbeitet mit Drucken, Installationen, Modellen, Objekten, kurze Videos, digitaler und interaktiver Animationen, verschiedenen digitalen Bilder, Bildern sowie Zeichnungen.
In der Ausstellung am Concordiaplatz zeigt sie die Installation „Parallel sounds“. Bei dieser Installation – einem Teil ihrer Soundscape – Serie – werden Soundreflexe von Tonträgern in Bildobjekte umgewandelt und auf hängenden Plexiglaspaneelen im Raum gezeigt. So entsteht eine Klanglandschaft aus Tönen von Wien.www.svetlanamircheva.com
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