PRO(S)THESIS & POSTHUMAN COMPLICITIES

Im Verhältnis zur Sammlung der Gemäldegalerie entwickelt sich so aus dem xhibit heraus ein Parcours zeitgenössischer Kunstpraxis, der das poetisch-metaphorische Potenzial der Prothese moduliert und dazu einlädt, zwischen historischen und gegenwärtigen Körperbildern zu oszillieren. Den Besucher_innen eröffnen sich damit Blicke auf künstlerische Praktiken, welche die Mitbeteiligung an machtstrukturellen Ordnungen aus der Reserve locken und umdeuten. Dabei werden jene Potenziale enthüllt, die sich hinter dem Schein der technischen Perfektion verbergen.
Im Fokus der Schau stehen feministische künstlerische Arbeiten, die mit Ironie und Humor Normierungsansprüchen zuwiderlaufen. Als künstlerisches Artefakt wird die hochstilisierte Prothese dabei zum wirkungsvollen Zeichen von Selbstentwurf und Selbstermächtigung.

Eröffnung | 09.03.2017 | 19 Uhr
Künstler_innen: Viltė Bražiūnaitė (LTU/AUT) & Tomas Sinkevičius (LTU/SWE),
Ausstellung | 10.03.2017 – 14.05.2017

Die filmische und poetische Auseinandersetzung mit dem Massaker auf der Zong bildet das Kernstück der Ausstellung. 1781 war das britische Sklavenschiff Zong auf dem Weg von Ghana nach Black River in Jamaica. Rund 150 Sklav_innen wurden aufgrund ökonomischer Interessen über Bord geworfen und getötet. Dieses Ereignis ist einzig durch die erhaltenen Dokumente des Rechtsstreits zwischen Schiffsinhaber und Versicherung rekonstruierbar. Sowohl die Poetin M. NourbeSe Philip wie The Otolith Group beschäftigen sich mit dem Massaker und seinen Nachwehen.
Paul Maheke behandelt den Körper als Archiv und Mittel, um Subjektivität zu reimaginieren. Seine Arbeit ruft Fragen hervor wie: Kann gewaltvolle Geschichte gegen sich selbst gewendet und produktiv gemacht werden? Wie kann ein Körper Begehren leben, das außerhalb der Norm liegt?
Stefanie Schwarzwimmer beschäftigt sich mit der künstlichen Erzeugung von unnatürlich-natürlichen Realitäten. Ihr spielerischer Umgang mit Kartenmaterial verdeutlicht die Konstruktionsleistung, die hinter der Vermessung der Welt steckt.
Joey Holder oszilliert zwischen Kunsträumen und Onlinemilieus, um digitale Kultur zu reflektieren. Für viele ihrer aktuellen Installationen kollaboriert die Künstlerin mit Meeresbiolog_innen, um die Abschöpfung von DNA-Daten von Tiefseeorganismen kritisch zu kartografieren.
Jennifer Mattes setzt sich, unter Verwendung von Found Footage, mit Jean-Antoine Watteaus Gemälden auseinander. Die in den Bildern dargestellte Vorstellung der höfisch-aristokratischeotn Gesellschaft, die sich auf die Liebesinsel Kythera von der Welt zurückzuzieht, wird als Utopie dekonstruiert.
Wolfgang Tillmans veröffentlichte vor dem drohenden Austritt Großbritanniens aus der EU eine Posterkampagne. No man is an island. No country by itself., titelt eines der Bilder. Globale Verinselung und das Einreißen von Brücken lassen die Möglichkeit neuer Gemeinschaften am Horizont verschwinden.
Viltė Bražiūnaitės und Tomas Sinkevičius’ rotierende Pistole spiegelt selbstreflexiv die Gewalt des White Cube wider. Die Arbeit entsteht ortsspezifisch und verknüpft eine Metadiskussion mit der konkreten und körperlichen Position im Hier und Jetzt des Ausstellungsraumes.
Queer-Feminist_innen und People of Color haben die vorherrschende Kategorie des Menschen radikal herausgefordert. Ihre antidiskriminatorischen Ansätze haben dem Posthumanismus eine Basis bereitet. Sie thematisieren die Kompliz_innenschaft an Geschichten des Othering, die unsere Gegenwart heimsuchen. Ihre produktive und lustvolle Widerständigkeit ist Thema dieser Ausstellung.
Ausstellungen
https://www.akbild.ac.at/resolveuid/16397954eb1c54aaefbb8552fded6350
Rahmenprogramm zu den Ausstellungen:
https://www.akbild.ac.at/resolveuid/e415c49522ae9397975f485d8f262c5e
