THOMAS PALME

MARTINETZ
THOMAS PALME
PALM – CAT 666
Friday, 2. september 2016 | 6pm
special opening hours:
Saturday, 3. September 2016 | 12 – 8 pm
Sunday, 4. September 2016 | 12 – 4 pm
Moltkestr. 81 | 1. Etage | 50674 Köln
unnamed.jpg
Thomas Palme, “Dung and death”, 65 x 50 cm, graphite on paper, 2016

PALM – CAT 666
Opening reception:
Friday, september 2nd, 7 pm
Special opening hours:
Saturday, september 3rd, 12 – 8 pm
Sunday, september 4th, 12 – 8 pm
On view through october 14th 2016

Miaow: Just like the Baroque – only without God.

The Sphinx is a mythological creature composed of the body of a lion, the wings of a bird and a human head, it symbolizes the demon of doom and destruction. The Sphinx can also be understood as an allegory for the eternal human inner struggle, a struggle between the mind and the animalistic needs of the body.

Thomas Palme, Dung and Death, 2016 Miau: Wie Barock – nur ohne Gott Die Sphinx,
ein Mischwesen aus Löwenkörper, Flügelwesen und Menschenkopf, lässt sich als Dämon der Zerstörung und des Unheils begreifen. Als Sinnbild für den ewigwährenden inneren Kampf des Menschen, trotz seines sich aufschwingenden Verstandes samt kühlen Kopf in einem viel zu dominierenden, animalisch-fordernden Leib zu stecken. In seinen aktuellen Zeichnungen dreht Thomas Palme am Wesen der Sphinx, indem er einen Katzenkopf auf einen Menschenkörper setzt. Der Dreh gibt den gezeichneten Hybriden eine erstaunliche Schlagkraft. Denn Palmes Katzenköpfe sind nicht von irgendwelchen Niedlichkeiten geprägt, sondern es sind kraftvolle, ernste Antlitze, welche ihrer Überlieferung als magisches Hexentier alle Ehre machen. Stolz, unberührbar, raubtierhaft und von listiger Geschmeidigkeit nehmen sie unseren Blick auf. Für euch gibt´s hier nichts zu durchdringen, sagt dieser Blick, denn dazu seid ihr zu schwach! Und so gleitet unser Blick vom Katzenkopf ausgehend den darunter steckenden, nicht selten leidenden menschlichen Körper hinab. Der an Körper und Seele geschundene Mensch ist Palmes großes Thema.
Thomas-Palme-Weib-und-Zeit-65x50cm-2016-72-dpi.jpg
Thomas Palme, Weib und Zeit, 65x50cm, 2016
Der begleitende Schwanengesang zum Zerfall des Fleisches. Wie ein dunkler spiritueller Schrei in die Leere zieht Thomas Palme seit vielen Jahren seine Graphitbahnen auf dem Papier, mal mit aller Kraft, um den Abgrund in jedem Strich zu vergegenwärtigen, mal so leicht und zärtlich wie man der Feier des Lebens nur begegnen kann. Schönheit und Hass, Liebe und Hässlichkeit – die Fallhöhen dieser mit 75 x 100 cm nicht eben kleinen Zeichnungen bleiben Kontrastmittel in Palmes Bildwelt. Das Bekleidungsprogramm der Katzenhybriden macht zudem deutlich, dass hier die Menschheit in seiner Ganzheit quer durch alle Zeiten, Geschlechter und Klassenunterschiede angesprochen wird: Lumpen und pompöse Kleider finden sich neben Trachtenkleidung, Jägermänteln bis hin zum Yoga-Outfit inklusive Puma-Sportsocken. Dieser umspannende Ansatz entspringt durchaus einer barocken Weltsicht: Wer war Tor, wer Weiser, wer Bettler oder Kaiser? fragt ein barocker Stahlstich, der vier Totenschädel mit den jeweiligen Insignien, vom Bettelstab zur Kaiserkrone zeigt. Doch während die barocke Weltsicht noch einen Halt im christlichen Glauben aufzubringen verstand, ist der Sturz bei Palme bodenlos: Ja, im menschlichen Erleiden und Erdulden wie im Barock – nur ohne Gott. Was bleibt? Die Rückbesinnung auf den (eigenen) Körper? Man braucht nur die fleischlichen Posen der Zeichnungen zu studieren, um zu erkennen, dass Palme der „Idee Körper“ alles abverlangt, was dieser zu geben imstande ist. Von rodinhaft-expressiven Posen bis hin zu allen möglichen körperlichen Ausdrucksformen zwischen Lust und Schmerz. Christlich motivierte Anspielungen von Bestrafung, Geißelungen, Diabolik (Hörner! Hupen!) Selbsterniedrigung, Sündhaftigkeit sind ebenso Legion wie körperlich-sexuelle Höhenflüge, welche sich zum Teil in bizarren Haltungen manifestieren. Welch ein Tanz auf der Müllhalde unserer Existenz! Wenigstens spricht aus den Katzengesichtern Unabhängigkeit und Stolz. Die im Ausstellungstitel (und einigen Zeichnungen) zitierte Zahl 666 gibt uns einen weiteren Schlüssel. Es ist die Zahl der Unvollkommenheit aus der Offenbarung des Johannes. Sie steht für das menschliche Scheitern aller, die sich gegen Gott stellen. Es ist das Kennzeichen des wilden Tieres, einer menschlichen = ungöttlichen Anti-Kultur, welche weder Frieden noch Sicherheit zu bringen versteht. Doch Palmes wildes Tier ist ein domestiziertes Katzentier, das mit dem tierisch-menschlichen Leib auf ewig verbunden ist – und sich von keiner übergeordneten Instanz marginalisieren lässt. Im Gegensatz zur dämonischen Sphinx, dem Katzenkörper mit Menschenkopf, strahlen Thomas Palmes Hybriden als Katzenköpfe mit Menschenkörpern etwas Gegenteiliges aus: Hier zieht nicht der tierische Körper den menschlichen Geist hinab – sondern der tierische Geist erhebt den menschlichen Körper. Ein tröstendes Regulativ.
Arne Rautenberg
Brus-Palme-Pina-Bausch-small-1.jpg
Günter Brus + Thomas Palme, “Pina Bausch”, 98,8 x 74,4 cm,
graphite and ink on paper, 2015
Zusätzlich und thematisch passend zu dieser Ausstellung, werden noch drei neue Gemeinschaftsarbeiten von Günter Brus und Thomas Palme gezeigt.

Leave a Reply

Please log in using one of these methods to post your comment:

WordPress.com Logo

You are commenting using your WordPress.com account. Log Out /  Change )

Facebook photo

You are commenting using your Facebook account. Log Out /  Change )

Connecting to %s