
Unteres Belvedere Orangerie
INSPIRATION FOTOGRAFIE
VON MAKART BIS KLIMT
Pressekonferenz:
Donnerstag, 16. Juni 2016 | 10 – 11 Uhr
Donnerstag, 16. Juni 2016, 19 Uhr
Ausstellung: 17. Juni – 30. Oktober 2016
Rennweg 6, 1030 Wien
Gustav Klimt, Nach dem Regen (Garten mit Hühnern in St. Agatha), 1898
© Belvedere, Wien Öl auf Leinwand, 80x40cm
NSPIRATION FOTOGRAFIE
VON MAKART BIS KLIMT
Die Erfindung der Fotografie im Jahr 1839 löste bei Künstlern Faszination und Schrecken
zugleich aus: Hatten beispielsweise Porträtmaler zu Recht Angst vor einem drastischen
Rückgang ihres Geschäfts, entdeckten andere rasch die zahlreichen Möglichkeiten, die
ihnen das neue Medium eröffnete. Sie benutzten es, um ihre Werke in billigen
Reproduktionen unter die Leute zu bringen und auf demselben Weg Kenntnis von den
neuesten Trends im internationalen Kunstgeschehen zu erlangen. Doch auch als
Erinnerungsstützen oder direkte Vorlagen wurden Fotografien bald unentbehrlich. Viele
Maler lernten, selbst mit der Kamera umzugehen, oder beschäftigten Berufsfotografen,
die hier eine spezielle Marktnische vorfanden. Auf Reisen, im Atelier und im
Kunstunterricht wurde unermüdlich fotografiert ernsthaft oder zum Spaß , was
Lichtbilder hervorbrachte, die sich von den Konventionen weit entfernten.

August von Pettenkofen, Ungar. Bauernfuhrwerk am Wasser,
1870/80 © Belvedere, Wien 25 x 43 cm, Öl auf Holz
Die Ausstellung Inspiration Fotografie. Von Makart bis Klimt in der Orangerie des
Unteren Belvedere präsentiert vom 17. Juni bis 30. Oktober 2016 ein Thema, das an
einem Tabu rührt. War den Zeitgenossen sehr wohl bekannt gewesen, dass Maler von Hans Makart bis zu den Mitgliedern von Gustav Klimts Künstler-Compagnie eine ausgesprochene Vorliebe für die Fotografie hatten, man sie auch in der Akademie in
Wien betrieb und sammelte, redete man nach 1900 nicht mehr offen darüber. Der spielerische und kreative Umgang mit dem Medium, der bisher üblich gewesen war, ging genau zu dem Zeitpunkt verloren, als die Wiener Secession erstmals Lichtbilder als eigenständige Kunstwerke ausstellte. Maler als Fotografen und Fotosammler zu entdecken eröffnet uns einen Blick in eine bisher ungeahnte Bilderwelt.

Carl Johan Peyfuss, Modell in Peyfuss‘ Atelier, um 1895
© Photoinstitut Bonartes, Wien Nach einem Glasnegativ
Das Interesse für das technische Bild zieht sich durch das gesamte Spektrum der Malerei des 19. Jahrhunderts: Wer sich auf Historiengemälde oder auf Orientbilder spezialisierte, wer dem Raumausstattungen, repräsentative Porträts oder intime Genreszenen schuf, verzichtete nicht auf die Fotografie. Die ursprüngliche und durchaus nicht unbegründete Angst vor der Marginalisierung der bildenden Kunst durch die Technik verwandelte sich in eine erfindungsreiche Integration der neuen Möglichkeiten in den eigenen Schaffensprozess wie kreativ österreichische Künstler dabei vorgingen, wird nun
erstmals mit zahlreichen Beispielen belegt. Schon die kleinen Daguerreotypien spiegelnde Einzelstücke mit faszinierend präziser Zeichnung dienten etwa Josef Kriehuber als Vorlagen für druckgrafische Porträts, doch erst das ab den 1850er-Jahren sich durchsetzende Papierbild bot den Malern tatsächlich neue Anwendungsmöglichkeiten. Noch waren sie erwünschte Retuscheure der wenig detailreichen Fotografien, doch schon Carl Rahl und Friedrich von Amerling ließen eigene Entwürfe fotografieren, um sie farbig zu überarbeiten: Das vervielfältigbare Lichtbild machte aus einer Skizze den Ausgangspunkt für mehrere malerische Varianten. Auch das Malen auf eigens dafür gekauften Fotografien wiesen selbst anerkannte Meister wie Franz Alt nicht von sich. Und die Akademie der bildenden Künste in Wien erwarb ab der Mitte der 1850er-Jahre Fotografien inund ausländischer Provenienz in allerhöchster Qualität wer sich in Frankreich oder München mit den neuesten Strömungen der Malerei vertraut machte, lernte ganz von selbst, Fotografien zu schätzen und als Inspiration oder Unterrichtsmaterial zu nutzen.

Unbekannter Fotograf, Tableau Vivant nach Hans Makarts „Siesta am Hof der Medici“, 1898 © Österreichische Nationalbibliothek, Wien
Albumin, 19 x 24,3 cm