
Haus der Kunst
Postwar: Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945-1965
Art Between the Pacific and the Atlantic, 1945-1965
Presse: Mittwoch, 12. Oktober 2016 | 11 Uhr
Eröffnung:
Donnerstag, 13. Oktober 2016 | 19 Uhr
kuratiert von:
Okwui Enwezor, Ulrich Wilmes Haus der Kunst
Katy Siegel Eugene V. and Clare E. Thaw Endowed Chair
Ausstellung: 14. Oktober 2016 – 26. März 2017
Prinzregentenstraße 1
80538 München Germany

Francis Bacon Fragment of a Crucifixion, 1950
Oil, cotton wool on canvas, 158,4 x 127,4 x 9 cm (incl. frame),
Collection Van Abbemuseum, Eindhoven, The Netherlands
Mit der umfassenden Ausstellung
“Postwar: Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945-1965”,
die das Haus der Kunst konzipiert hat, beschreibt zum
ersten Mal in der jüngeren Ausstellungsgeschichte eine
Schau die Nachkriegszeit
als einen wahrhaft globalen Zustand. In dieser pulsierenden
und turbulenten Zeit waren künstlerische Blickwinkel
verwoben mit sozialen, politischen, kulturellen und
technologischen Interessen.
Das Haus der Kunst hat dieses Langzeitprojekt im Mai 2014 in
München mit einem viertägigen, international besetzten Symposium
begonnen. Mit der Präsentation der
Forschungsarbeit aus unterschiedlichsten Regionen der
Welt verfolgt das Haus der Kunst das Ziel, führende und
jüngere Wissenschaftler/innen, Historiker/innen,
Künstler/innen, Kuratoren/innen, Theoretiker/innen und
Studenten/innen zusammenzubringen, um die künstlerischen
Einflüsse und kulturellen Vermächtnisse zu untersuchen,
die die globale Kunstproduktion seit 1945 geprägt haben.

Ibrahim El-Salahi The Prayer, 1960
61,30 x 44,50 cm, Oil on board, Iwalewa Haus, University of Bayreuth,
61,30 x 44,50 cm, Oil on board, Iwalewa Haus, University of Bayreuth,
Bayreuth, Ibrahim El-Salahi © VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Der Begriff “Postwar” beschreibt den Zeitraum nach dem
Ende des Zweiten Weltkriegs 1945. Nach den entscheidenden Siegen
der Alliierten – über Deutschland in Europa und über Japan in Asien
hatte die Weltgeschichte einen Wendepunkt erreicht. Auch im Bereich
der Kunst markiert die Nachkriegszeit einen historischen und
kulturellen Wendepunkt: Sie schwächte die Vormachtstellung
westeuropäischer Kunsthauptstädte und stärkte international die
Präsenz und Dominanz der zeitgenössischen amerikanischen Kunst,
der Populärkultur und der Massenmedien. Der Zustand der Künste
ließ einen klaren ideologischen Bruch erkennen. Der Kalte Krieg teilte
die Welt in zwei Einflussbereiche, und hinter den Begriffen
“Sozialistischer Realismus” und “Abstraktion” verbarg sich eine
simplifizierte Gegenüberstellung von Kommunismus und
kapitalistischer Demokratie, Sozialismus und freiheitlicher
Demokratie, die oft komplexere künstlerische Motivationen verschleierte.
Im globalen Maßstab wurde diese Dichotomie allerdings durch
mehrere Faktoren verkompliziert – durch Dekolonialisierungskämpfe, Unabhängigkeitsbewegungen und antikolonialen Widerstand in Afrika,
Asien und Nahost; selbst als die Machtblöcke des Kalten Krieges
die neuen Nationen umwarben und unter ihre jeweilige Kontrolle zu
bringen versuchten. Diese zunehmend unabhängiger werdenden
Akteure schlugen im Gefolge von Imperialismus und Krieg
ganz andere Ausrichtungen und Allianzen vor; hierzu zählen der
Panafrikanismus und die sogenannte Blockfreienbewegung.

Emilio Vedova Berlin, 64, 1964
105 x 121 x 18 cm, Relief, paper, iron, mixed media on wood,
Courtesy Fondazione Emilio e Annabianca Vedova,
Venice, Italy, Photo © Paolo Mussat Sartor
“Postwar: Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945-1965”
spiegelt die allmähliche Veränderung von Überzeugungen in der
Nachkriegszeit und zeigt, wie sich Kunst und Politik zunehmend
verzahnten und sich unsere Welt zu einer Einheit verflochten hat.
Überall stellte man die Frage: Wie würde eine globale Moderne
aussehen? Wenn wir die Nachkriegsmoderne neu kartieren müssen:
Welche Methoden stehen uns zur Verfügung? Wie groß war der Druck
des Politischen auf das Ästhetische, des Kulturellen auf das
Künstlerische? Und umgekehrt: Wie verhandelten oder untergruben
Künstler, Kritiker und Intellektuelle politische Ideologien, wie
setzten sie sich dagegen zur Wehr?
Die Ausstellung untersucht verschiedene Konzepte der
künstlerischen Moderne wie Abstraktion, Realismus, Gegenständlichkeit
und Figuration. Sie erkundet, wie sich die individuelle Rezeption und
Formulierung der Moderne in all ihren Varianten manifestiert hat.
Indem sie diesen Linien folgt, lädt sie dazu ein, über die
Entwicklung einer Kunst nachzudenken, die Kontinente,
politische Strukturen, Wirtschaftssysteme und institutionelle
Rahmen überspannt.

Yosef Zaritsky Yehiam (Life on the Kibbutz), 1951
Oil on burlap mounted on canvas, 208 x 208, Tel Aviv Museum of Art Collection, Acquisition through a donation from Joseph and Rebecca Meyerhoff,
Baltimore, Maryland, 1975, photo Elad Sarig
“Postwar: Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945-1965”
stellt also ein völlig neues Konzept von Ausstellung dar.
Hier wird die Kunst der Nachkriegszeit zum ersten Mal
aus vielen verschiedenen Perspektiven beleuchtet – Ost und West,
Norden und Süden, Kolonisatoren und Kolonialisierte, Pazifik
und Atlantik. In acht Kapiteln vollzieht die Schau die großen
gesellschaftlichen Veränderungen der Jahre von
1945 bis 1965 nach: “Nachwirkungen:
Die Stunde Null und das Atomzeitalter”, “Form ist bedeutsam”,
“Neue Menschenbilder”, “Realismen”, “Konkrete Visionen”,
“Kosmopolitische Moderne”,”Formsuchende Nationen”sowie
“Netzwerke, Medien und Kommunikation”.
In dieser eingehenden, global ausgerichteten Studie zur Kunst
der Nachkriegszeit berücksichtigen die Kuratoren der
Ausstellung die Gattungen Malerei, Plastik, Installation,
Collage, Performance, Film, Künstlerbuch, Dokument,
Fotografie. und haben insgesamt 350 Werke von 218 Künstlerinnen
und Künstlern aus 65 Ländern zusammengeführt.
Die Ausstellung wird kuratiert von:
Okwui Enwezor (Direktor, Haus der Kunst),
Ulrich Wilmes (Hauptkurator, Haus der Kunst)
Katy Siegel (Eugene V. and Clare E. Thaw Endowed Chair in
Modern American Art und Professor of Art History der Stony Brook University).
Sie steht unter der Schirmherrschaft von
Frank-Walter Steinmeier,
Außenminister der Bundesrepublik Deutschland.

Jean Dubuffet La dame au Pompon, 1946
Mixed media, oil on canvas, 84.1 x 68.6 cm (33.1 x 27 in),
National Gallery of Art, Washington D.C., USA,
Chester Dale Fund 1986.11.1
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2016
Wir danken unseren Gesellschaftern:
Freistaat Bayern
Gesellschaft der Freunde Haus der Kunst e.V.
sowie unserem Hauptförderer, der Alexander Tutsek-Stiftung,
für die jährliche Unterstützung des Programms.
“Postwar: Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945-1965”
wird großzügig unterstützt durch die Kulturstiftung des Bundes,
die Art Mentor Foundation Lucerne, und das Goethe-Institut;
weitere Unterstützung haben die Gesellschaft der Freunde Haus der
Kunst e.V. sowie die Ford Foundation, New York bereit gestellt.
Der umfassende und reich bebilderte Katalog erscheint bei Prestel
Publishing, hrsg. von Okwui Enwezor, Katy Siegel und Ulrich Wilmes;
mit 36 neuen Beiträgen, ca. 65 Euro, ca. 800 Seiten;
ISBN 978-3-7913-5584-9 (englische Ausgabe),
ISBN 978-3-7913-5583-2 (deutsche Ausgabe).
Stiftung Haus der Kunst München,
gemeinnützige Betriebsgesellschaft mbH
Prinzregentenstraße 1
80538 München Germany